Was nicht jeder wissen soll

An anderen Tage, wie versprochen,
kam d´Artagnan nun angekrochen,
sprach zu Mylady gegen zehn:
„Herrlich ist es, euch zu seh´n!“

So schön das Treffen nun auch war,
um elf wurd´ Madame sonderbar,
d´Artagnan, als Briefstilist,
wusste, was mit ihr nun ist.

So ging er fort mit Ladys Dank,
direkt in Kettys Kleiderschrank,
noch eine Stunde sein Quartier,
sehnt´ sich dort nach einem Bier.

Und als im Geiste er schon schunkelt,
Mylady flugs das Haus verdunkelt,
nun kam der Lohn für seine Müh´,
als Herzog Wardes jetzt sein Debüt.

Langsam er durch´s Dunkel kreuzt,
Ketty kummervoll sich schnäuzt,
was er mühsam ignorierte,
da sein Weg zur Lady führte.

Schließlich öffnet´ er die Pforte,
hin zum lang ersehnten Orte,
tappt hinein wie ein Gespenst,
flüstert: „Schön, dass du nicht pennst!“

Mylady, außer sich vor Glück,
rückt ihm näher, Stück für Stück.
„Wie soll´s gelingen, wenn mein Held,
zu dieser Stund´ noch bei mir schellt?“

D´Art mimt sehr gut Herrn Wardes,
doch der Rest sei uns erspart,
außer Worte und Gesumm´,
kam nichts weiter dabei ´rum.

So wurd´ die Rede langsam lahm,
als sie seine Hände nahm.
„Nehmt diesen Ring hier als Geschenk,
dass ich immer an euch denk.

Nun wird es spät und ihr müsst geh´n,
nehmt euren Hut, sagt Wiederseh´n!“
D´Art entschlüpfte unerkannt,
mit dem Ring an seiner Hand.

Zeitig ging die Sonne auf,
d´Artagnan richt´ seinen Lauf,
hin zu Athos, diesem Schlichten,
um vom Abend zu berichten.

Athos an d´Arts Lippen hing,
betrachtete sodann den Ring.
“Er kommt mir vor wie altbekannt,
nicht jedoch an eurer Hand.“

„So ist es euer, sagt es frei?“
„Das scheint mir jetzt doch einerlei.
Gehörte meiner Großmama,
ich schenkte ihn am Traualtar.“

„Das kann nicht sein, die Frau ist tot,
die euch ihren Körper bot.“
„Ich glaubte auch, mein treuer Freund,
dass sie die Platte schon geräumt.

Wie es auch ist, seid nun gewarnt,
ihr Gift nicht euren Geist erlahmt,
haltet euch fern von dieser Schwester,
sucht euch and´re warme Nester!“

So ging d´Artagnan nach Haus,
die Zukunft sah sehr düster aus.
Doch hielt er sich an Athos Weisung
und ging nicht mehr zur Abendspeisung.

Es ließ ihn auch nicht lang verweilen,
schrieb als Wardes die Abschiedszeilen,
er Ketty damit glücklich machte,
die das Schreiben überbrachte.

Die Lady tobte durch das Haus,
schrie sich fast die Lunge ´raus,
besonders litt sie am Gedanken,
ein Mann verwies sie in die Schranken.

Als die Tränen abfrottiert,
d´Artagnan schnell kontaktiert,
er solle eiligst doch ´mal kommen,
da er ihr Herz nunmehr gewonnen.

D´Artagnan, manchmal naiv,
eilte schnell nach diesem Brief,
in Myladys Domizil
und hielt von Athos´ Rat nicht viel.

Auf dem Sofa lag sie lächelnd,
als d´Artagnan kam, ziemlich hechelnd,
blieb an der Türe stehen, brav,
als Myladys Blick ihn traf.

