Bei den Nonnen von Bethune

Dass Bucki nun nicht mehr präsent,
war bald niemanden mehr fremd,
trotzdem ging es nicht so schnell,
mit der Erstürmung von Rochelle.

Der Krieg schon lange dauerte,
dass Ludwig sehr bedauerte,
Seeluft sei nicht seine Sache,
dass er zum Schloss sich nun aufmache.

Damit er nicht alleine ritt,
nahm er die Musketiere mit,
die sich freuten auf Paris,
das Lageressen war zu mies.

Und d´Artagnan konnte nun endlich,
nach Conni suchen, die so schändlich,
an unbekannten Ort versteckt,
sich ihre alten Narben leckt.

La Porte, er wusste zu berichten,
wollte d´Artagnan sie sichten,
Bethune sei ihr Auffanglager,
Vergnügen knapp, die Gegend karger.

D´Artagnan stürmte nach Hause,
hielt nichts von der Mittagspause,
die Herzensdame schon in Sicht,
macht er sogar Doppelschicht.

Wen sieht er da in dem Gedränge,
wen mustert er mit so viel Strenge?
Den Herrn in Schwarz mit Augenklappe,
aus Fleisch und Blut, nicht als Attrappe.

„Du bist´s!“ rief d´Artagnan herüber,
der Blick des Schwarzen wurde trüber,
trieb sein Pferd durch das Gewühl,
„Er mag mich nicht, sagt mein Gefühl!“

Dass d´Artagnan ihn nicht erwischt,
sei euch hier nun aufgetischt.
D´Art sah seinen Rücken nur,
Rochefort war flüchtiger Natur.

Doch verlor jener Geselle,
ein Blatt Papier an dieser Stelle,
das einzig einen Ort beschrieb,
wohin es ihn gerade trieb.

„Armentières, wo das wohl liegt?“
Athos bald zur Frage kriegt,
als d´Artagnan zurückgekehrt
und seine Freunde schnell beehrt.

„Ich kenn den Ort“, sprach Athos leis´,
der auf alles etwas weiß.
„Wenn ich nicht irr´“, sprach er versonnen,
„ist es nicht weit von deinen Nonnen.“

Geduld war nicht des Burschen Stärke,
so ging er auch sogleich zu Werke,
auf die Pferde mit den ander´n,
denn so weit mocht´ er nicht wandern.

Was trieb Mylady unterdessen?
Sie sollten wir noch nicht vergessen,
sie füllte hier gut fünfzig Seiten,
da kann sie Ärger schon bereiten.

Aus England kam sie ohne Wunde
und schrieb dem Kardinal die Kunde,
wollte sich erst ´mal verstecken,
um die Lage abzuchecken.

Für diesen Plan wählte die aus,
Bethunes Christus Frauenhaus,
ein paar Tage Klosterleben,
sollte ihre Laune heben.

Um danach weiter zu reisen
und auf ihrem Gut zu speisen,
das der Kardinal ihr doch versprochen,
sein Wort hatt´ er noch nie gebrochen.

Die Chefin jener Klostermauern,
meinte, sie müsse sehr bedauern,
man hätte keine Unterkunft,
so sprach das Herz und die Vernunft.

Woraus Mylady sofort schloss,
hier Richi keine Gunst genoss,
wo Nonnen sich direkt vermählen,
ließ sich auf´s Management nicht zählen.

„Ihr meint, ich käm´ vom Kardinal?
So lasst ihr mir nun keine Wahl,
euch die Wahrheit darzulegen,
ich flücht´ vor ihm auf allen Wegen.

Dem König dient mein ganzes Herz,
erfüllt mich auch der große Schmerz,
ihn nur noch defensiv zu sehen,
darum musste ich eiligst gehen.“

Das überzeugt Frau Abt nun doch,
es hier nicht sehr nach Lüge roch
und reicht die Hand ihr, weich und zart.
„Erholt euch von der langen Fahrt.“

Und ihr Gesicht sich auch erhellt.
„Ich denk´, dass es euch hier gefällt.
Niemand wird euch hier belästigen,
auch euren Glauben könnt ihr festigen.“

Mylady dankt, wie´s sich geziemt
und eine arme Seele mimt.
Sogar die Beine schienen zu wanken.
„Frau Abt, wie kann ich euch nur danken?“

Die Äbtissin sie zur Seite nimmt.
„Lasst euch Zeit, das kommt bestimmt.
Doch wollt ihr mir nicht erst erzählen,
wie die Verfolger euch so quälen?“

Mylady überlegte flink,
am besten ist´s bei einem Drink,
denn die Geschichte, wenn auch schlicht,
bekommt auf leeren Magen nicht.

Die Story, die sie nun ersann,
ihr flüssig von den Lippen rann.
Mit Seelenschmerz reichlich verziert,
was die Äbtissin arg schockiert.

„Mylady, was sie mir berichten,
deckt sich so ziemlich mit Geschichten,
die ich von Richelieu vernahm,
so bleiben sie mit ihrem Kram.

