Wir sind uns einig...in wessen Sinne? Wir haben uns lieb...weil der eine hat was der andere will. Jeder darf tun was ihm Spaß macht (Gewalt ausgenommen)...aber was macht Spaß? Spaß macht was Spaß zu machen hat...da gibt es charakterliche und Mentalitätsunterschiede! Man muss sich aufeinander verlassen können. Die Frau darf darauf vertrauen, daß der Mann unentwegt von ihr träumt und seine körperliche Befriedigung von ihr abhängig macht. Der Mann darf darauf vertrauen, daß die Frau auch dann ihre "Ehelichen Pflichten " erfüllt wenn sie Migräne hat.

Ist es so gedacht? Und wenn ja, wer hat sich das ausgedacht? Das haben sich so manche vorgestellt, aber es hat sie nie erfüllt, denn eine Prinzessin (jede Frau ist eine Prinzessin) stellt dem Prinzen unentwegt Aufgaben, nach deren Erfüllung er Erfüllung findet, oder jedenfalls das was er momenatn dafür hält. Dann kommt wieder die Wahrheit ins Spiel dummer Kinder, die von der Annahme beseelt sind es gäbe gar keine Wahrheit (außer der, die sie selbst ganz für sich, erlernt haben. Darauf können sie dann bis zum Stankt Nimmerleinstag beharren!

"Du bist mein Wunschbild!" So spricht der Mensch die Wahrheit an. Er hat sie irgendwo gehört oder gelesen und für sich entsprechend moduliert. Dabei kommt es aber nicht auf den Bildungsgrad, sondern auf sein Selbstverständnis an – und wenn dieses ein wenig naiv ist, dann gestalltet sich das entstehende Weltbild entsprechend primitiv: Es ist voller Ritter, die sich in Turnieren um die Gunst der Fräuleins schlagen, voll von wilden Weibern die nicht genug von ihrem Spargeltarzan bekommen können und unentwegt weinen, wenn es denn sein muss!

Natürlich hat so ein Leben dann auch mit der nötigen Selbstverständlichkeit abzulaufen, die einfach von "intakten Familien" gebraucht wird. Alles ist gut wenn alles normal ist und alles ist normal wenn ich, du, er, sie, es, oder irgendwas, es als normal ansieht. Darauf kommt's an! Durcheinander gerät das Konstrukt erst dann, wenn einer logisch reagiert... Sagen wir mal ein Prinz wurde einmal zu oft geprüft und hat die Nase von den Migräneanfällen seiner Prinzessin gestrichen voll, oder eine Frau muss ihren Propheten zigmal mit anderen Frauen teilen.

Dann hat Gott, der große Kürbis, Gaja, oder der Teufel etwas irgendwie falsch gemacht. Dann wurde eine persönliche Wahrheit verletzt (und die echte Wahrheit ignoriert), dann hat sich jemand die Augen zugehalten und "Seht ihr mich noch?!" gerufen. Zur Not bleibt man immerhin a). aus Gewohnheit, b). der Kinder wegen, oder c). des angesammelten Erreichten wegen (um das man ja bereits oft genug vom Staat betrogen wird) zusammen. Das ist zumindest ein Ansatz der Vernunft!
Ob es was mit Gefühlen zu tun hat ist zwar fraglich, aber sogar wahrscheinlich.

Aber auf die Anziehungskraft zwischen zwei Erdenkörpern, die einmal Himmelskörpern glichen, kommt es sicherlich nicht mehr so an...denn inzwischen, nachdem der Körper erforscht wurde, hat man ja auch noch den Geist entdeckt...und festgestellt, daß er in den Anfangsjahren hauptsächlich dem Körper angepasst worden war. Aber die Verschleierung verliert irgendwann ihre Bedeutung! Dann wird eine neue Prinzessin gebraucht, oder ein neuer Prinz geprüft – je nach Kulturkreis. Und jetzt gehen wir einmal gar nicht darauf ein, was geschieht wenn Kulturkreise...

Der "Geist" sollte also grundsätzlich in der Lage sein Enttäuschungen aufzufangen und nicht davon ausgehen, daß allein das von ihm Erlernte der einzige Maßstab für Sextreffen ist, ihn darstellt, oder als solcher akzeptiert werden kann. Denn von ihm und seiner Fähigkiet auf kreative Weise aktiv zu werden, hängt nun das Lebensglück ab. Da gilt kein "Das hab ich doch gar nicht nötig", oder kein "Ich werde dir einen Wunsch nur dann erfüllen, wenn du ihn auf meine Weise erfüllt haben willst". Die wahrhaftige Erotik geht nämlich tatsächlich von der Breitschaft aus...

nicht psychisch erkrankt sein zu wollen, glänzende Augen zu haben wenn der Andere spricht, nicht alles zu negieren was einer/eine möchte und vor allem: nicht grundsätzlich zu glauben das von einem selbst Angenommene sei – aus welchen Gründen auch immer – absolut nachvollziehbar. Anders formuliert: Die gespielte Rolle ist nicht von Haus aus die Beste, auch wenn sie jahrtzenhtelang einstudiert und praktiziert worden war. Sogar der zeitweilige Erfolg eigener Methoden sollte niemanden darüber hinwegtäusch, daß er womöglich nur auf die Toleranz des Partners zurückzuführen war. In wessen Sinne sind wir uns also einig? Bitte genau hinsehen.

Die Schizophrenie des erotischen Alltags

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die Schizophrenie des erotischen Alltags"

Re: Die Schizophrenie des erotischen Alltags

Autor: Sonja Soller   Datum: 09.08.2023 12:50 Uhr

Kommentar: Interessantes Thema, lieber Alf,

sehr schön, hahahahaa!!! Nur manchmal ist das genau Hinsehen schon zu spät.
Der/die Eine zeigt nur, was man sehen soll, ein anderer sieht nur was er sehen will. Das richtige Leben passiert erst viel später, auch das erotische, denn es soll ja standhalten. Es wäre von Vorteil, wenn beide Parteien in die gleiche Richtung gingen. "Eheliche Pflichten", hört sich wirklich gut an, hahahaa...

Sehr gerne gelesen!!

Tolles Bild!!

Herzliche Grüße aus dem sprachlosen Norden, Sonja

Re: Die Schizophrenie des erotischen Alltags

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.08.2023 15:47 Uhr

Kommentar: Danke dir für den humorvollen Kommentar auf meinen humorvollen Text

LieGrü
Alf

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