Als dein Herz stehen blieb hörte ich meines Brechen

Während das Medikament langsam durch meine Adern fließt und mir meine Ängste und Schmerzen nimmt, möchte ich meine verbleibende Kraft nutzen und meine letzten Worte an dich richten. Mein Lieblingsmensch, dessen salzige Tränen auf mein Fell tropfen, ich schmecke jeden einzelnen Tropfen Traurigkeit heraus. Aber du musst nicht traurig sein nicht jetzt, nicht später und niemals. Denn deine Entscheidung mich gehen zu lassen war richtig. Ich habe mich so sehr danach gesehnt endlich Abschied nehmen zu dürfen. Nicht weil ich dich verlassen möchte, sondern weil ich begriffen habe das meine Aufgabe, mein Zweck, bei dir leben zu dürfen und dir ein glückliches Leben voller Freude zu bereiten, nun erfüllt ist. Ich hatte niemals eine andere Bestimmung. Und mein Leben bei dir wurde ebenfalls mit Freude und Liebe gefüllt. Mit so unglaublich viel Liebe, wie ich es hätte mir niemals in meinen kühnsten Träumen erhoffen können! Es gab für mich nie etwas schöneres auf der Welt wenn ich dein Lächeln in deinem Gesicht sah, als du mich anblicktest. Dein Streicheln und deine Liebkosungen habe ich immer sehr genossen. Besonders dann wenn wir Abends zusammen eng beieinander gekuschelt auf deinem Sofa lagen und ich deinen Herzschlag an meiner pelzigen Brust spüren konnte. Ich wusste, das ich bei dir sicher und beschützt bin. Für dich war ich stets das Kind das du dir gewünscht hast. Deine Liebe zu mir war vergleichbar mit der Liebe einer Menschen-Mama zu ihrem Menschen-Kind. Denn du warst meine Mama, mein Papa und du warst meine Familie. Ich durfte bei dir aufwachsen und du hast dich an meinem großwerden sehr erfreut. Ich durfte bei dir eine wundervolle Kindheit erleben. Meinen ständigen Blödsinn und meine Flausen im Kopf hast du immer mit Würde und einem sanften Lächeln akzeptiert. Ich durfte einfach ich selbst sein. Du hast mich dafür niemals bestraft, sondern grade deshalb noch mehr geliebt. Ich brachte dir Leben in deinem Heim und Leben in deinem Herz. Und manchmal sogar Trauer, als du das erste und das zweite graue Haar an meiner Schnauze bemerkt hattest und dir bewusst wurde, wie sehr nun die Zeit anfängt zu rennen und mit jedem Tag immer kostbarer wurde. Ich wollte es verbergen, aber ich konnte mein Altern nicht vor dir verstecken. Du hast mich dafür nicht bestraft. Ich wurde auf einmal nur noch mehr wertvoller für dich. Du versprachst mir mit einem Schwur, den du aus deinem Herzen heraus an mich richtetest, bis zu meiner letzten Stunde, meiner letzten Minute oder auch meiner letzten Sekunde bei mir zu sein und für mich da zu sein. Du sagtest mir das bekommen wir alles hin. Ich war dir soviel auf dieser Welt wert. Das spürte ich jeden Tag. Und ich spüre es immer noch bis heute. Ich weiß, ich kann nun in Frieden gehen. Denn auch mit meinem Abschied wird das Band zwischen uns nicht reißen. Wir werden im Herzen weiter verbunden bleiben, auf ewig bis in alle Zeit. Wische dir nun deine Tränen weg und wisse, Ich konnte mir niemals einen anderen Menschen, einen anderen Freund als dich vorstellen! Ich danke dir für mein Leben bei dir. Ich werde nun von dir Abschied nehmen und gehen. Ich Liebe Dich für immer meine Menschen-Mama und mein Menschen-Papa.


© Meike Korte


5 Lesern gefällt dieser Text.


Unregistrierter Besucher

Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Als dein Herz stehen blieb hörte ich meines Brechen"

Re: Als dein Herz stehen blieb hörte ich meines Brechen

Autor: Jens Lucka   Datum: 14.01.2024 17:45 Uhr

Kommentar: Großartig!!!
Mir klopft das Herz beim Lesen auf einer gut bekannten Art und Weise.
Hände möchten greifen und festhalten...
Das Bild sagt alles hinzu.
Top.

Herzliche Grüße von Jens

Kommentar schreiben zu "Als dein Herz stehen blieb hörte ich meines Brechen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.