Short-Healing-Story I

© Nici

Mein Körper, meine Seele, mein Herz und mein Gehirn durchleben einen nicht endenden Winter. Der Wind wandert kalt und ungehindert durch meine Knochen, durch meine Gehirnwindungen, durch meine Träume. Kahle, brüchige Äste umwinden meine Muskeln und verletzen mich bei jeder Bewegung. Ich bin gezwungen nach jedem Schritt Halt zu machen. Mein Haar wird von leeren Nestern geschmückt. Mitunter fällt eins herunter, wenn der Sturm mich erfasst. Ich kann kein zu Hause mehr sein. Nur braune Blüten bröseln von meiner Haut. Es sucht kein Insekt nach mir. Das gelegentliche Klopfen eines Spechtes trifft auf hohle Haut. Doch manchmal, wenn der Winter härter wird, sucht er Zuflucht in mir. Er bleibt nie lange. Der Schnee drückt meine Arme und meinen Rumpf so sehr nach unten, dass sie müde werden und auf dem kalten Asphalt schleifen. Der Blick ist so starr, kein Licht scheint durch meine Augenhöhlen. Niemand kann von mir gewärmt werden. Eine warme Hand nimmt meine Hand. Es knarrt und knarrt. Ein kurzer, milder Strom fährt durch meine Adern.


© Nici


4 Lesern gefällt dieser Text.


Unregistrierter Besucher





Kommentare zu "Short-Healing-Story I"

Re: Short-Healing-Story I

Autor: Eleonore Görges   Datum: 20.06.2023 10:43 Uhr

Kommentar: Traurige Beschreibung...

Liebe Grüße
Eleonore

Kommentar schreiben zu "Short-Healing-Story I"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.