Was sie nicht sehen will, ist einfach nicht da.
Was sie nicht hören kann, weil es hinter verschlossenen Türen geschieht, hört sie einfach nicht.
Und worüber sie nicht sprechen will, das wird unter den Teppich gekehrt.

Sexueller Missbrauch oder Missbrauch generell, darüber will die Gesellschaft lieber gar nicht erst sprechen. Das will sie weder sehen noch hören. Und doch gibt es Neuigkeiten wie die Folgenden viel zu oft in den Zeitungen zu lesen.
Da „outet“ sich ein Musiker in Irland oder Neuigkeiten wie die aus Kanada schocken die Öffentlichkeit. Jedenfalls für einen kurzen Augenblick. Bedauerlicherweise bleibt es dann dabei.
Die Gesellschaft widmet sich erneut dem Alltag und die Ereignisse verlaufen sich scheinbar irgendwie im Sand.

Mancher sagt dann vielleicht noch: „Früher war das alles ganz anders.“
Doch wo ist der Unterschied zu früher tatsächlich?
Er ist vielleicht in einem einzigen Wort zu finden: Internet.
Durch dieses Medium verbreiten sich solche Taten wie der Wind. Und das Entsetzen ist groß. Das gab es früher nicht.
Wirklich nicht?

Früher wurden hinter verschlossenen Türen keine Kinder sexuell missbraucht? Früher gab es auch keine Fälle von Inzucht? Früher wurden keine Kinder geschlagen und misshandelt?
Es gab früher keine Schulen, in denen Lehrer Kindern auf sehr nachdrücklich Art und Weise ihr Verständnis von Erziehung näher brachten?
Es gab früher auch keine Kinderheime, Internate oder Kloster, wo keiner wusste, was hinter verschlossenen Türen geschah?
Es gab auch keine angesehenen Familienväter oder liebe Onkel, die halt ein etwas seltsames Verständnis von Liebe hatten?

Darüber sprach nur keiner. Darüber sprach man nicht einmal mit vorgehaltener Hand. Das wurde einfach unter das Dach der Privatsphäre gekehrt und weg war es.

Heute sieht das anders aus. Die Fälle häufen sich und die Opferzahlen steigen. Von den Dunkelziffern ganz zu schweigen. Es dauert oft Jahre, bis Opfer beginnen zu reden. Schwer zu beweisen ist es allemal. Denn hinter verschlossenen Türen gibt es keine Zeugen. Keiner hat es gesehen oder gehört.
Viel zu viele Opfer wissen nicht, wie sie nach all den Jahren die Täter vor Gericht bringen können. Wer würde ihnen denn schon glauben?
Viel zu viele schweigen aus Angst davor, ein zweites Mal zum Opfer gemacht zu werden, weil Täter so brave Biedermänner sind, alles abstreiten und man es ihnen gar nicht zutrauen würde.

Das Vertrauen dieser Kinder ist zerstört. Die Augen haben ihren Glanz verloren und die kleinen Seelen sind zerbrochen. Keiner bringt ihnen ihr Lachen zurück. Keiner gibt ihnen ihre verlorene Kindheit wieder. Das Leben wird zu einem Überlebenskampf, den viele verlieren. Sie versinken in den Folgen dieser Grausamkeiten. Alkohol, Borderline, Lolita-Verhalten, Persönlichkeitsstörungen oder Drogen sind die Folge. Manch einer verliert auch nach jahrelangen Therapien diesen verzweifelten Kampf ums Überleben.

Und die Gesellschaft schweigt. Sie hört und sieht nichts und will nicht darüber sprechen. Keiner kennt jemanden persönlich, dem das geschehen ist. Wenn doch, schaut man betreten weg. Und die Opfer fühlen sich schuldig. Schuldig an etwas, das sie nicht getan haben, gegen das sie sich nicht wehren konnten.

Wenn man sich dann noch mit den Urteilen und den Gefängnisstrafen für solche Taten beschäftigt, dann kann man erneut feststellen, wie unsere Gesellschaft mit diesem „Problem“ umgeht. An manchen Orten ist es dann mit einer öffentlichen Entschuldigung scheinbar abgetan.

Wann wird es entsprechende Konsequenzen geben, die eine deutliche Sprache sprechen?
Wann werden Richter Urteile fällen, die den Opfern gerecht werden?

Wie auch immer die Strafen ausfallen werden... die kleinen Kinderseelen sind zerbrochen...

Kinderseelen

Wenn Kinderseelen heimlich weinen…
Weil einer ihnen die Seele zerstört
Und keiner ihre Tränen hört
Weil es passiert ganz ungestört

Wenn Kinderseelen heimlich schreien…
Weil einer sie als Handelsware schätzt
Sie von einem zum anderen hetzt
Und ihre Seelen zutiefst verletzt

Wenn Kinderseelen heimlich sterben…
Und die Gesellschaft die Augen verschließt
Und mancher der Täter noch Achtung genießt
Und die Pornoindustrie sprießt und sprießt

Was soll dann aus unserer Welt noch werden
Wenn die Vertrauenspersonen oft Täter sind
Und die Hilfeschreie verhallen im Wind
Und keiner glaubt diesem gepeinigten Kind

© Cornelia G. Becker 28.11.2013


© Cornelia G. Becker


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Beschreibung des Autors zu "Unsere Gesellschaft – Wie die 3 Affen, die sich gegenseitig unterstützen"

Veröffentlicht in Huffington Post 2013
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