Die Bedeutungslosigkeit des Bedeutenden ist bedeutungsloser, als es der Bedeutende wahrhaben möchte, denn nichts ist bedeutungsloser als die angenommene Bedeutung innerhalb einer allgemein vorhandenen Bedeutungslosigkeit. Wäre da nicht die Fantasie, wir wären zwar nicht alle gleich, aber alle gleich bedeutungslos, denn die Bedeutungslosigkeit ist das Ziel aller Ziele, das Ende aller Träume und der Alptraum aller absolut Bedeutungslosen, denen es gefiel, sich Bedeutung zu verleihen.
Von Bedeutung ist bloß der Wahnsinn! Er ist die Spitze des Eisberges, die treibende Kraft in der Klamm, die Erlösung von allem Unübel sowie die Versuchung, in die man sich führt, wenn man sich zugeneigt ist. Er ist bedeutend wie nichts sonst auf der Welt, in der Welt und um die Welt rum. Er leitet den Strom aus den Turbinen der Herzen in die Zentren der Ohnmacht, der Einfalt, wo er wahre Wunder an Bedeutungslosigkeit vollbringt. Das macht uns ergriffen, das zeigt uns die Grenzen unserer Bedeutung innerhalb der Bedeutungslosigkeit auf. Das erfrischt richtig!
Aber was tut es mit mir? Ich fühle mich nur umzingelt, und ich kann nicht fliehen, denn, wohin ich auch möchte – es ist nirgends eine Insel, auf der ich wenigstens die Bedeutung einer aktiven Sinngebung erreichen kann. Ich bleibe lediglich abwartend hinter dem Horizont meiner Möglichkeiten zurück, indem ich einerseits alles ausschöpfe, was in mir ist und andererseits nichts für das Ausgeschöpfte erhalte. Ich bin nur der August, in allen Jahreszeiten! Ob Frühjahr, Mai, ob Herbst, Oktober, ob Winter, Januar oder Sommer, der August. Das bleibt sich gleich, wie der Weg dem Ziel, der Esel dem Eis, oder der Apfel dem Ei. Ich verliere mich in den Schwindeln der Drehungen sämtlicher Galaxien zusammengenommen und ich versuche, zu mir durchzudringen, als wäre ich ein Götterbote in keiner Luft, der sich nach dem Zentrum des Umfangs sehnt, welcher sich durch die Bedeutungslosigkeit seines Inhalts dehnt. Also rede ich nun …
Soundso oft hab ich geschwiegen, soundso viel ging in den Arsch! Mein Herz wartet im Kühlschrank auf den Ringelpietz mit einem adretten anderen komischen Vogel, dessen Gezwitscher mich an Sirenen erinnert. Wie ungerne entkäme ich diesem Gesang! Wie selbstvergessen würfe ich mich in den Jo-Jo-Effekt einer Liebeslüstelei, der Hitzewelle für Seelen, die gerne schmelzen vor Glück. Was ist dagegen schon ein Elfenbein-Turm? Ist es nicht sagenhaft, auf der „Welt zu sein“, sagt die süße Biene zu dem Einstachel-Schwein. Treib es doch soundso viele Male mit den Engeln aus Bleisch und Flut, teuflisch und versessen, unverstellt die Wege, ungeweint tralle Ähnen, geliebt alle Fernen und Nähen, verblieben im Stunst der Dädte, frei bedocht, fohlweil den Sintafaen sau nausend nud neiner Acht.
Aber in der Verwirrung! Zurück! Zurück! So geht es nicht weiter! Komm wieder her, du kleiner Geist, damit ich dich fressen kann, weil ich so große Zähne habe. Ich verspreche, dich vorher zu küssen, wenn du dich davor noch, als Frosch verkleidet, zu meiner Verfügung hältst. Du bist von Bedeutung für mich, mehr als ich selbst, denn die Bedeutungslosigkeit ist ohne Bedeutung für mich! Ich verleihe ihr kein Gesicht, sondern bilde mir ein, eines entwerfen zu können, das mir gefällt. Dann sage ich „Bedeutung“ zu ihm, wobei ich imstande bin, es anzuhimmeln, obgleich es doch wandelte in finsterer Nacht! Um-Nacht, Umnachtung und Bedeutungslosigkeit haben eines gemeinsam – sie lösen sich bei abgedrehtem Hinsehen in Wohlgefallen auf! Was für ein Spaß?!
Kommentar:Lieber Alf, Dein Essay ist einmalig gut und es spiegelt unverwechselbar Dein großes Können, dazu das passende sehr gelungene Bild, von Deiner Hand!
Liebe Grüße,
Angélique
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 250. Schritt
Kommentar:Hmmm............manchmal ist es eine Kunst seine Gefühle in passende Worte zu fassen. Mit bloßen Beispielen ist es auch nicht immer getan, so sucht man starke Worte, die es manchmal gar nicht gibt und muss sie kurzfristig erfinden, für das was man nach außen tragen möchte, um den Wert seines Ich's annähernd gerecht zu werden. Wie heißt es so schön: "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht um das passende zu finden trotzdem ist es immer ein Versuch wert auch wenn's nur nährungsweise so hinkommt. Die Gefühlswelt ist ein dunkles Tal, dass das in Weisheit getauchte Licht nicht immer ganz erhellen kann! So, nun lasse ich mal das Geschwülstige weg :-)! Man tut eben was man meint es richtig zu machen - Punkt! Gut geschieben Deine Gedankenwelt! Ich bin da immer begeistert wo Du diesen Saft auch abdrückst und im neues "Leben" einhauchst!
Dein Bild paßt zum Text der Vielfälltigkeit! In Öl auch noch! Als ich dann noch las das Du es digital überarbeitet hast konnte ich wieder normal atmen, denn ich dachte..................in Öl und auch noch so gemalt aber dann kam da das erlösenden Wort digital! Puuuuuuuuuuuuhhhhh....schwitz!!!! :-)
lg Michael
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 250. Schritt
Gefühlsduseleien
Ein Tag brachte Enttäuschungen.
Gescheiterte Versuche,
warfen kalten Schnee auf die Gedanken.
Träume sprangen aus den Wolken,
sie brachen sich beinahe das Genick,
doch sie [ ... ]
Wir sind beauftragt gar nichts zu erreichen.
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Wir kriechen feige, lassen uns erweichen
und sehen zu, daß man so schnell [ ... ]