Kontaktfreudig

Als die Reise ging zu Ende,
ritt jung d´Artagnan behende
zu des Käpt’ns kleiner Hütte,
dass er ihm das Herz ausschütte.

Die Hütte war im Umfang fast,
so riesengroß wie ein Palast,
mit Ställen, Hof und Treppenlauf
und an der Tür ein Silberknauf.

Der Hof bevölkert mit Soldaten,
die auf eine Arbeit warten,
Musketier mit Langeweile,
träumen still von Straßenkeile.

Es dauert, bis er vorgelassen
und ermahnt, sich kurz zu fassen,
derweil Treville zum Hofe schaut,
wo er die Leute abgesaut.

Drei waren es in einem Rudel,
standen wie begoss´ne Pudel,
was einem schier das Herz zerriss,
für Athos, Porthos, Aramis.

„Wer bist denn du, was willst du hier?
Du bist bestimmt kein Musketier!“
sprach Treville nach einem Blick,
der über den jungen Burschen glitt.

D´Artagnan, vom Dad geschult,
nicht um Trevilles Freundschaft buhlt,
sagt stattdessen ziemlich dreist:
„Nicht schön, wie ihr willkommen heißt!“

„So kommst du mir, du Milchgesicht,
solche Reden mag ich nicht,
sag mir flugs wie du gerufen,
folge dann den Ausgangsstufen!“

„Wenn ihr´s wissen wollt, vernehmt,
d´Artagnan sich nach euch sehnt,
wartet euer lange schon,
sendet euch nun seinen Sohn!“

Der Käpt´n, von dem Wort erstaunt,
gibt sich plötzlich gut gelaunt.
„Bevor wir uns die Hände reiben,
zeigt mir das Empfehlungsschreiben!“

„Ich hab es nicht und muss gesteh´n,
ich werd´ es nicht mehr wiederseh´n.
Ein schwarzer Gauner in der Nacht,
hat mich um diesen Schatz gebracht.“

Und erzählte, was passierte,
auch wenn er sich hierfür genierte.
„Wenn ich ihn seh´, ich schwör´s bei Gott,
mach ich ihm die Beine flott!“

„Das lasst mal sein, mein Freundeslieber,
ihr fangt euch nur mehr Nasenstüber.
Ihr seid Gascoigner, wie ich merke,
geht bitte trotzdem klug zu Werke.

Auch muss ich euch jetzt leider sagen,
die Schärpe dürft ihr noch nicht tragen,
erst müsst ihr noch zur Schule geh´n,
dann werden wir mal weiterseh´n.

Ich gebe euch ein Schreiben bei
für die Fechtkunstmeisterei…“,
mehr Worte sind nicht mehr bekannt,
da d´Artagnan hinausgerannt.

Es war nicht höflich, kann man denken,
es wird den Käpt´n sicher kränken,
doch als d`Art am Fenster war,
er den schwarzen Gauner sah.

„Aus dem Weg, den muss ich fassen,
werd´ ihn nicht entwischen lassen!“
rief der heiße junge Sporn,
nahm Athos dabei voll auf´s Korn.

Dieser nahm´s als Minderschätzung,
traf doch der Stoß seine Verletzung.
„Sorry, alter Degenrecke,
wenn ich euch herniederstrecke.“

„Hab´ keine Zeit, ihr müsst begreifen,
werd´ euch nicht noch einmal streifen!“
„Das glaub ich gern, das glaub ich wohl,
dass euch doch der Teufel hol!

Möcht´ meine Klinge an euch schärfen,
dann könnt´ ihr mich nicht weiter nerven!“
„Gut, so sei´s, wann treffen wir?“
„Am Kloster draußen, zwölfuhrvier!“

Und springt weiter, unser Held,
dem sich in den Wege stellt,
der alte Porthos an dem Tor,
der Wind bläst seinen Rock hervor.

D´Artagnan, sehr zielgenau,
verfängt sich in dem Rockvorbau,
reißt herunter seinen Saum,
und schmückt damit den ganzen Raum.

