Dunkle Wege

Planchet, in seiner Kemenate
bereits schon mit den Hufen scharrte,
„Soldaten sind hereinspaziert
und haben Athos einkassiert.“

„Was sie alsbald zu Conni führt“,
d´Artagnan flugs resümiert,
„muss sie anderorts verstecken,
als bei Athos, diesem Recken.“

Rennt hinaus zum Kopfsteinpflaster,
durcheilt schnurstracks das Straßenraster,
benötigt nicht Navigation,
den Weg kennt er von vorhin schon.

Als das Appartement er erreicht,
Conni gerad´ von dort entweicht,
eilt durch der Straßen dunklen Glanz,
so als ginge es zum Tanz.

D´Artagnan hinter ihr her,
durch Pariser Nachtverkehr
und erreichen das Wohnverlies
vom alten Kumpel Aramis.

D´Artagnans dunkle Gedanken,
sogleich um schlimme Dinge ranken,
schlimmes Ding von ihm genannt,
da es bei ihm nicht angewandt.

Nur zwei Wimpernschläge weiter,
kommt Conni mit einem Begleiter,
tief verhüllt in schwarzem Franck
der ihn verbirgt vor Straßenpack.

D´Artagnan, sehr eifersüchtig,
erkennt die Lage nicht mehr richtig,
ergreift den Mantel unvermittelt,
ein Fremder sich herausgewickelt.

„Sorry“, sprach d´Art tölpelhaft,
nachdem er sich neu aufgerafft.
„Dachte mir, ihr währt ein anderer,
geht nur weiter, Wanderer!“

Der Fremde zuppelt sich am Bart,
dessen Stoppeln sichtlich hart,
und d´Artagnan: „Halt, ich erkenn´,
ihr seid der Herzog Buckingham!“

Conni mischte sich nun ein,
im fahlen Lampen Schummer Schein:
„D´Artagnan, ihr seid sehr wacker,
doch macht euch bitte jetzt vom Acker!“

D´Artagnan, im Widerstreit,
war zur Diskussion bereit,
doch möchte Conni er ergattern,
muss er nun von dannen flattern.

Schlussendlich weicht er doch zurück,
hofft, sein Handeln bringt ihm Glück,
er war ab jetzt Geheimnisträger
und Conni doch ein heißer Feger.

Sie zieht den Herzog mit sich weiter,
durch dunkle Gassen, das war gescheiter,
bis zu einem schwarzen Tor,
es kam ihm sehr bedrohlich vor.

Doch hier passierte ihm nicht viel,
sie sagte nur: „Wir sind am Ziel!“
Wär´ d´Artagnans Vermutung wahr,
wär´ dies ein seltsam´ Liebespaar.

Das Tor geht auf, der Herzog rein,
blinzelt im fahlen Kerzenschein
in einen schwarzen Tunnelflur,
es war schon spät, fast knapp ein Uhr.

Als sei ein gutes Stück gegangen,
sie zu einer Tür gelangen.
Conni zu der Pforte wies,
„Hier entlang, mein Bucki, please!“

Der Herzog, nun allein gelassen,
begann Frankreich erst recht zu hassen,
im Land, wo süße Reben stehen,
muss er durch einen Tunnel gehen.

Doch die Idee verlässt ihn kaum,
erreicht er auch schon einen Raum,
reich geschmückt mit Gobelin
und der schönen Königin.

„Anna!“ rief der Herzentflammte,
sie in seine Arme rammte,
zieht die Luft in seinen Zinken,
„Gib mir bitte was zu trinken.“

Und die Königin, sie weiß,
hier im Keller ist es heiß,
gerad´ wenn Herzen sich aufwühlen,
braucht der Kopf etwas zu kühlen.

„Bucki“, sprach sie liebevoll,
„ich weiß nicht, was ich sagen soll,
dass du mich triffst in dieser Halle,
wir wissen doch, es ist ´ne Falle.“

Der Herzog spricht, nun voll in Fahrt,
auf seine ganz verzückte Art:
„Ich musst dich seh´n, Engelsgesicht,
den Kardinal, den fürcht´ ich nicht.“

„Du musst fliehen, in dieser Stunde,
sonst stellen dich noch Richis Hunde,
das Geschrei wär riesengroß,
für unsere Lieb´ der Todesstoß!“

„Verspreche dir, dass ich gleich geh´,
da ich dich wohlbehalten seh´.
Doch gib mir für das Liebesband,
noch ein kleines Unterpfand.“

Anna sich nicht weigerte.
„Dies Halsband der Roi ersteigerte,
für vierzigtausend Louisdor,
kommt mir ziemlich billig vor.“

Der Herzog nimmt die Königskette.
„Ich sie in mein Herz einbette,
die Steine funkeln gar zu schön,
wir werden uns bald wiederseh´n.“

„Fort nur fort, mein liebster Traum,
die Wachen sind bald hier im Raum,
flüchte aus dem dunklen Saal,
schipper schnell über´n Kanal!“

Der Herzog küsst sie, eilt von dannen,
lässt sich nicht so gerne fangen,
durcheilt den Gang in wilder Hatz,
zurück zu seinem Arbeitsplatz.

Man sieht, ein Staatsmann hat es schlechter
Als der letzte seiner Wächter,
da am Historienbild er malt,
mit Überstunden – unbezahlt.


© Mark Gosdek


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Beschreibung des Autors zu "Nicht sticheln, d´Art (7/23)"

Langsam geht´s nun los mit Dumas`"Die drei Musketiere"

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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art (7/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art (7/23)

Autor: possum   Datum: 09.06.2014 8:14 Uhr

Kommentar: Lieber Mark, da muß man sich wirklich bedanken, was du dir hier für eine Arbeit machst mit diesen wunderbaren Zeilen! LG!

Re: Nicht sticheln, d´Art (7/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 09.06.2014 8:27 Uhr

Kommentar: Liebe Possum, das ist sehr nett von Dir und ich freue mich sehr darüber. Es ist keine Arbeit, es ist eine Lust. Ich muss mich bedanken, dass Ihr Euch jeden Tag die Mühe macht, um den Abenteuern der Musketiere durch die ellenlangen Reime zu folgen. LG Mark

Re: Nicht sticheln, d´Art (7/23)

Autor: axel c. englert   Datum: 09.06.2014 10:56 Uhr

Kommentar: Lieber Mark!

Für mich als Leser ist es ebenfalls keine Mühe, sondern ein reines
Vergnügen, Deiner Adaption der Musketiere folgen zu dürfen.

Dir ist damit das gelungen, was bei manchen Klassik – Neuübersetzungen und bei sehr vielen Peudo – modernen Opern – Inszenierungen scheitert: nämlich, das Original in zeitgemäßer Form zu präsentieren, diese Mischung passt einfach!

LG Axel

Re: Nicht sticheln, d´Art (7/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 09.06.2014 16:43 Uhr

Kommentar: Danke schön, Axel, ich kann einfach kein Altdeutsch - oder besser noch - Altfranzösisch. Da bleibt den vier Helden nichts weiter übrig, als sich mit meiner Umgangssprache durch ihr Abenteuer zu kämpfen :-)
LG Mark

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