Ich verzeihe mir,
was ihr an euch verbrochen habt
und daß ich nichts verhindern konnte.
Und euch verzeihe ich,
was ich mir antat, weil ich dumm
und hilflos war, bei allem, was mich anbetraf.
Ich danke dir,
du Schicksal das mich labt,
in dessen Mordlust ich mich sonnte.
Du bist für mich
ein Helfer in der Not, in der ich krumm
und hässlich wie ein Alptraum bin, im Schlaf.
Ich weiß es doch,
daß Leben ohne Missetat nicht geht,
weil sich sonst gar nichts mehr bewegt,
daß Gott, in seiner Weisheit, foltern muss.
Und deshalb bin ich arg betroffen.
Zum Glück steht mir ja die Geduld!
Ich trag‘ das Joch,
das über meinen dunklen Tagen steht,
das leicht ist, wenn man es verträgt,
das mich, bis hin zum guten Daseinsschluss
begleitet, denn das Grab ist offen!
Wobei ich weiß: wir haben keine Schuld!
Ich denke nach:
wir tragen diese Schuld der Welt
und haben dabei keine andere Wahl,
als die, zu sein, wie wir geschaffen.
Und darum fühlen wir uns frei!
Die Hoffnung ist‘s! Sie führt durch alle Zeiten.
Ich werde schwach,
denn wie das Individuum sich verhält,
in diesem tiefen Jammertal,
das stempelt uns zu nackten Affen –
und trotzdem sind wir immer gern dabei,
um uns die Mühsal zu bereiten.
Kommentar:"Ich denke nach:
wir tragen diese Schuld der Welt
und haben dabei keine andere Wahl,
als die, zu sein, wie wir geschaffen."
Ja! :) Ich glaube darin fängt jede individuelle Selbsterkenntnis an, Alf ..
Es ist die gemeinsame Grundlage (unsere Verbundenheit?), unsere gemeinsame "Erde" aus der wir als verschiedene menschliche Individuuen wachsen.
Wie offen und deutlich, wie mutig und kraftvoll du es in deinem Text aussprichst! Deshalb klingt es für mich, wie eine Zustimmung, die mir auch gut tut. Danke!
Kommentar:Ach, liebe Ree, Deine Zeilen bauen mich sehr auf. Ja, so sind wir miteinander verbunden, obwohl geschlechts- oder charakterlich verschieden, sind wir doch alle aus einem Topf. Auch, wenn wir die Unterschiede sehr beachten müssen...
Kommentar:Nachdenkenswertes, inhaltlich tiefgehendes und doch so flüssig lesbares Gedicht, als wolle es sagen: So ist es halt mit den Menschen und ihrem jeweiligen Weltbild. Ich habe es mehrfach gelesen und es springt mich an, es zu kommentieren.
Sich seine eigene "Dummheit", aus der Hilflosigkeit geboren, zu verzeihen... dafür braucht es außer Geduld und Verständnis mit und für sich auch eine wahre Toleranz für das Menschsein, für den Bösewicht wie für das Gutgemeinte, also eine Schuldzuweisung höchstens an die Adresse der jeweiligen (ungünstige) Situation.
Kommentar:Ich schließe mich im Kommentar meinen - scheint's - Schwestern im Geiste an. Der erste Schritt ist wohl wirklich, mit dem Verzeihen bei einem selbst anzufangen, denn was andere einem "angetan" haben, das muss man erstmal selbst zugelassen haben, dass sie es einem antun.
Ein sehr schöner Text, lieber Bruder, der auch die Hoffnung nicht außer acht lässt.
Big Sis
(Du versammelst eine immer umfangreicher werdende Fan-Gemeinde weiblicher Schreiber-Netzwerk-Mitglieder um Dich, langsam, aber sicher - was macht das mit Dir? [zwinker-grins])
Kommentar:SOISTSHALT - eine wahrhaft weise Textanalyse!
Helau BiSi, meinst Du? Wenn es so wäre, dann wäre es schön! Ich würde mir auch das "verzeihen" ;-)), denn es ist schön mit anderen Menschen übereinzustimmen, in Gedanken und Gefühlen.
LG an alle, Alf
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