Wenn Worte nicht ausreichen...

Wenn in deinem Kopf eine Idee entsteht, du sie aufs Papier bringen möchtest, dann bedarf es in erster Linie eines Anfangs. Und genau das ist meist der schwerste Part. Aber was passiert, wenn du die ersten Zeilen ansetzt, nicht groß weiter darüber nachdenkst – und dann abgelöst wirst? Wenn die Fortführung nicht mehr in deiner Hand liegt, sondern du mit jemandem gemeinsam schreibst? Die Gedanken zweier Personen in einem Text vereint.
Wenn man sich darauf einlässt, besteht die Möglichkeit einer gemeinsamen Emotion. Eines gemeinsamen Erlebens, während die Zeilen die Leinwand aufziehen und der selbstinszenierte Film anläuft.



Sie schloss die Tür der scheinbar rein aus Holz bestehenden kleinen Ferienwohnung auf und blieb für einen Moment schweigend vor Begeisterung auf der Schwelle stehen. Er trat hinter sie, legte seine Arme um ihre Mitte und zog sie sanft an sich. “Du musst nichts sagen, ich bin gerade genauso begeistert.”
Sie schloss die Augen und hielt die Tränen zurück, welche sie drohten zu übermannen. Es war einer dieser kleinen wertvollen und absolut perfekten Momente...
Als sie sich fertig umgesehen- und ihre Klamotten ins Schlafzimmer geräumt hatten, bereitete er sich in der Küche alles für die Zubereitung des Abendessens vor.
“Ich kann dir helfen, was kleinschneiden, oder so.” Sie lächelte ihn an.
“Nein, geh du ruhig hoch und verkrümle dich mit deinem Notizbuch. Ich komme mit dem Essen zu dir, aber bis dahin lass dich nicht stören.” Er lächelte liebevoll zurück.
Die Zeit schien einen Augenblick stillzustehen, als sie sich vom Türrahmen abstieß, auf ihn zukam und seine Mitte umschlang. Er legte das Schneidebrettchen aus der Hand und fuhr mit dem Daumen über ihre Wange, ehe sich ihre Lippen fanden. Minuten vergingen, ehe sie in der Lage waren, sich voneinander zu lösen. Sie nahm ihre Schreibutensilien vom Küchentisch und lief zur Treppe, welche ins Wohnzimmer hinaufführte.

Und die Gedanken schweifen ab, im Kopf entstehen tausende von Möglichkeiten, wie sich die dargebotene Emotion erweitern lässt. Wie man es schafft, den Leser heranzuführen, ohne zu viel vorwegzunehmen und das Schauspiel weiterzuspinnen.

