Spuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
daß in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

Margaret Fishback Powers


Ja, ich sehe mich als einen sehr gläubigen Menschen an, als einen Menschen,der einen tiefen Glauben an Gott in sich trägt.Nach all den "Achterbahnfahrten " in meinem Leben , Grenzerfahrungen, die ich machen musste, steh ich heute hier und sage:So schwer es auch war, aber Gott hat mich nicht einen Augenblick allein gelassen, auch wenn ich so manches Mal daran zweifelte- aber es war nicht an dem!Immer sandte er mir auf seine Art seine Zeichen und diese Gewissheit, immer von IHM getragen und geführt zu werden, und das gibt mir unheimlich viel Kraft.

Es wardas Jahr 1999- ich war am Boden zerstört- hatte gerade die Scheidung hinter mir und saß in einem Loch, wie es dunkler nicht hätte sein können. Das sind dann solche Phasen, wo diese Frage nach dem Sinn des Lebens sich sooooo breit macht.Ich hatte keinerlei Perspektive, hatte begreifen müssen, dass mein schöner Traum wie eine Seifenblase zerplatzt war.....und sagte gewiss mehr als einmal sehr enttäuscht:"Nun Gott,ich habe alles gegeben,um unsere kleine Familie zu erhalten- und doch sollte es nicht sein! Nun sitz ich hier, weiß den Weg nicht und fühl mich ganz schön von dir allein gelassen!"

Genau in dieser Phase "begegnete"ich dem Liedtext von Margaret Fishback und ich muss einfach im Nachhinein anklingen lassen:
wenn man das Lied zum ersten Mal hört,dann berührt es ungemein- es ist der letzte Abschnitt...."wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen!"Da hab ich wahrlich eine Gänsehaut bekommen.

Und ich sage heute, nach so vielen Situationen der Auseinandersetzung in meinem Leben: Gott war IMMER da , denn wenn ich es auch zu Beginn nicht einordnen konnte- ich hatte in jeder dunklen Zeit einen Menschen an meiner Seite, der ein Stück des Weges mit mir ging, so lang,bis die Situation ausgestanden war. Diese Wegbegleiter, ganz unabhängig vom Geschlecht,Alter oder sonst etwas , zeichneten sich durch eines aus: sie erschienen wie aus dem Nichts in meinem Leben- waren von ihrer Persönlichkeit,ihrem "Menschsein"wie geschaffen für meine jeweilige Situation - es waren einfach Menschen, die eine enorme Herzlichkeit ausstrahlten.

Und denke ich an den Menschen, der mir zuletzt ins Leben gesandt wurde,der mit all seinem Verständnis, seiner Treue einen Weg mit mir ging, der an Schwere und Auseinandersetzung alles bisherige übertraf, dann sage ich voller Überzeugung: es gibt weit mehr zwischen Himmel und Erde, was wir uns vorstellen können!Dieser Mensch ist das größte Geschenk meines Lebens, denn er vollbrachte Unglaubliches!


Ich glaube auch fest daran, dass jeder Mensch seinen ganz individuellen Weg zu gehen hat und dass es äußerst wichtig ist, die dunklen Seiten des Lebens kennen zu lernen, denn wie sollen wir sonst unsere Persönlichkeit entwickeln? Wir müssen geschliffen werden und das tut halt oft sehr weh- doch um das Helle schätzen zu können, muss ich auch das Dunkle erfahren.Ich habe früher gesagt, dass mein Leben ein großer Kampf ist, doch heute sage ich:alles,was ich an Schmerz erfuhr, hat mich doch im Grunde zu dem gemacht,wer und was ich heute bin! Und ich bin nicht verbittert geworden,oh nein, nie zuvor habe ich Leben als so lebenswert empfunden, denn heute,da weiß ich,wo die wahren Werte verborgen sind!Heute kenne ich den Weg, der mir zeigt, wie ich durch mich selbst ein wertvolles Lebensgefühl erschaffe!
Heute bin ich so weit, dass ich sage:"Hallo Leben, was schenkst du mir als Nächstes?" ...denn ich ordne alles, auch den Schmerz heute so ein,dass es für mich in irgendeiner Weise eine Erfahrung mit sich bringt,durch welche ich weiter wachsen darf.

Es heißt so schön:

"Kommt dir ein Schmerz, so halte still und frage, was er von dir will."

"Richte nicht und verdamme, denn du weißt nicht, warum etwas geschieht!"

Getragen von diesen Gedanken gehe ich meinen Weg und ich gehe ihn mit meinem unerschütterlichen Vertrauen in Gottes Führung, denn ich werde nie vergessen, dass er in allen Situationen ganz leise zu mir spricht:

"Wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen!"


Linda



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