Knastgesang

Noch in der Nacht, schon ziemlich spät,
sich Athos mit dem Rest berät,
was denn nun zu machen wär´,
der Krug vom Wein war lang schon leer.

Nach ein paar heftigen Debatten,
hieß es nun die Sachen packen,
und zu Annas Lover reiten,
dann kann man immer noch sich streiten.

Immerhin war er der Feind,
der Richi und den Roi vereint,
da kann man nicht so hinstolzieren
und eine große Rede führen.

Ein Vorteil als Soldat der Garde,
sah d´Artagnan darin gerade,
dass man sich einen Diener hielt,
der auch macht, was man befiehlt.

Seinen nannte er Planchet,
ein kluger Fuchs, ein scheues Reh,
kannte alle guten Wege,
und dies nicht nur im Wildgehege.

„Planchet, mein Freund, komm doch mal her,
ich gesteh, du fehlst mir sehr,
Urlaub verwehren, kann ich nicht wagen,
wir seh´n uns in vierzehn Tagen.“

„Wo werde ich die Zeit genießen?“
„Dort wo Feindesheere sprießen,
unerkannt in dieser Masse,
fährst du nur Touristenklasse.“

Ein Brief, von d´Art eiligst verfasst,
wurd´ dem Reiter noch verpasst,
dann ritt er in die Dunkelheit,
nun war´s zum Schlafen endlich Zeit.

Im Ablauf dieser vierzehn Tage,
gab Aramis ein Trinkgelage,
in seinem Zelt am Rand der Lichtung,
dort fand er Ruhe für seine Dichtung.

Als sie richtig abgefüllt,
sich ein Fremder dort enthüllt,
d´Artagnan rief: „Oh, ich seh´,
es ist mein alter Freund Planchet!“

Nun begrüßte ihn der Rest,
nur Porthos nicht, denn der schlief fest.
„Was sagt Bucki, der Witwenmacher?“
„Diese Nachricht war ein Kracher.

Das Mylady ausersehen,
konnte er nicht ganz verstehen,
doch hielt er an der Warnung fest,
und nahm die Lady in Arrest.“

„So wurd getan, was möglich war“,
stellte Athos freudig dar.
„Es sind umschifft die letzten Klippen,
nun lasst und fröhlich weiterkippen.“

Tatsächlich war es so geschehen,
wie Planchet es dort gesehen,
als Mylady war gelandet,
sie im Schlosshaft sogleich strandet.

Buckingham war einer dieser,
die als Feldherr immer mieser
gegen seine Feinde ritt,
doch zu Hause selten stritt.

So ließ er die Lady auch nicht hängen,
stellte Wachen in allen Gängen,
einen Kerkermann dazu,
er hatte gerne seine Ruh´.

Bucki selbst sprach sie nur kurz,
alles weitere war schnurz,
wollte keine Feuer schüren,
hatte einen Krieg zu führen.

Mylady´s Macht bestand darin,
zu glänzen als Verführerin,
wenn sie wollte, konnte sie
strahlen wie Madame Jolie.

Und ein Mann sollt´ sie bewachen,
selbst Bucki musst´ darüber lachen,
doch war bekannt, der Auserwählte,
sich als Lover selten quälte.

Er war ein strenger Sittenrichter,
der mit solcher Art Gelichter,
umsprang wie mit Möbelstücken,
da sollt´ eine Flucht nicht glücken.

Doch die Madame war schwer auf Draht,
gab sich in seiner Gegenwart,
reuig, verfolgt und wohl am Ende,
vielleicht bringt dieses ja die Wende.

Felton jedoch, der Kerkerist,
nicht so schnell zu fangen ist,
Mylady legt ´ne Schippe drauf,
so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Sie jammert, schreit und wurde krank,
bekommt dafür den Kräutertrank.
Auch Kopfschmerz konnte nicht sehr zieh´n,
bekämpft er ihn mit Aspirin.