Sie tat die ersten Schritte auf den knarrenden Holzstufen, während sie gedanklich noch einige Augenblicke in diesem innigen Moment verweilte, das warme Gefühl auf ihrer Haut und das fast unmerkliche sanfte Kribbeln genoss. Gerade als sie beinahe auf der Hälfte angelangt war, hörte sie aus der Küche ein dumpfes Scheppern. Abrupt aus ihren Gedanken gerissen, drehte sie sich um, halb aus Reflex, halb aus Sorge um ihn. Ein... Zwei Herzschläge, vielleicht auch nur einen Atemzug später... Könnte ihm... Doch bevor der Gedankengang eine endgültige Form annahm, stolperte er ein wenig hilflos durch die Tür in den Flur.
Mit einem leicht schmerzverzerrten Gesichtsausdruck schaute er sie an, sein Blick ging tief und berührte sie auf so vielen Ebenen. Verlangen, Begierde, Liebe, Nähe im Kontrast zu einem dumpfen Schmerz und Verwirrung. Untermalt von einem süßen, obgleich etwas qualvollen strahlenden Lächeln.
“Autsch, jetzt bin ich doch glatt gegen den Türrah...”, mitten im Satz stoppte er.
Ihr überraschtes Gesicht, in dem ihre Sorge um ihn fast buchstäblich geschrieben zu stehen schien, ließ ihn innehalten.
Langsam bewegte sich ihr linker Fuß eine Stufe zurück nach unten, noch zwei oder maximal drei Atemzüge, und sie würde sich sofort zu ihm begeben. Der Moment verblasste, sein lautes Einatmen durchbrach die Stille des Augenblicks und er zwang sich, den Schmerz heroisch unterdrückend, zu einem herzlichen Lächeln. Gerade als ihr rechter Fuß die nächste Stufe berührte, ihr Blick kurz von ihm Weg zum Treppenabsatz führte, begann er mit leicht ironischer Stimme weiterzusprechen.
“Ich kann meine Schönheit und liebste Autorin doch nicht weiterarbeiten lassen, ohne ihr ein gutes Vorankommen zu wünschen.”
Augenblicklich fixierte ihr Blick ihn wieder. Leicht irritiert sah sie, wie er langsam auf sie zukam. Ihr Hund, welcher abseits der Treppe zunächst teilnahmslos das Geschehen verfolgt hatte, bellte kurz. Ihr Blick ging erneut weg von ihm, dem Tier entgegen. Mochte es auch nur ein kurzer Moment gewesen sein – er reichte.
Mit einer blitzschnellen Bewegung zückte er die halb geschälte Gurke hinter seinem Rücken hervor, biss ein Stück ab und machte zeitgleich zwei Schritte auf sie zu. Ihr Blick, ihn aus dem Augenwinkel wahrnehmend, folgte der Szene und war trotz allem zu langsam. Die Distanz zwischen ihnen schwand in weniger als einem Herzschlag. Er umfing sie mit dem gleichen Arm, in dessen Hand er noch immer die Gurke hielt und zog sie langsam an sich heran. Im gleichen Moment legte er seine Linke um ihr Gesicht und führte ihre Lippen sanft wie von Seide geküsst zueinander.
Noch überwältigt vom Moment, gerade, als sie ihren Mund öffnete, schmeckte sie etwas Ungewöhnliches. Lange bevor ihre Lippen und Geschmacksknospen die Textur und den Saft deuten konnten, schob seine Zunge das Stück Gurke in ihren Mund. Einen Augenblick später, den selbst eine Atomuhr nicht hätte bemessen können, vollendete er den lieblichen Kuss, ihre Blicke hielten einander weiter fest im Bann.
Gerade als sie begann das Stück zu kauen, schmunzelte er. “Die Wegzehrung gibt es kostenlos, aber den Kuss möchte ich wiederhaben.”
Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. So viel Gefühl, so viel Eindruck, so viel in dem Bruchteil eines Moments.
“Ich wünsche dir eine schöne kreative Zeit des Schreibens, wenn ich hier fertig bin, habe ich noch eine kleine Überraschung für dich... aber wie sagt man doch gleich? Erst die Arbeit, dann...”, ohne den Satz zu vollenden drehte er sich um und schritt langsam die Treppe herunter.

Und? Stellt man sich immer noch die Frage, was eigentlich vor sich geht? Im Grunde genommen hat jeder seine eigene Wahrnehmung und Interpretation dessen, was auf diesen Seiten passiert, wobei es eher zufällig ist, wenn sich diese mit jener des/der Autoren decken.
Ich bin nicht dafür da, die Leser in eine bestimmte Richtung zu lenken – alles, was ich mir erhoffe, ist ein freiwilliges und nach Möglichkeit vollkommenes Einlassen auf diesen Text. Mit der Chance zeigen zu können, was aus einer rein emotionalen Nähe entstehen kann, wenn man empfindet, wie der andere. Und man in der Lage ist, einander zu spüren, bevor man sich berührt.

