passage.

sie liebte es abends durch die nächtliche stadt zu ziehen. erst wenn die schatten lebten konnte sie atmen. als stille beobachterin, die niemand je wahrnehmen würde. diese bar schien von aussen weniger ansehnlich oder gar einladend. das gebäude wirkte unscheinbar - eingelassen in die triste impression von grau. nachdem sie die bar betrat verschaffte sie sich einen ersten groben überblick. im vorderen teil des raumes befanden sich runde tische mit 2 bis 5 stühlen, und ein großer rechteckiger tisch an einer sitzecke. die bar mit den hockern, ort des geschehens. im hinteren teil befanden sich zwei rechteckige tische und drei runde, an denen man die möglichkeit hatte, zu rauchen. goldverzierte überdimensionale spiegel und goldene kerzenhalter mit einzelnen, länglichen, weißen kerzen dekorierten den raum. die tische aus schwärzlichem holz, die stühle ebenso, bezogen mit sitzpolsterungen aus intensiv violettfarbenem stoff. sehr bohème. ein ort, an dem sich künstler, gestrandete und die alten wiederfanden. der grossteil der klientel ging auf die qualen des alters zu. durchschnittsalter 50-60, wollte man nur dem auge beachtung schenken. der rauch schwebte in einer schwade nahezu unbewegt über den köpfen der besucher an der bar. im hinteren teil des raumes saß ein junges paar, das nicht so recht in das geschehen hineinpassen wollte. sie waren in den mittleren zwanzigern und füllten formulare für eine quizsendung aus. sie redeten mit - nicht übereinander. die menschen an der bar hatten das leben aufgegeben und prusteten es in derben witzen, gelächter, alltagsfloskeln und rauchscwaden aus, die sich einheitlich mit dem nebel über ihren köpfen vermengten. doch die jungen menschen erzählten mit ihrer innigkeit von einem glück, das viele nicht fanden oder halten konnten. ihnen wohnte die zarte hoffnung der jugend inne. dennoch erschienen sie merkwürdig alt, als hätten sie die erfahrungen von vielen leben und jahren geteilt, welche man in ihren gesichtern nicht erkennen konnte. nur in ihren augen, die müde erschienen. damit teilten sie eine eigenschaft mit denen, die in diesen räumlichkeit saßen. vielleicht fehlte ihnen aber auch nur der schlaf.


© Da-Hi T. Koch


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