Die bunten Lichter der Schaufenster spiegeln sich in ihren Augen...
Sie ist eine Frau, bei der man ins Träumen kommen kann.
"Schau mal", sagt sie, "ist das nicht wunderschön, das würde gut in unser Wohnzimmer passen." und zeigt auf ein zauberhaftes Weihnachtsarrangement in einem großen Glas.
Ja, die weihnachtlich geschmückten Geschäfte im Einkaufscenter sind wirklich sehenswert und es macht grossen Spass, langsam mit ihr von Geschäft zu Geschäft zu schlendern und die Sachen zu betrachten.
"Komm, hier waren wir noch nicht drin!" und sie zieht mich in ein Geschäft, in dem es so wunderbar nach Schokolade und den anderen süssen Dingen duftet, die besonders im Advent so verführerisch sind. - Wenn da nur nicht die Erinnerung an die Waage wäre...
aber bei so vielen guten Dingen kann man halt nicht lange widerstehen.
Wir gehen weiter.
In einer kleinen Boutique fällt ihr eine Lederjacke auf. "Probiere sie doch einfach mal an!" sage ich zu ihr und stelle mir vor, wie gut sie darin aussehen müsste.
Sie sieht dann noch besser aus, so als wäre sie das Modell für den Designer gewesen und am liebsten hätte sie die Jacke gleich anbehalten.
Ich bin begeistert, doch der Preis ist recht hoch und sie lässt sich die Jacke bis zum Ladenschluss zurücklegen, um noch einmal über den Kauf nachzudenken.
Nach drei Stunden Shopping ist es Zeit, eine kleine Pause einzulegen.
Ein kleines Kaffee lädt zum Verweilen ein, hier sassen wir schon oft, wenn wir gemeinsam unterwegs waren.
Cappuccino und ein Stück Torte für jeden, natürlich Unterschiedliche, denn jeder isst die Hälfte vom Stück des anderen...
So gestärkt geht es weiter.
Ein paar Sachen für die Weihnachtdekoration werden noch gekauft und es ist schon kurz vor acht, als sie sich dann doch noch entschliesst, die Lederjacke, die ihr so gefallen hatte, zu kaufen.
"Jetzt bin ich fast blank!" sagt sie lachend, als wir das Geschäft verlassen.
Hand in Hand gehen wir ins Parkhaus zu unserem Wagen. Sie strahlt, es war ein wunderschöner Nachmittag gewesen.
Auf der Heimfahrt unterhalten wir uns noch über Gott und die Welt und ehe wir uns versehen sind wir schon wieder in unserer Kleinstadt angekommen, die 70 Kilometer waren kaum spürbar.
In ihrer Wohnung trinken wir noch gemeinsam ein Glas Tee und knabbern selbst gebackene Plätzchen, leise erklingt weihnachtliche Musik.
Alles ist so vertraut und Bilder an längst vergangene Zeiten werden wach...
Ich wünschte, die Zeit würde stehen bleiben.
Doch die Zeiger der Uhr rücken unerbittlich weiter.
"Ich geh jetzt schlafen" sagt sie dann, "vielleicht ruft Gerhard heute noch an, er kommt vielleicht am nächsten Wochenende" und ich sehe es an ihren Augen, dass sie sich darüber sehr freuen würde.
Gerhard ist ihr Beziehungspartner, sie sind schon lange ein Paar, doch sie können sich nur selten treffen, da die Entfernung recht gross ist und Gerhard nur Hartz IV bekommt.
Als wir uns zum Abschied freundschaftlich umarmen und sich unsere Lippen ganz flüchtig berühren, sage ich zu ihr: "vergiss mich nicht..." und sie antwortet "Wie könnte ich dich je vergessen, du bist doch mein bester Freund..."


© Raina Jeschke 2007


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Beschreibung des Autors zu "Freundschaft"

Nach einer wahren Begebenheit

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