Entführt

Angekommen in Paris,
fühlte d´Art sich ziemlich mies,
wir wollen es hier nicht verschweigen,
er nannte noch kein Bett sein eigen.

Nur auf der Straße ´rumzuhängen,
kann ein Herz schon sehr bedrängen,
dass sich dieses sehr bald ändert,
er suchend durch die Wohnblocks schlendert.

Damit als Herr er angegafft,
Planchet als Diener angeschafft,
schlurfte ergeben hinterdrein,
hält Ausschau nach ´nem Kämmerlein.

Es ward gefunden, ohne Stress,
Treville gab einen WBS,
ohne Küche, ohne Bad,
war die Behausung etwas fad.

Doch was soll´s, der junge Mann,
unbeschwert dort hausen kann,
hatt´ sich auch nicht sehr geziert,
wurde einfach einquartiert.

Und weil es hier schon Tradition,
besorgt Planchet die Weinration,
der Herr die Gäste laden ließ,
den Athos, Porthos, Aramis.

So saßen sie in trauter Runde,
plaudern leis´ zu später Stunde,
nur Porthos grölte vor sich hin,
nach schlafen stand ihm nicht der Sinn.

Da öffnet sich die Tür ganz plötzlich,
ein Mann dringt ein, ganz ungesetzlich,
ohne Ladung vom Gebieter,
darf das auch nicht als Hausvermieter.

Wenn ich das so richtig seh´,
war es der gute Bonacieux.
„Was wollt ihr, Herr, in meiner Halle,
kann euch nichts bieten, der Wein ist alle.“

Sprach d´Artagnan im heiterem Ton,
der Wein erreicht´ die Köpfe schon
und im Gelächter der Kumpane,
nimmt er den Wirt in seine Arme.

„Verzeiht, mein Herr, dass ich euch stör´,
ich komm mit einer Bitte her.
Seid Musketier´, wie mir gesagt,
darum ich diesen Schritt gewagt!“

„Ja, wir sind der Schutz vom King“,
warf d´Artagnan ganz achtlos hin,
„sagt uns geschwind, was ist zu tun,
dann gehen wir uns auszuruh´n!“

„Meine Constanze, ach und weh,
ich wohl nie mehr wiederseh`!
Wurd´ verschnürt zu einem Bündel
und entführt von Diebsgesindel.“

„Die Frau von einem Bürgersmann,
sagt, was sie Besond´res kann!
Ist sie reich, ist sie schön,
kann auf einem Bein sie steh´n?“

„Das wohl nicht, Herr Oberschlau,
sie ist am Hof die Wäschefrau
und weil man sie verschwiegen nennt,
sie auch die Königsmaße kennt.“

„Versteh´ ich nicht, mein sehr Verehrter,
was macht die Frau denn so begehrter?
Wär´ sie wenigstens ein Page,
dächte ich an Spionage.“

„Ihr glaubt, mein liebes Mütterlein,
könnt´ eine Spionin sein?
Sie ist die liebste Frau auf Erden,
soll keine Mata Hari werden.“

„Ich will mich ja nicht groß einmischen“,
warf Aramis geschwind dazwischen,
„habt ihr vielleicht einen Verdacht,
wer solche Gaunereien macht?“

„Einer von ihnen war sehr markant,
die Augenklappe den Kopf verband.“
„War er groß und dunkelhaarig?“
fragte d´Artagnan ganz fahrig.

„Ja, das war der Raubgeselle,
kennt ihr ihn? Sagt´s auf der Stelle!“
D´Artagnan sprang flugs empor,
trat zu den anderen dreien vor.

„Das ist der Kerl, den ich noch suche
und einen Trip ins Jenseits buche.
Bonacieux, ich such´ das Weib,
rück´ dem Feigling auf den Leib!“

„Ich auch, ich auch“, kam´s aus der Runde,
„doch ist es falsch, zu dieser Stunde.
Als Lohn für so viel Schererei,
bringt uns nochmals Wein herbei.“

So saßen dann die vier Gefährten,
die sich vom letzten Weine nährten,
eng zusammen im Gemäuer,
harrten dem nächsten Abenteuer.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Nicht sticheln, d´Art! (5/23)"

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: akilegna   Datum: 07.06.2014 6:57 Uhr

Kommentar: Ich werde mir nun Zeit nehmen, die vorherigen auch zu lesen!
Wie kommst du zu den Wortvorgaben? Das habe ich noch nicht kapiert...
Schöne Pfingsten!

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: akilegna   Datum: 07.06.2014 6:57 Uhr

Kommentar: Ich werde mir nun Zeit nehmen, die vorherigen auch zu lesen!
Wie kommst du zu den Wortvorgaben? Das habe ich noch nicht kapiert...
Schöne Pfingsten!

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 07.06.2014 8:33 Uhr

Kommentar: In der Rubrik Experimentelles schreiben, kann ich nichts anderes auswählen und auch nicht freilassen. Daher steht dort "Wortvorgabe". Ich habe es einfach als Textvorgabe interpretiert. Das sind ja auch Wörte, nur eben eine Vielzahl :-) Danke, dass Du die anderen Knüttelverse auch lesen möchtest. Dir auch schöne Pfingsten! Mark

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: noé   Datum: 07.06.2014 22:17 Uhr

Kommentar: Das mit der Rubrik hatte ich mir auch für heute zu fragen vorgenommen, Mark. Das sind doch veritable Gedichte, wenn nicht gar als Ballade einzuordnen. Ist das wegen des Experientellen? Und warum nicht Sven bitten, eine größere Auswahl bereitzustellen. Zumindest in früheren Zeiten war er da sehr entgegenkommend, Haiku und Elfchen sind genauso entstanden wie auch das Experimentelle Schreiben an sich, das er erst auf unsere Bitten hin eingerichtet hat.
Frag' doch einfach mal an...
noé
Achso, wieder sehr gelungen, Dein "Experiment", Mark!

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 07.06.2014 22:41 Uhr

Kommentar: Danke, Noé. So weit habe ich gar nicht gedacht. Das Experimentelle war für mich das erzählen der Geschichte in Gedichtform. Mal sehen, vielleicht schreibe ich Sven an. Mark

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: possum   Datum: 08.06.2014 23:25 Uhr

Kommentar: Ich war auch wieder da! LG!

Re: Nicht sticheln, d´Art! (5/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 09.06.2014 1:04 Uhr

Kommentar: Danke schön, Possum :-) LG

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