Mylady

Als Porthos zu dem Dom marschierte,
d´Artagnan es sehr begierte,
ihm zu folgen, dort hinein,
Neugierde muss befriedigt sein.

Porthos neue Damenlaunen,
setzten ihn nicht in Erstaunen,
war er vieles schon gewohnt,
dass Porthos sich für´n Job nicht schont.

Als die Rote vorbei gerannt´,
d´Artagnan sich umgewandt,
er hatte sie einmal gesehen,
bei dem Kardinal ´rumstehen.

„Vielleicht weiß sie wo Conni ist“,
rechtfertigt d´Art die kühne List,
„ich werde folgen und dann sehen,
wie gut heut´ meine Sterne stehen.“

Auf den Gaul, flugs hinterher,
ging es durch den Stadtverkehr,
bis hinaus in die Bezirke,
in dem das Geld alleine wirke.

Das Haus, an dem die Kutsche hielt,
auch in diese Richtung zielt,
war befreit bis auf´s Gemäuer,
von des Lebens Armutssteuer.

Sie stieg hinaus, die Rotgewandte,
d´Artagnan sogleich erkannte,
wollte er sich ihr empfehlen,
war kein bess´rer Punkt zu wählen.

Gerad´ in diesem Augenblick,
lächelte dem Helden Glück,
ein Kerl, schwer von Gewicht und Gin,
trat zu der Mylady hin.

Lallte, was die Zunge schwankte,
Mylady um ihr Leben bangte,
d´Artagnan sprang flugs hinzu.
„Böser Dschinn, lass sie ihn Ruh!“

Was dem anderen genügte,
er sich in sein Schicksal fügte,
warf in´s Korn sogleich die Flinte,
torkelte zur nächsten Pinte.

„Mein Herr, ich danke euch, fürwahr,
sah ich mich dem Tode nah.“
„So einfach stirbt sich´s nicht, Madame,
nur Gin aus seine Poren rann.“

„Trotzdem lade ich euch ein,
heut´ bei Tisch mein Gast zu sein,
sollten wir dies schnell vergessen
und ein Häppchen Fruchtquark essen!“

D´Artagnan folgte dem Wunsch,
trat mit ein auf ein Glas Punsch,
ein wenig tratschen tat er gern,
kam sich vor wie Morgenstern.

Und Mylady locker, leicht,
ihm das Glas zu Wohle reicht,
spricht dabei mit viel Geschick
über Frankreichs Politik.

Zu seiner Sicht vom Kardinal,
entgegnet er sehr wertneutral
und ob er England je verließ,
die Frage er weit von sich wies.

So geht der Tag, der Abend dämmert,
d´Artagnan blickt arg belämmert.
„Ich geh nun heim, es ist nicht weit,
komm´ morgen her zu gleichen Zeit.“

Er stakste durch die Tür zum Hofe,
trifft auf dem Flur Myladys Zofe,
Ketty strahlt ihn freudig an,
was er nicht erwidern kann.

Denn auch wenn es nicht geplant,
Amors Pfeil sein´ Weg sich bahnt,
durch das Musketierbehänge
mitten in die Herzensstränge.

Tag um Tag, Nacht um Nacht,
bei Mylady zugebracht,
lässt der Bogenmann nicht locker,
haut nun d´Art vollends vom Hocker.

Eines Abends, so um sieben,
fühlte Ketty sich getrieben,
d´Artagnan kurz abzufangen,
eh´ er zu der Frau gegangen.

„D´Art, mein Prinz, ich will es wagen,
muss euch dringend etwas sagen,
ist sicherlich für euch ein Hammer,
folgt in meine kleine Kammer!“

D´Art, neugierig von Natur,
stellt auch diesmal nicht auf stur,
folgt der Zofe hinterdrein
bis ins dunkle Kämmerlein.

„Nun, was ist?“ fragt er geduldig,
Ketty sieht zum Boden schuldig.
„Verzeiht, mein Herr, aus meiner Sicht,
liebt euch die Mylady nicht.“

„Wie kannst du es dir nur erdreisten,
mir einen solchen Dienst zu leisten?
Ich sage dir, ohne Beweise,
schluck´ ich nicht die Krötenspeise.“

Es war das Stichwort, das sie brauchte,
die Hand in ihre Bluse tauchte,
grinste dabei mild und schief,
hielt in der Hand den Liebesbrief.

„Von Mylady“, sagt sie leis´,
„die von dem Verrat nichts weiß,
ist an Herzog Wardes geschrieben,
doch nun ist er hier geblieben.“

D´Art liest ihn, bleich entsetzt,
seine Augen feucht benetzt.
„Was soll ich noch auf dieser Welt,
wenn sie nicht mehr zu mir hält?“

„Das tat sie nie, seit versichert,
hatt´ über euch doch nur gekichert.“
„Kann ich noch leben, hier am Platz?“
„Ich wüsste da sehr wohl Ersatz.“

Und weitet dabei ihre Augen,
die zum Weiten bestens taugen,
so dass auch d´Artagnan begreift,
was in ihrem Köpfchen reift.

