In meinem Kopf, zu jeder Stunde
Dreht ein kläglicher, manches Mal schädlicher Bienenschwarm
Seine tägliche, selten erträgliche Runde

In meinem Herzen, Schlag auf Schlag
Wartet ein wunder, häufig geschundener Punkt
Auf den einen, den endlich reinen Tag

In meiner Seele, nach jedem Verlust
Dringt gleich ein stechender, oftmals sich rächender Schmerz
In meine suchende, später dann fluchende Brust
Und lähmt dort mein Herz

In meinen Händen, in ewiger Schwere
Droht die verschuldete, wieder geduldete Schande
Meiner verlierenden, selten parierenden Ehre

In ihre Laken, in ihre Kissen
Brennt sich ein klagender, lautlos verzagender Schrei
Sehnt sich den sehenden, immer verstehenden Rächer
Wieder herbei

In meinem Leben, bei jedem Rufen
Suche ich erdende, permanent werdende Ziele
Doch die erbaulichen, zugleich so schaurigen Stufen
Sind noch zu viele

In meinen Adern fließt dunkelstes Rot
Es steht für verfrühtes, nun schon verblühtes Hoffen
Auf noch verhinderte, vielleicht gelinderte Not
Und macht betroffen

In meinem Gehirn, in jeglichen Ecken
Warten die Bilder wie Aushängeschilder
Ich will sie nicht sehen, zu viel ist geschehen
Man wird mich entdecken

In meiner Angst vor neuen Verlusten
Baue ich Mauern, um kauernd zu trauern
Die Zeit läuft längst weiter, so nimm eine Leiter
Und hilf mir zu heilen die blutenden Krusten


© Merkwürdig


6 Lesern gefällt dieser Text.










Kommentare zu "Klassisches Dilemma"

Re: Klassisches Dilemma

Autor: noé   Datum: 06.07.2014 22:16 Uhr

Kommentar: Wenn auch keine Ballade, dennoch ein sehr schönes, weil auch klingendes, ja gar schwingendes Gedicht.
noé

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