Es ist alles so harmonisch! Wir spüren die Harmonie in sämtlichen Knochen! Diese Harmonie ist weise, denn sie kommt aus der Liebe. Nein-nein, nicht aus der zum anderen Geschlecht – das vielleicht nebenbei auch -, denn das wäre ja mit Eigennutz verbunden. Die ich meine, ist „höheren“ Ursprungs! Sie resultiert aus einem Wunsch!

Ich kannte mal einen, der sagte beim Abschied immer zu mir: „Ich wünsch dir einen herrlichen Wunsch!“ Das fand ich sehr nett, aber leider wusste ich nicht, welchen ich mir wünschen sollte. Das macht feilich nichts, denn in Sachen „Harmonie“ ist das völlig egal. Sie ist halt einfach da, wenn man weise ist. Man liebt sich, weil man sonst auch keinen anderen lieben kann, und die Welt! Die Welt ist schließlich unser Zuhause.

Daraus kann man so viele Harmonien schnitzen wie man will. Man braucht überdies gar keine Angst zu haben, denn es ist ja egal, wohinein man schlittert, solange nur die Harmonie bestehen bleibt. Das macht ein gutes Gefühl. Und dieses gute Gefühl hilft uns über alles hinweg: Wir überstehen Fehlentscheidungen, Misswirtschaften, Hungersnöte, ja, notfalls sogar die eigene Hinrichtung.
In jeder Richtung sehen wir bloß eines: die Harmonie. Sie lässt uns lieben und – naja, und so weiter … Geben wir uns die Hand, ganz gleich, was sie vorher gehalten hat – einen Dolch, eine Bombe oder ein heiliges Buch, aus dem man nichts lernen kann. Auf diese weise Weise finden wir überall auf der Welt Freunde. Unser Harmoniebedürfnis ermöglicht uns, sie zu verstehen. Wir müssen uns lediglich gebührend anpassen!

Ohne Anpassung geht keine Harmonie! Mit der Harmonie beweisen wir unsere intellektuelle Überlegenheit, die wir jedoch nicht so bezeichnen, sondern „Liebe“ dazu sagen. Die Liebe wiederum flüstert uns heimlich ins Ohr: „Der Klügere gibt nach, denn er hat das Bedürfnis nach Harmonie.“ Und damit ist es getan – wir verstehen plötzlich die Gedanken der anderen so gut, selbst wenn sie unsere nicht verstehen. Wir machen mit! Wobei? Bei allem, was nötig ist! Und was ist nötig?
Nötig ist alles, was Harmonie braucht, um harmonisch genannt werden zu können: Freundlichkeit, Gastfreundlichkeit, Toleranz und noch einmal Toleranz! Sollte man uns, die Harmoniebedürftigen, oder auch „Harmoniespender“, dabei nicht so recht tolerieren, dann gleichen wir das durch unsere Fähigkeit zu harmonieren spielend wieder aus. Wir halten nicht nur alle 4 Backen hin, wir küssen notfalls sogar die 30 Silberlinge, die man für uns bezahlt hat, bevor man uns abholt nach Harmonolgata, wo wir zum Symbol werden, für alles, was jemals gut harmonieren mochte.

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 351. Schritt

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 351. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 351. Schritt

Autor: Sonja Soller   Datum: 23.10.2022 12:36 Uhr

Kommentar: Gefällt mir! Gut geschrieben!!

Tolles Bild!!

Herzliche Sonntagsgrüße aus dem Norden, Sonja

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 351. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 24.10.2022 8:57 Uhr

Kommentar: Ich danke dir herzlich!

LieGrü
Alf

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