So sprach die Lady insgeheim:
„Wie ich mich geb´, ist schon sehr fein,
doch reicht es nicht, ist nicht naiv,
was ich brauch ist ein Motiv.“

Motive gibt´s wie Sand am Meer,
nur wo bekommt man schnell eins her,
wenn es wirklich ´mal sehr dringend,
fragt Mylady händeringend.

Da kommt der Felton mit dem Essen,
nun konnt sie seine Schwäche messen,
vielleicht es an dem Umstand hängt,
wie der Kerkermeister denkt.

Also frisch mal ausprobiert,
fragt Mylady ungeniert,
wie denn wohl das Wetter sei,
doch diese Frage macht nicht frei.

„Dieser Versuch ging wohl daneben,
muss ich nächstes Mal dann eben,
nach seinen Hobbys mich erkunden,
das hatt´ kein Mann bisher verwunden.“

Doch auch die Freizeit schien bei ihm,
als Gesprächsstoff sehr intim,
was Mylady auch so sah,
so saß sie ratlos nunmehr da.

Vielleicht galt es als Ironie,
dass Bucki ihr die Chance lieh,
indem ein Buch er Felton reichte,
das sein Herz schließlich erweichte.

„Von Bucki kommt nun dieses Buch,
nehmt es schnell fort, es ist ein Fluch,
es sind katholische Gebete,
da platzen mir die Jackennähte.“

Es folgerte das Kellerkind,
für ihn die Zeilen scheußlich sind,
er hielt es nur für knappe Fristen,
was verständlich für Puristen.

Sogleich begann sie das Gejanke,
dass sie Bucki gar nicht danke.
„Dies Geschreibsel ist nicht der Hit,
nur quälen will er mich damit.

Katholisch bin ich wohl erzogen,
hab es aber umgebogen,
zu dienen nun dem wahren Glauben,
er will mir nun die Seele rauben.“

Das war der Code, den Felton brauchte,
er blickte ernst, als sie noch fauchte:
„Nehmt es mit, ich wird´s verschmerzen,
meine Gebete sind im Herzen.“

So zog er ab, der Irritierte,
was zu Ladys Frohsinn führte,
jetzt hatte sie ne echte Chance,
sie war ein Star in ihrer Branche.

Es galt nun gut zu überlegen,
wie sich weiter zu bewegen,
was wohl sinnvoll sei zur Stunde,
derweil ging Felton seine Runde.

Pünktlich kam der Meister wieder,
Mylady lag derweil darnieder,
betend, weinend in den Kissen,
auszutesten nun ihr Wissen.

Der Mond schien so drei Nächte lang,
auf den tiefen See am Hang,
Mylady betete sehr fleißig,
wie lang nicht mehr, seitdem sie dreißig.

Zwischendurch im Monolog,
sie Felton´s Geist auch noch betrog,
erzählte Storys von ´nem Killer,
was heutzutage Psychothriller.

Im Buch der Bücher steht geschrieben,
der siebte Tag zur Ruh´ geblieben,
doch gilt dies nicht für eine Frau,
die machtlos sitzt im Kerkerbau.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (19/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (19/23)

Autor: possum   Datum: 21.06.2014 5:42 Uhr

Kommentar: Lieber Mark deine Zeilen kamen mir gerade recht heute zu meiner verspäteten Mittagspause, schön, dass du schon so früh unterwegs bist ... Danke und schönes Wochenende! LG!

Re: Nicht sticheln, d´Art (19/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 21.06.2014 5:49 Uhr

Kommentar: Liebe Possum, ich habe extra so lange gewartet, dass die Zeilen zu Deiner Mittagspause erscheinen :-) Ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende. LG Mark

Re: Nicht sticheln, d´Art (19/23)

Autor: possum   Datum: 21.06.2014 10:21 Uhr

Kommentar: Danke dies war soooo etwas von lieb! LG!

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