„Schön, dass ihr gekommen seid,
wurde ja auch langsam Zeit.
Die Sehnsucht, sie verzehrt mich sehr,
bleibt nicht stehen, kommt doch her!“

D´Artagnan war übermannt,
ob des Tricks, der angewandt,
kann ihr nicht mehr widersteh´n,
nicht einmal zu Ketty geh´n.

Mylady rechnet´ sich dies aus,
streckt die Hand zum Blumenstrauß,
biegt die Blüten zu sich her,
glaubt, dass dies romantisch wär´.

„Möchtet Treue ihr beweisen,
greift zu eurem Degeneisen.“
„Keine Frage, holde Maid,
bin zu jeder Tat bereit.“

„Ich wurd´ beleidigt, müsst ihr wissen,
heul´ seit Tagen in die Kissen,
möchte endlich wieder lachen,
ihr müsst Hackfleisch aus ihm machen.“

Auf dem Weg zu diesem Haus,
dachte d´Artagnan sich aus,
war´s auch schwer, er müsste wagen
und der Frau die Wahrheit sagen.

Sprach, als er sich zu ihr setzte:
„Ist schon klar, Tränenbenetzte,
doch wartet mit der Obsession,
diese Story kenn ich schon.“

Als ob es ihm noch nicht genügte,
er sein Wissen hinzufügte:
„Nun ihr seht, den Wardes zu töten,
ist wohl doch nicht mehr vonnöten.“

Sie erbleichte, aufgelöst,
d´Artagnan nun von sich stößt,
schreit und tobt mit viel Gezeter,
wie ein Team beim Foulelfmeter.

D´Art versucht, sie festzuhalten,
lässt dabei die Kräfte walten,
die viel zu stark für das Gewand,
zerriss das Schulterträgerband.

Sie stürzte auf das Sofa nieder,
japste, eng war wohl das Mieder,
mit entblößten Schulterblättern,
kann man sehr gut weiter wettern.

D´Art erstarrte, arg erschrocken,
bemerkte nebenbei dann trocken:
„Mein Gott, ihr seid ja tätowiert,
die Lilie eure Schulter ziert.“

Es schien Mylady noch mehr zu reizen
und mit Flüchen nicht zu geizen,
zog den Dolch aus einem Schuh,
das nenne ich ein Rendezvous!

D´Artagnan hing sehr am Leben,
zog sogleich vom Schaft den Degen,
beide fuchteln wild herum,
Mylady schrie, d´Art blieb stumm.

Und mit einem schnellen Satz,
schaffte er im Raum mehr Platz,
eilte auf das Trottoire,
das noch sehr bevölkert war.

Athos saß zu Haus´ allein,
d´Art stürmte zur Tür herein,
erzählte ihm das g´rad erlebte,
als Athos Herz plötzlich erbebte.

„So ist sie es, mein Teufelsweib,
trägt Lebensatem noch im Leib,
ihr müsst´ von diesem Orte flieh´n,
nur gut, dass wir zu Felde zieh´n!“

D´Artagnan stimmte dem zu,
endlich hatt´ die Seele Ruh´,
Mylady ihn nicht mehr betört,
von Conni hatt´ er nichts gehört.

Den Ring galt es noch abzugeben,
reicht´ ihn Athos, der soeben
über Mylady nachsinnierte
und den Freund ganz ignorierte.

„Ich geb euch diesen Ring zurück,
er ist doch ein Familienstück.“
„Lasst uns geh´n, ihn schnell versetzen
und unsere Kehlen dann benetzen!“

D´Art verneint´, Athos blieb stur.
„´s ist Geld für unsere Garnitur,
sind wir doch des Königs Kämpen,
wollt´ ihr in den Krieg den trampen?“

Diese Argumentation,
war für d´Art der Mühe Lohn,
besser war´s, den Gaul erwerben,
als an Mylady noch zu sterben.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (16/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (16/23)

Autor: possum   Datum: 18.06.2014 6:37 Uhr

Kommentar: Also du mußt ja wirklich Überstunden arbeiten, bei so vielen Zeilen! Danke liebe Grüße!

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