„Verzeiht, verzeiht, mein edler Herr,
bin ich doch in Eile sehr!“
„Lauft wie ihr wollt, lauft wie ein Sturm,
doch seid um eins am Wäscheturm!“

„Jaja, okay“, sprach d´Artagnan,
der es nicht persönlich nahm.
Der Sinn ihm zu dem Feinde wies,
traf leider nur auf Aramis.

Aramis ist ein Held,
der sich gern dem Weibe stellt,
wenn er nicht betet, wohlgemerkt,
wie der Glauben ihm gelehrt.

Nun stand er still in einer Gruppe,
gutbezahlter Söldnertruppe
und wie sie über alles reden,
sah d´Artagnan ein Tüchlein schweben.

Als wäre es ein letzter Gruß,
stellt Aramis darauf den Fuß.
„Mein Herr, ein Tüchlein ist entglitten!“
„Das ist nicht meins, ich muss doch bitten!“

„Doch, doch, seht her, hier ist es schon!“
Ein böser Blick war nur der Lohn.
Das Tüchlein war von einer Frau,
das sah´n die Söldner sehr genau.

Und Aramis, nun zornesrot,
d´Artagnan die Klinge bot.
„Ihr seid ein Meier, ein ganz schlauer,
erwart´ um zwei euch an der Mauer!“

D´Artagnan nahm dankend an,
wenn er jetzt nur laufen kann,
schlägt er sich gern mit Gott und König
Todesfolgen scher´n ihn wenig.

Doch schon an der nächsten Ecke,
war er fort, der schwarze Recke,
still harren des Gascoigners Füße
dass sein Verstand nun wieder grüße.

Drei Musketiere an einem Tage,
gilt manchmal schon als Heldensage,
auch wenn er gern sich duelliert,
hat er´s doch zu sehr forciert.

Wenn es schlecht geht bei der Wahl,
braucht er heut kein Abendmahl,
könnte schnell den Weg vermessen
und heut´ Abend Manna essen.

Doch was gesagt, das steht in Stein,
mag es auch bescheuert sein,
bringt Arbeit für die Grabverwaltung
und gute Mittagsunterhaltung.


© Mark Gosdek


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Beschreibung des Autors zu "Nicht stichel´n d´Art (2/23)"

Die zweite Versform der "Drei Musketiere" von Alexandre Dumas.

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Kommentare zu "Nicht stichel´n d´Art (2/23)"

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: axel c. englert   Datum: 04.06.2014 19:11 Uhr

Kommentar: Lieber Mark!
Die „3 Musketiere“ in Versform - ein grandioser Einfall!
Die Umsetzung ist (erneut) ausgezeichnet gelungen.

LG Axel

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 04.06.2014 19:21 Uhr

Kommentar: Lieber Axel, vielen Dank. Freut mich, dass es Dir so gut gefällt. Wie Du in der Überschrift ja schon siehst, kommen da noch 21 Teile. Am Ende wird (fast) alles gut :-)

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: noé   Datum: 04.06.2014 22:23 Uhr

Kommentar: Prima, Mark, wieder sehr gelungen!
noé

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 05.06.2014 0:24 Uhr

Kommentar: Danke schön, Noé.

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: possum   Datum: 05.06.2014 2:16 Uhr

Kommentar: Lieber Mark, du mußt wissen ich bin kein Leser, aber diese Zeilen fesseln mich doch! LG!

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: Mark Gosdek   Datum: 05.06.2014 7:14 Uhr

Kommentar: Liebe Possum, irgendwie war das auch der Grundgedanke von mir. Ich wollte eine umfangreiche Geschichte kompakt und ein wenig schnoddrig erzählen, dass vielleicht jemand es liest (so wie Du), der "Die drei Musketiere" sonst nicht lesen würde. Deine Zeilen freuen mich deshalb außerordentlich. LG Mark

Re: Nicht stichel´n d´Art (2/23)

Autor: possum   Datum: 05.06.2014 7:51 Uhr

Kommentar: Dies freut mich nun auch ... Danke dir dafür! LG!

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