Ein wenig perplex sah sie ihm nach, wie er wieder in der Küche verschwand, leise dabei vor sich hin pfiff, als wäre nichts passiert. Zumindest nichts Besonderes, dabei hatte der Kuss zwischen ihnen gerade sehr wohl etwas in ihrem Inneren aufgewühlt und das war so gar nicht alltäglich. Kurz schloss sie die Augen und besann sich auf das eigentliche Vorhaben, warum sie zum ausgebauten Dachbodenzimmer aufgebrochen war. Oben ließ sie sich am kleinen Tisch nahe der Sofaecke nieder. Die Geräusche aus der Küche am Ohr, kam immer wieder die Erinnerung an ihren vergangenen innigen Moment zurück, so dass sie sich erst gar nicht richtig fokussieren konnte. Doch dann tauchte sie endlich ab, glitt in diesen unvergleichlichen Zustand, in dem sie nichts mehr um sich herum wahrnahm und zwischen ihren Zeilen zu verschwinden schien.
So vergingen zwei Stunden, wie sie mit einem Blick auf die Uhr ihres Handys feststellte. Was sie hatte, gedanklich zurückkommen lassen? Sie konnte den Grund nicht sofort erkennen – bis ihr Blick auf den Teller neben sich fiel. Von dem Verantwortlichen selbst schien jede Spur zu fehlen. Sie drehte sich auf dem Stuhl um, ließ den Blick schweifen – und ertappte ihn dabei, wie er sich die Treppe zurück ins Erdgeschoss stehlen wollte.
“Danke”, sagte sie laut und deutlich in die Stille hinein. Und die Äußerung verfehlte die von ihr erhoffte Wirkung nicht. Er blieb stehen, wandte sich auf der ersten Stufe des oberen Absatzes zu ihr um und sah sie an.
“Keine Ursache.” Seine Erwiderung war gerade so zu hören, dass sie bis knapp zu ihr vordrang.
“Alles okay?”
Er nickte.
Sie glaubte ihm nicht recht. “Wirklich?”
Wieder dieses trügerisch erscheinende Nicken. Nur diesmal war es schwächer. Sie stand auf, kam langsam durch den Raum auf ihn zu und schüttelte einmal sachte den Kopf. “Nein...”
Sie hatte keine Chance vor ihm zum Stillstand zu kommen. Er trat auf sie zu, zog sie in seine Arme und noch während sie die Augen schloss, registrierte sie seinen tiefen, hingebungsvollen Blick. Sie strich mit den Fingern über seine Brust, suchte in der stillen Leidenschaft des erneuten Kusses nach Halt, wollte bei ihm sein. Und er antwortete ihr prompt, indem er sie umschlang und auf seine Arme nahm. Eine kleine Ewigkeit verging, in welcher sie sich nicht weiter berührten, nur ihre Arme um den Körper des Anderen gelegt hatten, dem Kuss vollkommen ergeben.
Sie löste sich sanft, verschränkte ihre Füße, um sich selbst etwas mehr zu stützen und ihm die Last ihres Körpers abzunehmen. Dann schloss sie erneut ihre Augen und lehnte ihre Stirn gegen seine. Und während ihm sein wie wild schlagendes Herz in den Ohren klang, tat er es ihr gleich, verstärkte den Griff an ihrem Rücken und strich ihr mit der anderen Hand die Haare zurück.
Er lächelte über das ganze Gesicht, atmete ruhig aber kräftigt und sog ihren Duft tief in seine Nase ein. "Habe ich dir schon Mal erzählt, wie schön du bist?", hauchte er ihr sanft kaum hörbar entgegen. Noch bevor die Worte in ihrem Kopf einen Zusammenhang ergeben konnten, bemerkte sie, wie elektrisiert die feinen Härchen seiner Oberarme bei jedem strich durch ihr Haar anfingen zu vibrieren. Ihr gefiel die elektrisierende Atmosphäre mindestens genauso wie ihm und noch bevor sie sich dem Gefühl vollends hingeben konnte, geschahen zwei Dinge fast zeitgleich. Zunächst formten seine Worte in ihrem Kopf einen Sinnzusammenhang, der unmittelbar ein wohliges Gefühl in ihr hervorrief und ihren Körper mit einer kraftvollen Wärme flutete. Fast im gleichen Augenblick wanderten seine Hände von ihren hübschen langen Haaren, über ihren vor Empfinden leicht zitternden Rücken, streiften ihren Hintern und packten kraftvoll die Unterseite ihrer Oberschenkel. Er wollte sie, nah bei sich näher als es Menschen möglich gewesen wäre, und er wollte sie auf Augenhöhe. Sein Griff war fest, doch sanft und zärtlich im gleichen Moment. Er veränderte kurz seinen Stand und hob sie dann leicht an, so dass ihr Körper auf seinen fiel. Instinktiv umschlossen ihre Beine ihn am hinteren Becken und er hielt sie, ohne den Blick von ihr abzuwenden, er hielt sie und die Zeit stand still.
Ein Moment für die Ewigkeit, ein Sinnbild von Vertrautheit, Nähe und absoluter Hingabe und doch dem zeitlosen Charakter zum Trotz, so flüchtig und vergänglich. Die Schwerkraft folgte dem Verlangen, drückte sie weiter auf ihn, während er sie hielt, bis sie sich trafen. Weich, sanft, zart und noch ein wenig feucht, verbanden sich ihre beiden Lippen, traf seine Zunge auf die ihrige und sie tanzten, wie Kinder die fröhlich im Wald spielen. Ein Gefühl der Glückseligkeit folgt dem Herzschlag zweier Menschen so sagt man für gewöhnlich, doch gerade jetzt hier, in diesem Augenblick hätte selbst ein EKG keine zwei unabhängig schlagenden Herzen mehr ausmachen können.

