Es gibt natürlich auch gutes in meinem Leben, nur berührt mich das nicht so stark, ich finde das toll, aber wirklich ehrlich freuen tue ich mich selten.
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Ich habe in den letzten Wochen so viel Schönes erlebt und ärgere mich wirklich, dass ich dir nicht geschrieben habe, als mich das noch begeistert hat.
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Irgendwie scheint mir das alles egal zu sein. Ich weiß, ich sollte mich freuen und irgendwie tue ich das auch, doch wenn ich anderen von irgendwas erzähle, klinge ich immer um Weiten begeisterter als ich bin.
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Die glücklichen Momente, an die ich mich erinnere, berühren mich nicht.
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Am schlimmsten ist jedoch, morgens aufzuwachen und genau zu wissen, eigentlich sollte ich jetzt aufstehen und zur Schule gehen, aber du merkst, dass es dir irgendwie total egal ist, ob du gehst oder nicht, ob du Abi machst oder nicht und du eigentlich nur weiter schlafen willst, damit du nicht über alles nachdenken musst.
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Wenn ich mit Menschen rede, die ich mag und die mich mögen, dann ist es ok. Dann denke ich nicht drüber nach, dann versinke ich nicht. Und es gibt Zeiten, in denen ich mich schlecht fühle, als Versager, als Nichtsnutz, selber schuld. Aber alles wird überdeckt von einer großen Gleichgültigkeit, die Leere ist immer in mir. Eigentlich ist es mir egal, ob ich versage oder nicht, ob ich hässlich bin oder nicht, wer mich mag und wer nicht. Alles ist sinnlos und leer. Den ganzen lieben langen Tag schlafen, das wäre wohl am besten. Mich mit niemandem unterhalten, mich niemandem erklären, mich nicht verstellen. Die Leere ist immer in mir. Alleinsein ist allerdings genauso schlimm, schlimmer, dann versumpfe ich in trübsinnigen Gedanken, und ich werde den Gedanken nicht los, dass alles schlimmer wird. Ich werde für immer vor diesem Computer sitzen und mich fragen, ob es auch anders geht.
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Es gibt kein gut oder schlecht. Es gibt nur die Existenz, ich bin eben da.
[...]
Ich weine nicht gerne, bin auch nicht oft traurig. Trauer ist etwas anderes, glaube ich. Gleichgültigkeit. Und das Gefühl, irgendwie steckengeblieben zu sein. Der Moment scheint nicht zu vergehen, es scheint nichts anderes zu geben. Nur die Leere. Für immer.


© lyansoma


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Beschreibung des Autors zu "Innere Leere"

Vor ein paar Monaten habe ich eine mittelschwere depressive Episode durchgemacht und währenddessen immer mal wieder Tagebuch geschrieben. Im Nachhinein habe ich jetzt beschlossen, einige Auszüge mehr oder weniger nach Themen geordnet zu veröffentlichen. Ich hoffe, mit meinen Texten dazu beizutragen, dass diese Krankheit und ihre Symptome besser nachvollziehbar wird...
Ich habe die Depression übrigens erfolgreich bekämpft und kann heute wieder lächelnd durchs Leben gehen.

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