Damit sie nicht alleine sind,
erzähl ich ihnen noch geschwind,
dass ein andrer Gast hier weilt,
der das gleiche Schicksal teilt.“

„Frau Abt, ich gebe gerne zu,
hier finde ich ersehnte Ruh´,
und packt mich doch einmal das Schaudern,
habe ich jemanden zum Plaudern.“

„Das wird sicherlich sehr schön,
ihr seid als Lady angenehm
und Ketty würde sich sehr freuen,
nur Nonnen sie hier sonst betreuen.“

Worauf Mylady flugs erbleichte,
als der Name sie erreichte,
so war es ihre alte Zofe,
die nun ging auf diesem Hofe.

Gut, dass sie hier angetroffen,
eine Rechnung war noch offen,
war sie einfach abgehauen,
das kann die Laune schon versauen.

„Sicherlich bin ich bereit,
zu helfen dieser armen Maid.
Werd´ mit ihr reden, so schnell es geht“,
sie dabei beide Backen bläht.

Am Nachmittag, drei Stunden später,
traf sie ihren Hausverräter,
kniend in der Sakristei
mit ihrem hübschen Konterfei.

Doch Ketty sah so anders aus,
das lag bestimmt am Klosterschmaus,
Stimme, Haar und Körperhaltung,
entsprachen nicht Kettys Gestaltung.

Was Mylady überzeuge,
sich dort nicht die Zofe beugte,
die sie aus Paris noch kannte,
gegen die ihr Hass so brannte.

„Ich hörte, dass sie angekommen“,
sprach die Fremde prompt verschwommen.
„Euch die Chefin wahrlich pries,
sagt, wie geht´s so in Paris?“

Mylady sprach ganz unverfänglich.
„Paris ist immer noch vergänglich.
Es ist wie man es sehen will,
so sprach zuletzt der Herr Treville.“

„Ihr kennt Treville, den alten Recken?
So könnt ihr sicher mir auch stecken,
wie es den Musketieren geht,
wurden sie alle umgemäht?“

„Nein, nein, so schlimm ist es noch nicht,
sie leben trist im schlechten Licht,
des Kerzenscheins im Abendlager
und auch die Kost ist ziemlich mager.“

„Kennt ihr Athos und den Rest?“
Die Fremde nun vernehmen lässt.
„Natürlich, oftmals sah ich sie,
wohnten sie mir doch vis-à-vis.

Ganz besonders d´Artagnan,
ich an meine Seite nahm.“
„So geht´s ihm gut, sagt es geschwind!“
„Keine Frage, gutes Kind.“

Mylady dämmerte es bald,
wem hier ihre Rede galt,
war es nicht Ketty, die versteckt,
es wurde Connie hier gedeckt.

Was für eine Möglichkeit,
endlich kam die Rachezeit!
Die Kleine konnte sicher nützen,
wollt sie d´Artagnan doch schützen.

Mylady musste nun forcieren,
wollte sie nach Rache gieren.
„´s wird noch eine Weile dauern,
kommt er hier in diese Mauern.“

„Nein, ihr irrt“, sprach die Constanze,
„schon fortgelegt ist seine Lanze.
Und bald auf den Weg hierher,
lest dies Schreiben, bitte sehr!

Ich erhielt diese Notizen,
gestern früh von den Novizen,
Er ist schon sehr früh aufgebrochen.“
Mylady begann darauf zu kochen.

Da bat Rochefort um ihr Gehör,
wenn es sie jetzt zu sehr stör´,
Mylady ließ ihn nicht lang warten,
traf ihm in dem Rosengarten.

Nachdem sie alles ausgetauscht,
was sich bisher aufgebauscht,
entschied Mylady wild entschlossen:
„Hol die Kutsche mit den Zossen!

Wir werden hier sogleich verduften,
wenn sie in der Küche schuften“,
ein Lächeln um die Augen glitt,
„und wir nehmen Conni mit.“

Zurück bei Conni sprach de Winter
und ihr Ton war nun bestimmter.
„Ich es gerad´ nicht ´rausgewürgt,
doch dieses Schreiben ist getürkt.

D´Artagnan ist in Rochelle,
packt nun eure Sachen schnell,
der Kardinal euch dieses schrieb,
und die Schergen zu euch trieb.“

Conni konnte es nicht glauben,
ließ die Hoffnung sich nicht rauben,
sprach von Warterei und Lohn,
am Tore harrt die Kutsche schon.

Mylady aber überzeugte
und als sie sich zum Fenster beugte,
sah sie ferne Reiter eilen,
sie durften nicht mehr lang verweilen.

Denn dies war d´Artagnan, bestimmt,
Mylady sich dem Wein annimmt,
bis zum Rand das Glas bedeckt,
mit einem Pulver abgeschmeckt.

Doch nicht Mylady war´s, die trank,
Conni auf den Boden sank,
de Winter eilte zum Gespann
und weiterhin auf Rache sann.

Keine zehn Minuten später,
kam d´Artagnan, doch nicht als Beter,
sah Conni auf dem Boden liegen,
begann sie flugs im Arm zu wiegen.

Doch half es nicht, denn sie war tot,
was keine Diskussion mehr bot.
Sie hatte von dem Wein geleckt
und wurd´ im Himmel eingecheckt.

Die Tränen, die d´Art nunmehr weinte,
die Freunde im Entschluss vereinte,
Mylady ab sofort zu hetzen,
um sie am Jordan abzusetzen.


© Mark Gosdek


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Beschreibung des Autors zu "Nicht sticheln, d´Art (21/23)"

Nun geht´s mit den "Drei Musketieren" auf die Zielgerade.

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