Die drei Musketiere

Der Ball gelang und d`Art war froh,
Queen Anna sah es ebenso.
„Dir, meinem Steine Überbringer,
reiche ich zum Kuss die Finger.“

D´Art wär´ Geld zwar wirklich lieber,
doch gibt er ihr den Lippenstüber.
Constanze ihn zur Tür geleitet,
was ihm wohl viel mehr Spaß bereitet.

Sie steckt ihm eine Nachricht zu,
zu Haus´ liest d´Artagnan im Nu,
sie wollt´ mit ihm die Nacht gestalten
und ganz bestimmt nicht unterhalten.

Saint-Claire um zwölf war angegeben,
d´Artagnan wollte noch eben,
einen Strauß als Blumengruß,
doch leider war schon Ladenschluss.

So eilte er zu der Erwählten,
dass beide heute Sterne zählten,
wie wäre es nur wunderbar,
doch als er kam, war sie nicht da.

Geknickte Zweige im Geäst,
ihn sogleich vermuten lässt,
sie wurd´ entführt im Mondesschein,
es schien ihr Hobby fast zu sein.

D´Artagnan war sich im Klaren,
dass es Richi´s Schergen waren,
die sie ruhiggestellt bei Nacht,
wenn der Mond am Himmel wacht.

Sie nun zu suchen war ohne Sinn,
wusste d´Art doch nicht wohin,
es würd´ ihr sicher nichts geschehen,
er hieß es nach den Freunden sehen.

Gemeinsam mit den ander´n Gecken,
würd´ er Conni schnell entdecken,
irgendwo in ´nem Verlies,
dem sie nun die Ehr´ erwies.

So brach er auf zur selben Stunde,
begann flugs seine Rückholrunde,
in Chantilly beim alten Wirt,
der Porthoswein als Standard führt.

Dieser alte Saftausschenker
erwies sich schnell als Kreuzverrenker,
mit der Nase auf dem Boden,
begann er Porthos groß zu loben.

„Welch ein Edelmann als Gast,
den du nur ganz selten hast!
Nicht so schön ist es jedoch,
bleibt er stets im Kellerloch.“

„So habt ihr ihn dort eingesperrt?“
„Nein, mein Herr, das ist verkehrt,
wie schön wär´ es, käm er heraus,
er säuft mir alle Fässer aus.“

D´Artagnan, er grinst verschmitzt.
„So ist Porthos, wenn er sitzt.
Ich werde euch zur Seite steh´n
und nun flugs hinuntergeh´n.“

Er stieg hinab, so tief und dunkel,
hört von dort auch schon Gemunkel.
„Wer ist es, der den Mut aufbringt
und hier nun mit dem Tode ringt?“

„D´Artagnan, den ihr gelehrt!“
„Ich spute, dass ich nüchtern werd´!“
Drei Stunden und fünf Wasser später,
ist Porthos wieder Volksvertreter.

So geht es weiter ohne Halt
und sahen sie die Kneipe bald,
wo Aramis darnieder lag,
nun schon fast den achten Tag.

Als sie in das Zimmer schritten,
schien der Freund sehr wohl gelitten.
War nicht allein, wie schon gewohnt,
wenn Aramis sich lange schont.

Doch gegen die Gepflogenheiten,
waren es nun Geistlichkeiten,
die das Zimmer trübe zierten,
mit dem Kranken diskutierten.

„Was ihr sagt ist alles Käse“,
verteidigt er gerad´ seine These,
als Porthos kam und d´Artagnan,
die er nicht zur Kenntnis nahm.

Denn nicht so wie sie es sich dachten,
nicht einmal seine Augen lachten.
„Hallo“, sprach er ganz tiefdurchgeistet,
„schön, dass ihr Gesellschaft leistet.

Sollt es auch als erste wissen,
ich wird´ die Priesterrobe küssen,
komm´ nicht mit, muss sehr bedauern,
verschwinde hinter Klostermauern.“

D´Artagnan, sehr ruhig, besonnen,
einen Brief zur Hand genommen
und ihn Aramis darbringt:
„Lest, eh´ ihr Chorale singt!

Diesen Brief gab mir Treville,
der euch wiedersehen will.
Da ihr nicht zu Hause ward´,
er eure Briefe sich erbat.“

Aramis las aufmerksam,
bis ihm eine Träne kam.
„Sie liebt mich doch, oh welche Wonne!
Priester, geh´ mir aus der Sonne!“

Mit einem Satz dem Bett entsprungen,
war sein Entschluss bereits verklungen,
zog über flugs sein Straßenkleid,
grinste dann: „Ich bin soweit.“

Als letztes war es Athos nun,
den es galt noch aufzutun.
Er wartet auf Entschuldigung,
für die derbe Beschuldigung.

Tat dies als freier Mann am Thresen,
schien dort die Maserung zu lesen.
Als d´Art an seine Seite trat,
Athos schon besoffen ward´.

D´Art dachte, um ihn wegzubringen,
werd´ ich von meiner Conni singen.
Kein Mann still einer Story lauscht,
die von Liebesleid berauscht.

Fängt so an mit der Geschichte,
Athos sah ihm ins Gesichte,
als wenn er darauf gewartet hätt´
fällt er ihm ins Satzkorsett.

„Ich kannte einen Graf zu Haus,
er hatte Geld und sah gut aus.
Verliebte sich in eine Maid,
sie war sechzehn zu der Zeit.

Als wenn es ihm noch nicht genügte,
dass er sich mit ihr vergnügte,
musste er sein Hirn verleihen
und das Mädel auch noch freien.

Eines Tages, sie ritten aus,
rutscht sie auf dem Sattel aus,
fällt hinunter auf den Kopf,
er stand dabei, der arme Tropf.

Damit der Atem strömt, befreit,
öffnet er ihr Rüschenkleid,
was prangt auf ihrer Schulter, satt?
Ein eingebranntes Lilienblatt.“

„Das Diebeszeichen ist´s, nicht wahr?“
„Nichts anderes er dort leider sah.“
„Was machte euer Kumpel dann?“
„Knüpfte sie auf am Baumesstamm.“

„Am Hals, so richtig bis zum Tod?“
D´Artagnan wurd´ dabei rot.
„Genau wie ihr es nun beschrieben,
er konnte sie nie mehr so lieben.

Dann gab er auf das Schloss, den Garten,
ließ sich von einem Freunde raten,
als Musketier nur anzufangen,
der Typ ist auch sofort gegangen.“

So endete Athos´ Geschichte,
schlug dabei hart mit dem Gesichte,
auf die Thekenplatte auf,
für etwas Schlaf nahm er´s in Kauf.

Sie legten ihn auf´s Bett zur Ruh´,
aßen, tranken Wein dazu
bis Athos wieder voll bei Sinnen,
dann ritten schnellstens sie von hinnen.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (13/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (13/23)

Autor: noé   Datum: 15.06.2014 9:43 Uhr

Kommentar: Du hast es drauf!
Weiter!
noé

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