Wenn die Zeit beginnt stillzustehen und du nichts mehr dafür tun musst, um dich völlig bei einem bestimmten Menschen fallen zu lassen, dann würde ein mancher wahrscheinlich davon sprechen, dass man bei diesem absolut angekommen ist.

Zeit vergeht zuweilen nach ihren eigenen Gesetzten, ob es schon so spät war, als er nach oben gekommen war? Ein kühler Luftzug riss ihn aus dem Moment und sein Blick fiel langsam aber schweren Herzens von ihren Augen hin zum Schreibtisch.

Und auch wenn der Moment der Annäherung kurzzeitig vorüber ist, so besteht die Möglichkeit, dass das zwischenmenschliche Band bleibt. Ebenso stark in der Entfernung, welche durch das Zurücktreten des Gegenübers ist, wie zuvor in der stillen Berührung.

Dort stand noch immer, das aufgeschlagene Notizbuchen, dessen Seiten ein wenig von der frischen Brise angehoben wurden und der Teller mit dem Abendbrot, nun jedoch nicht mehr leicht dampfend.
"Oh nein, das schöne Essen", rief er und löste sich abrupt von ihr.
Es war noch nicht ganz kalt, vielleicht lauwarm, aber lange würde es nicht mehr dauern und die Mahlzeit müsste neu erwärmt werden.
"Das passt schon so", sagte sie in einem leicht schnippischen Tonfall, noch dem abrupten Ende ihres gemeinsamen Moments nachtrauernd.
"Nun gut meine Liebe, aber ich habe mir extra viel Mühe gegeben, um dein Lieblingsgericht zu kochen und ich habe extra viel... nun wie sagt der Italiener Amore hinzugegeben, nun ist das Essen fast kalt... aber ich wollte, dass es ein Erlebnis wird."
Sie sah ihn etwas überrascht an. "Wir können es auch noch einmal aufwärmen, wenn dir das lieber ist".
Leicht verärgert ging er in die Ecke links neben der Treppe und griff sich einen Schal aus dem Regal. Etwas mürrisch sagte er: "Aufwärmen... nein, ich habe da eine bessere Idee."

Und ab diesem Punkt zeigt sich langsam das blinde Vertrauen, welches die Handelnden ineinander haben. Eine Begebenheit, welche tiefer verwurzelt ist als die Oberfläche, welche Menschen von außen betrachten können.
Liebe bedeutet Hingabe. Hingabe bedeutet Vertrauen. Vertrauen bedeutet eine Form von Mut. Mut bedeutet Sicherheit.

Er setzte sich auf ihren Stuhl und bat sie mit einer Geste, sich auf seine Beine zu setzten. Etwas irritiert, aber der Bitte folgend tat sie, wie von ihm erbeten.
"Wenn wir das Essen aufwärmen ist es ja kein Erlebnis mehr, dann ist es... wie Essen vom Vortag, aber es geht noch. Wir müssen uns nur beeilen. Damit es jetzt aber ein Erlebnis wird... nun ich werde dir jetzt die Augen verbinden und dich dann langsam füttern, bis dass du alles aufgegessen hast. Ich denke das kommt dem besonderen Gedanken, den ich im Sinne habe, schon sehr nahe, meinst du nicht auch?"
Sie lächelte keck, fand die Idee aber nicht nur reizvoll, sondern auch ausgesprochen sinnlich. Sie ließ sich die Augen verbinden, dann schmiegte sie sich mit ihrem ganzen Körper an ihn, seine Wärme, seinen intensiven Duft so noch deutlich stärker wahrnehmend, knurrte ihr Magen plötzlich.
"Perfektes Timing", meinte er neckisch und führte den ersten Bissen langsam an ihren Mund, während er mit der anderen Hand sanft über ihre Wange strich.
Sie leckte sich unbewusst einmal leicht über die Lippen, ehe sie den Bissen annahm. Und während sie begann zu kauen, hörte sie wie er sich leise räusperte, hörte wie er die Gabel ablegte und spürte, nicht mal eine Sekunde später, wie sich seine Arme um ihren Oberkörper legten. Sie schluckte, hörte seinen leisen und doch erhöhten Atem. Im folgenden Kuss, welchen er ihr auf die Wange drückte, schien er seine erhöhte Atmung vertuschen zu wollen, doch es entging ihr nicht. Sie schloss kurz die Augen, atmete selbst tief durch und nahm sich die Augenbinde ab. Als sie sich zu ihm drehte, liefen ihr die Tränen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
„Hey“, er wischte sie sanft fort. „Wenn dir das zu viel war, dann tut es mir leid“, er wirkte ehrlich erschüttert.
Doch sie schüttelte vehement den Kopf, stand auf. Als er sich ebenfalls erheben wollte, hielt sie ihn an den Schultern zurück und schüttelte nochmal den Kopf. Nur sanfter. Ihre Blicke schienen miteinander zu verschmelzen. Sie setzte sich auf seinen Schoß zurück, drehte sich vollkommen zu ihm und öffnete sanft seine Lippen an ihren. Während er seine Finger mit ihren verschränkte, spürte sie seinen deutlichen Herzschlag unter ihrer anderen Hand.

