Kommen wir zu einem ganz anderen Thema, zur Farbenleere. Nur sie kann uns befriedigen, nur sie weist Schutzzonen auf, die dem Ruhelosen Erholung versprechen, denn nur sie ist neutral!

Manchmal, wenn es ganz besonders bunt zu oder ganz besonders hoch hergeht, dann irritiert uns das Stimmen-gewirr der Geister in uns so sehr, daß wir es nicht mehr aufzuklären vermögen, von wie weit außen oder von wie weit innen sie kommen, diese Flüstergedanken aus kristallklarem Sein. Wir können bloß noch hinhören –, und was unsere Seelen erreicht, das ist oft von größerer Schönheit als wir je dachten, denken zu können. Es fasziniert! Lassen wir es laufen, wenn’s kommt …
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Ist ein blaugrüner Himmel türkis? Nein, das hieß früher „Konstantinopel“. Und warum ist die Erde am Äquator am schnellsten? Weil das jemand berechnet hat. Ach so? Ist denn alles nur, weil wir es uns erklärt haben? Das kann man so nun auch wieder nicht sagen – aber wir sterben z.B. ganz von selber. Na, das ist ja ein Trost! Natürlich, wir brauchen doch Dinge, auf die wir uns verlassen können. Nicht wahr?!
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Auf keinen Fall! Mir wäre alles ohne Zeitplan viel lieber. Rauf aufn Baum, runter vom Baum und dazwischen Banane! Das kannst du doch immer noch haben: Geh einfach aus dir raus, will sagen, lass dich gehen und du hast es gefunden. Der Rest ist easy!
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Dann muss ich mir den Kopf nicht mehr zerbrechen? Nein, du nimmst einfach Herzen dafür. Narren sind in, die brauchen keine Saison. Dafür kannst du Empfehlungen schreiben. Die finden reißenden Absatz und die roten Listen werden verbrannt.
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Wie genau muss ich wasss tun? So wenig wie möglich! Lass dreizehne grade sein und vergnüge dich mit den Ballspielen der Down-Society. Alles wird gut, oder gelb – hell wird es auf alle Fälle!
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„In Helligkeit sollt ihr glücklich werden!“, habe ich kürzlich auf einem Werbeplakat für Atomstrom gelesen. Man soll eben nicht bloß das Haar spalten! Ob blond, ob braun? In allen Farben selbstverständlich!
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Und bei Haarausfall? In dem Fall nehmen wir eben gleich den Schädel oder wir kriegen einen Anfall – einen kriegerischen Anfall auf alles Haarige, haarige Sachen zum Beispiel. Da spielt die Farbe dann gar keine Rolle!
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Ich seh mir jetzt einen Film an: „Dort, wo die schräg-blasigen Ameisen morden“. Ist der über uns? Wie kommst du nur immer auf gar nichts? Das liegt mir im Blut! Hat es wenigstens die richtige Farbe, oder ist das auch wieder so eine versudelte Brühe? Man bekommt heutzutage ja kein gescheites mehr.
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Alle zeigen sich nackt, bleiben dabei aber völlig bekleidet, obwohl den Charakter doch gar keiner länger sehen möchte. Ungezogen angezogen? Der Körper hätt’s auch schon getan. Du bist wirklich für nichts zu begeistern!
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Meinst du? Mein ich! Meinen alle! Aber alle habe ich doch gar nicht gefragt, nur die von hinter dem elfenbeinfarbenen Stacheldrahtverhau. Aber die … die können meinetwegen bleiben, wo sie sind und offene Kamine „auspissen“! Das nennt man „tröpfeln“! Aber ist das nicht auch elfenbeinfarben? Die Pisse? Das Lob! Klar, aber das ist lediglich zu bekommen, wenn du ins Schema passt – Pisser oder nicht.
Ich verstehe, wir bleiben sauber! Farben haben für uns keinerlei Bedeutung – wir mischen uns selbst! Und was kommt dabei raus? Ich sehe Schwarz! Und ich sehe, daß ich nichts sehe, auch nichts sehen will – und das ist besser als Schwarzsehen, das ist besser als Schwarzweißsehen, das ist besser als die 3 Grundfarben, samt ihrer sämtlichen Zwischentöne. Juchhuuuu!
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An dieser Stelle ist es wohl angeraten, den surrealen Wortschwall nicht nur einzudämmen, sondern ihn zu unter-, wenn nicht gleich abzubrechen, bevor wir uns noch erbrechen und verstehen, was sie gemeint haben könnten. Verabschieden wir uns einmal mehr aus der Welt des Wahnsinns, um sie an einer ganz anderen Stelle erneut zu betreten.

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 184. Schritt

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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