Wir schreiten entschlossen aus, den Blick voller Optimismus nach vorne gerichtet – so gehen wir durch die Zeit? Ja, das wäre schön! Dann hätten wir alles in der Hand und könnten frei über unser Schicksal entscheiden... Nein, so ist es wohl nicht ganz. Aber wie ist es denn wirklich?
Beginnen wir neutral zu denken. Lassen wir den ganzen erlernten Schmus frank und fröhlich hinter uns und stellen wir uns die Wirklichkeit vor.

Was sehen wir, wenn wir "auschreiten"? Richtig: Wir sehen nichts! Warum nicht? Weil es Nacht ist, oder weil wir blind sind? Keineswegs. Wir sehen nichts weil wir hinten einfach keine Augen haben! Hinten?? Wieso hinten? Wir gehen doch schnustracks nach vorne. Richtig: Wir gehen nach vorne, aber rückwärts! Wir gehen rückwärts, auf unsicheren Beinen und keineswegs schrittsicher in die Zukunft. Vor uns liegt ein völlig unbekanntes Land!

Was wir sehen ist die Vergangenheit: Wir können nur den Weg sehen, den wir bereits zurückgelegt haben...falls wir nicht betrunken sind, oder betrunken gemacht wurden! Also entweder wir bilden uns ein, daß alles Erkennbare nur deshalb für uns erkennbar ist, weil wir nichts anderes erkennen als wir erkennen wollen. Möglicherweise haben wir uns auch täuschen lassen, wie der Kaiser im Märchen mit seinen "neuen" Kleidern, die gar nicht vorhanden sind.

Dann sind wir Geschäftemachern, Priestern, Gurus, Politikern, Illusionisten, oder Romantikern aufgesessen, die sich einen Spaß daraus gemacht haben uns absichtlich zu verblenden. Wir können also nur mutmaßen was vor uns in unserem Rücken liegt! Aus der Vergangenheit wirklich lernen können lediglich diejenigen unter uns, die niemandem geglaubt und sich nur an der Vernunft ausgerichtet haben. Sie können einigermaßen zutreffende Prognosen erstellen.

Inzwischen entsteht die Zeit! Wir tappen in sie hinein und lassen uns naiv überrschen was sie wohl bringen mag. So entsteht die Menschheitsgeschichte aus einem Wust von Irreführungen und Irrglauben, die uns den Blick nach vorne, dessen wir gar nicht mächtig sind, ersetzen soll. Dabei sind selbstverständlich die Scharlatane eindeutig im Vorteil – und die nutzen die Macht der Mörder und Tyrannen aus, zu deren Spaß wir allesamt im Trüben fischen.

Weit hinter uns, in den sich von der Erde entfernenden Lichtstrahlen, weht aufgezeichnet unsere Vergangenheit, wie ein surrealistischer Film durch die Weiten des Alls, wo er von Zeitreisenden gelesen werden kann. Darin haben wir kuriose Rollen gespielt, geliebt, Kriege geführt und (ganz wenige Verhasste unter uns) wichtige Entdeckungen gemacht, die zu unseren Lebzeiten kaum eine Rolle für irgendeinen Einzelnen gespielt haben.

Weit vor uns existiert, in unheimlichen Blasen, die Zukunft, deren Inhalte wir allerdings erst dann kennenlernen wenn sie hinter uns – auf unserer Strecke nach vorne – aufplatzen und ihren meist dubiosen Inhalt freigeben. Dann treten sofort Demagogen und Werbestrategen auf den Plan, die alles zu zerreden versuchen bevor es überhaupt erst begriffen werden kann. Das wiederum macht Leute, die ohnehin nur kapieren was sie kapieren wollen, glücklich.

Und so hören wir den Gesang der Schöpfung von allen Seiten auf uns zustrebend...und wir öffenn die Münder, nicht nur um zu staunen, sondern mit einzustimmen in den Chor der Gefangenen im Raum der Möglichkeiten, die uns das Universum zu bieten hat. Unsere Augen leuchten glücklich und vertrauensvoll! Wir setzen einen Fuß vor den anderen...pardon: einen Fuß hinter den anderen um vorwärts zu kommen und wir freuen uns nichtwissend am Leben zu sein!

Nichtwissend am Leben zu sein

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Nichtwissend am Leben zu sein"

Re: Nichtwissend am Leben zu sein

Autor: Sonja Soller   Datum: 24.11.2023 14:34 Uhr

Kommentar: So ist es wohl, lieber Alf,
alles was hinter uns liegt, können wir beim Namen nennen, was vor uns liegt, können wir vielleicht erahnen, doch klar sehen können wir es nicht!!

Interessant geschrieben! Gerne gelesen!

Herzl. Grüße aus dem hagelstürmischen Norden, Sonja

Re: Nichtwissend am Leben zu sein

Autor: Alf Glocker   Datum: 24.11.2023 17:58 Uhr

Kommentar: danke dir liebe sonja

erschöpfte grüße aus dem (noch) verregneten süden

Alf

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