Und der Teil beginnt, ab dem es keiner Worte mehr bedarf, um begreiflich zu machen, was passiert. Aus dem einfachen Grund, dass es keine Worte mehr gibt, welche auch nur annähernd Emotionen gerecht zu werden vermögen. Entweder man kann es selbst spüren, oder die folgenden Zeilen sind nur eine Abfolge von Handlungen. Eine Ebene dazwischen gibt es leider nicht wirklich.

Langsam und vorsichtig, um sie ja nicht loszulassen, stand er auf und zog sie an sich. Ihre Hände verschränkten sich in seinem Nacken, während er bebend unter Einfluss seiner Emotionen Luft holte und sie ins Wohnzimmer trug. Als sie das Sofa im Rücken spürte, schlugen ihre Empfindungen mit einer Wucht über ihr zusammen, die sie selbst erneut beinahe nach Luft schnappen ließ. Er beugte sich über sie, fuhr mit den Fingern hauchzart über ihr Schlüsselbein, strich ihr durch die Haare.
„Was auch immer passiert - ich will, dass du weißt, dass ich es so verdammt ernst mit dir meine…“ Sie hörte das pure Gefühl in seiner Stimme, suchte seinen Blick.
„Ich will dich so nah bei mir, verstehst du, was ich meine? Diese Sehnsucht nach dir kann keine fehlende Kleidung stillen, kein Blatt Papier, was mehr zwischen unsere Körper passt… Ich kann dir gerade nicht nah genug…“
Er erstickte den übrigen Satz in einem erneuten Kuss, verlagerte sein Gewicht und verringerte ihren Abstand. Und mit dieser Sekunde gab sie sich ihm hin. Leidenschaftlich. Bedingungslos. Sie fuhr ihm über die Hüfte, vertiefte ihren Kuss, während sie sich zwang, nicht weiter nachzudenken, sondern sich einfach von ihrem Gefühl leiten zu lassen. Als sie ihm seine Jeans abstreifte, rechnete sie mit der Loslösung seiner Lippen, doch nichts dergleichen geschah. Sie spürte lediglich, wie er die Hose neben das Sofa fallen ließ und ein leichtes Beben seinen Körper erschütterte, welches er mit einem festen Griff an ihre Taille unterband. Mit seinem Verstand ringend kniete er sich über sie, fuhr sanft mit den Händen über ihre Beine, bevor er ihr ebenfalls den Stoff nahm.
Ihr war bewusst, wie sehnsüchtig sie ihn anschaute, als er sich wieder zu ihr wandte. Und während er eine Hand sanft unter ihren Rücken schob, sie im Arm hielt und ihren Körper damit seinem leicht entgegenbrachte, schlang sie die Beine um seine Hüfte, zog ihn an sich und schloss die Lücke. Und dabei atmeten sie beide nahezu zeitgleich aus. Sie spürte jede Faser ihrer Körper, welche einander berührten. Keiner bekam einen Ton über die Lippen, beide schienen sie vollkommen gebannt. Doch in die Stille hinein spürte sie deutlich seine Erregung über ihrem Venushügel und jede Bewegung ihrer Hüften drückte sich in einem leisen und unregelmäßigen Stöhnen seinerseits aus. Während ihrer beider Blicke weiterhin wortlos fixierten, entsteht so eine andere Art der Kommunikation, intensiver, animalischer und wilder und ohne konkretes Nachdenken. Ihr Körper bewegt sich von selbst in Relation zu seinem und er genießt jede Sekunde dieses innigen Tanzes. Ein Tanz der Sinnlichkeit, ein Tanz der Urinstinkte, wo das Herz den Takt und der Puls die Bewegung vorgibt.
