Ich liege hier und kann nur eins: An dich denken.
Meine Gedanken und Gefühle schweben über mir. Ein Damoklesschwert, das versucht mich zu erstechen. Es schwebt über meinem Brustkorb. Über der Stelle, an der eigentlich mein Herz thronen sollte.
Oh, warum bist du nur gegangen? Ohne mich, aber mit meinem Herzen.
Ein tiefes Loch prangt nun dort, wo es eigentlich hätte pochen sollen. Ich weiß nicht recht, ob ich diesen Schmerz noch lange aushalten werde.
Ich hatte dir mein blutendes Herz geschenkt, als Zeichen meiner unendlichen Liebe.
Doch warum nimmst du es mit, wenn du mich nicht mehr liebst?
Wieso gibst du es mir nicht zurück, damit es wieder heilen kann? Damit ich es wieder flicken kann? Verarzten kann? Wieder an die Stelle setzen kann, an das es gehört?
Was habe ich bloß getan, dass du mich diesen Schmerz spüren lässt? Es tut so weh. Unbeschreiblich weh.

Erinnerst du dich an unser Versprechen, dass wir uns einst gegenseitig gaben? Für die Ewigkeit?
Du und ich für immer eins.
Seite an Seite gegen den Rest der Welt.

Nun bin ich alleine, denn du hast mich hier zurückgelassen. Den Wölfen wieder zum Fraß vorgeworfen. Sie kreisen mich ein und fallen über mich her. Wie damals, als du noch nicht da warst. Ihre scharfen Zähne schlagen sich in mein Fleisch. Reißen daran. Zerren mich verwundet, wie früher, in ihre dunkle Höhle und lassen mich nie wieder das Tageslicht erblicken. Du. Du warst mein Anker. Mein Rettungsseil. Mein Jäger, der mich vor den Wölfen beschützt hat. Mein Licht in der schwarzen Höhle. Du hast mich gerettet, als meine Welt gerade zerbrechen wollte. Als ich am Abgrund war. Bereit zu springen. Als es um mich herum dunkel wurde. Trist und trostlos. Genau da gabst du mir Hoffnung. Licht. Wärme. Geborgenheit.

Gemeinsam haben wir es durch meine schweren Zeiten und anschließend durch deine geschafft. Uns durchgekämpft. Immer gemeinsam. Immer Seite an Seite.

Doch jetzt bist du verschwunden. Einfach gegangen. Mit den Worten:
„Irgendwann hat alles mal ein Ende.“


© Violet E.


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Beschreibung des Autors zu "Du"

Hat wirklich alles mal ein Ende?

Violet E.

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Kommentare zu "Du"

Re: Du

Autor: Verdichter   Datum: 04.10.2020 17:26 Uhr

Kommentar: Also, ich hätte jetzt an dem Text nichts auszusetzen. Ist ja kein Gedicht.
Dein Verwundet-Sein kommt deutlich rüber, viele andere Gefühle auch.
Es ist bitter, kein Text für den gemütlichen Sonntagnachmittag, aber dafür war er ja wohl auch nicht gedacht.

Gruß, Verdichter

Re: Du

Autor: Michael Dierl   Datum: 04.10.2020 23:08 Uhr

Kommentar: Sorry, Deinen Text habe ich dann deutlich missverstanden! Werde meinen Beitrag dazu löschen!

Gruss Michael

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