Warum denn nicht? fragt er sich ehrlich,
Mylady wird mir zu gefährlich,
da sind Verbündete vonnöten,
auch wenn sie jung sind und erröten.

„Ich bleib bei dir, mein liebes Kind“,
entgegnet d´Artagnan geschwind.
„Werden einander uns erquicken
und nicht in Politik verstricken.“

Ketty war sehr einverstanden,
schnell sie zueinander fanden,
bis zum Morgen ungestört,
Liebe zum Programm gehört.

Und auch am nächsten Abend d´Art,
bei der Maid gesehen ward,
es ging nicht um Myladys Brief,
es war auch sonst sehr intensiv.

Doch um Mitternacht war´s wohl,
das Klopfen an der Tür klang hohl.
„Mylady will den Schlummertrank,
verstecke dich im Kleiderschrank!“

D´Artagnan nicht ungeschickt,
Ketty´s Rock beiseite rückt,
schlüpft in diesen Holzverschlag,
als Ketty´s Hand die Klinke barg.

Mylady schimpfte ungeniert:
„D´Art mich an der Nase führt.
Kommt nicht mehr, das Ungeheuer,
diese Schmach bezahlt er teuer!“

„Liebt ihr ihn?“ fragt Ketty leis´,
erntet einen Blickverweis.
„Sei doch bitte nicht naiv“,
während sie die Nase schnief.

„Dieser kleine Musketier,
ist ein Schelm, glaube es mir,
seine dunklen Tätigkeiten
dem Kardinal Sorgen bereiten.

Fast hätte er es gar erwogen
und seine Gunst mir ganz entzogen,
schon dieser Umstand einzig reicht,
dass er die Zeche mir begleicht.“

Die Rede war damit beendet,
Mylady sich dem Bett zuwendet,
d´Art den Schritt zu Ketty lenkt,
weiß nun, was Mylady denkt.

Am nächsten Abend d´Artagnan,
den Weg zurück zur Lady nahm.
„Ich war verhindert, so verzeiht,
bin zum Einsatz nun bereit.“

Mylady, mit Medusa Lächeln,
beginnt sich Luft hinzu zu fächeln.
„Es ist vergessen, Herzensschwere,
gebt mir heute nur die Ehre.“

Der Abend floh erstaunlich schnell,
da schlug die Uhr am Wandgestell.
„´s war schön Mylady, dürft nicht lachen,
muss mich nun auf die Socken machen.“

Den Flur entlang zum Eingangstor,
trat Ketty aus dem Nichts hervor,
nahm den Jungen an die Hand,
sich in der Kammer wiederfand.

„Hast du was Neues?“ fragt er flott.
„Myladys Liebesbriefschafott.
Das dritte Schreiben an den Herrn,
das Ende scheint mir nicht mehr fern.“

D´Artagnan den Brief verschlungen,
nun mit seinem Herzen gerungen.
„Gib mir Feder und Papier,
dann schreibe ich die Antwort ihr.

Sie will ihn sehen, diesen Mann,
mal sehen, was ich machen kann.
Schreibe, dass um neun ich komm´,
vorher noch im Garten sonn´.“

Er reicht den Brief der Zofe dar,
sie findet ihn sehr lapidar.
Doch andererseits ist sie gespannt,
welch eine List nun d´Art erfand.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (15/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (15/23)

Autor: possum   Datum: 17.06.2014 5:56 Uhr

Kommentar: Bin wieder ganz artig sitzen geblieben bei den Zeilen! LG! Toll!

Re: Nicht sticheln, d´Art (15/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 17.06.2014 6:15 Uhr

Kommentar: Nur noch achtmal und Du kannst wieder aufstehen :-) Vielen Dank, liebe Possum

Re: Nicht sticheln, d´Art (15/23)

Autor: noé   Datum: 17.06.2014 20:55 Uhr

Kommentar: Hohes Lob vedienen Marks enormer Fleiß und seine Wortfindungsgabe ist beeindruckend.
So könnte es in einem Zeugnis stehen.
Als Zusatz das Folgende im Zitat als Beispiel:
"...und ein Häppchen Fruchtquark essen!“..."
"...es war auch sonst sehr intensiv...."
noé

Re: Nicht sticheln, d´Art (15/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 18.06.2014 4:10 Uhr

Kommentar: Vielen Dank, Noé. Langsam neigt es sich dem Ende entgegen. Wird auch Zeit, mir gehen die Worte aus. War gestern schon im Supermarkt und habe eine Großpackung nachkaufen müssen. Mark

Re: Nicht sticheln, d´Art (15/23)

Autor: noé   Datum: 18.06.2014 7:15 Uhr

Kommentar: DA-her der Fruchtquark!
noé

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