Nach einer Weile erhob er sich von ihr und streichelte ihr dabei sanft durchs Haar, küsst sie auf Stirn, Wange und zuletzt intensiv auf den Mund, nur um seinen Fingern das weitere fahren über ihren Körper zu ermöglichen und jede Reaktion von ihr durch die leidenschaftlichen Ausdrücke ihrer Küsse in unverfälschter und reiner Form mitzuerleben. So wie bei einem Orchester Geige, Bass, Blasinstrumente und mehr zu einer Symphonie zusammengesetzt werden und doch gleich ihrer eigenen Sprache folgen, so drückt sich auch der Moment der Leidenschaft auf so vielen Wegen aus, dass beide kaum mehr gedanklich erfassen konnten, sich immer mehr dem Genuss hingaben und einer Art urtümlicher Melodie folgen.
Ein Luftzug von der Seite wehte einen Hauch des Kaminduftes in ihre Richtung und sorgte bei ihr für eine Gänsehaut. Die Distanz entzieht die Wärme und die Reaktion des Körpers muss folgen. Langsam legte er sich neben sie, streichelte und berührte sie sanft am Hals, den Beinen und dem Bauch. Langsam, doch bestimmt und sinnlich, wie eine eigene Symphonie nur für sie und nur für ihr empfinden. Er knabberte sacht an ihrem Ohr, küsste ihre Schultern und liebkoste sie weiter bis zum Hals. Ein intensiver Kuss an ihrem Hals, gepaart mit einer festen Umarmung ließen ihren Puls steigen, die Atmung nahm zu und die Luft fing an zu vibrieren. Leidenschaftlich und voller Lust drehte sie ihren Kopf zu ihm, er zog mit seinem Mund an ihrer Unterlippe, leckte liebevoll mit seiner Zunge kurz über einen Teil ihrer Lippen, dann wieder ein anderer Teil, nur um im nächsten Moment ihre und seine Zunge wieder zu vereinen. Ein starkes Gefühl, wie Zwillingssterne dessen innere Anziehungskraft sie immer wieder zueinander zieht.
Die Begierde stieg, das Verlangen nahm zu und er küsste sie immer weiter, liebkoste ihren Hals und ihre Schultern, nur um mit seinen Fingern die Erregung weiter zu steigern. Er fuhr über ihren Venushügel, fast unmerklich abbiegend von ihrem Bauch, nur um eine feine Bahn zu ihrem Rücken zu ziehen und mit der anderen Hand entlang ihrer Brust zu fahren, zwischen ihnen hindurch nach unten zum Bauch, oder doch wieder Richtung Hals und Haar. Der Puls stieg weiter und ihr wurde warm. Um ihren schwarzen BH und ihren schwarzen Slip bildeten sich kleine Schweißtropfen. Ein wildes und inniges Spiel bis er sie wieder an sich heranzog und sie ihn spürte, jede Faser eines Körpers, mit ihrem Rücken nachfühlend, versuchte sie ihm irgendwie entgegenzukommen, näherzukommen, um ihren Wunsch nach Einheit mehr und mehr Ausdruck zu verleihen.

Es gibt Momente im Leben, dafür stehen die verfassten Szenerien als Stellvertreter, in denen Worte schlichtweg nicht mehr ausreichen. Es gibt Momente, in denen Blicke und Berührungen mehr für sich sprechen als irgendeine geäußerte Silbe.
Manchmal kann ein einziger Kuss, so lange andauern, dass man in dieser Zeit einen halben Roman hätte erzählen können. Manchmal ist eine Berührung so flüchtig und unscheinbar, dass sie als nichtig erachtet werden könnte. Jedoch könnte diese Sekunde bedeutend viel in eben jener Person auslösen, welche diese erfährt. Aber in beiden Fällen braucht es keinen Satz, keine Andeutung oder Interpretation des Gegenübers. Es reicht eben jene Berührung, um den Moment vollkommen auszufüllen.


© MajaBerg


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Beschreibung des Autors zu "Wenn Worte nicht ausreichen..."

Ich habe diesen Text nicht allein geschrieben, weswegen er mir sehr viel bedeutet. Ich habe ihn in einem Wechselspiel gemeinsam mit meiner großen Liebe verfasst. Emotionen verschriftlicht, welche wir beide gleichermaßen spüren können

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