Bisweilen – immer, wenn ich mir gar nicht mehr anders zu helfen weiß – möchte ich, sagen wir mal „Gott“ verklagen! Oder das Schicksal, jedenfalls irgendetwas in der Art. Vielleicht ist es ja auch die Zukunft, die an allem schuld ist? Dann vielleicht alles, was aus der Zukunft kommt …

Also: Anzeige gegen unbekannt? Nein, das ist nicht ganz richtig. Es müsste wohl eher „Anzeige gegen nicht-existent“ heißen!
Aber kann einer, der noch gar nicht existiert, eines Vergehens bezichtigt werden?

Warum?
Und wieso kann so jemand überhaupt als kriminaltechnisch wirksam auffallen?
Ich bin der Meinung: das geht!
Die Kreisläufe können durch ihn/sie beeinflusst werden. Erst einmal die menschlichen und dann (dadurch) die geschichtlichen …

Das Fleisch ist beeinflussbar – nicht nur das Fleisch, auch das lebende Holz: alles Lebende überhaupt!
Und woher kommt diese Beeinflussung? Richtig! – zuallererst aus dem Nirgendwo!

Von weit aus der Zukunft machen sich Einflüsse bemerkbar, die sich penetrant in die natürlichen Abläufe einschalten. Sie lassen grüne Triebe sprießen, bereiten die Zellteilung vor, und sie mischen sich in den Hormonkreislauf von Mensch und Tier. Eine Atmosphäre des angewandten Grauens entsteht! Die Bereitschaft, anderes zu verdrängen, setzt ein. Um der eigenen Existenz willen und um der Existenz des Nichtexistenten willen beginnt das Leben, den Zorn der Schöpfung zu entfalten.

Der Boden bricht auf, Wurzeln schlagen sich in fremdes Terrain, schnaubende Nüstern künden von kommendem Unheil, Autos fahren zu schnell, achillische Helden berennen die Trojas der Gegenwart und in den Köpfen, unter den Hörnern, über den Gebissen und in den Baumkronen locken Umarmungen (sowie Vergleichbares), deren Absicht es ist, einen trügerischen Frieden vorzugaukeln.

„Pax Darwinia“ leuchtet auf den Reklameschildern sämtlicher Untergänge, die sich das Wachstum zum Ziel erklärt haben, denn die Urwälder sind weitläufig. Ihre Stimmen singen das Sein in den tiefsten Schlaf des Gerechten, der die Ungerechtigkeit seiner unabsichtlich verübten Verbrechen nicht einmal mit „Hallowach“ begreift. Das Böse ist gut und das Gute ist böse! Unschuldig ist keiner, auch nicht der Nichtexistente, denn sein Einfluss geht seiner Ankunft voraus.

Dies ist ein Abbild der universellen Geschichte: Nichtexistierendes bringt Existentes dadurch hervor, daß es Unruhe stiftet! Ein Schwanken regiert! Ein brodelnder Kern aus Absichten explodiert sich in einen Bereich hinein, in dem er sich restlos ausleben kann.

Betrachten wir es wohlwollend: Es müssen von allen Möglichkeiten alle ermöglicht werden, um alles Mögliche erlebbar zu machen. Und dort, in den Möglichkeiten, wo die Fantasie zuhause ist, liegt die Schuld! Und die Unschuld und alles dazwischen … Die Fairness, dieses „Helle-Sein“ im Zwiespalt hochentwickelter Gedanken, gerät in Verdacht, sich ausgeliefert zu haben an die Mächte der Vorwelt, die regiert ist von Nichtexistierenden, Potentaten der Gier, den virtuellen Manifestationen des Möglichen.

So handelt das Sein, wie es ihm vorgegeben wird – augenscheinlich ein Opfer seiner selbst, weil es sich mit dem Optimismus der Alternative belügt, um nicht unterzugehen im Ansturm des Hilflosen, das in ihm wirkend, aus ihm hervortretend ist, um Pflanze, Tier, Mensch zu werden.

Dann erst ist Stille!
Die Liebe hat leidlich gesiegt und der Schuldige ist durch seine Geburt unschuldig geworden. Verkörperlicht ist, was verkörperlicht werden musste. Und „friedlich“ saugt es – was die Säugewesen betrifft – an der Mutterbrust, so, wie alle zusammen an der Brust dieser Welt saugen, die „Es“ (er/sie) vorzufinden so sehr geneigt war, daß „Er“ (sie/es) Ereignisse ausgelöst hat, die gravierend genug waren, um zu seiner/ihrer Erzeugung zu führen.

Nun kann er/sie/es unter Beweis stellen, um wie viel das bislang Existierende noch zu übertreffen ist. Denn es – dieses Neue – hat mitgebracht, was im Vorfeld schon spürbar war: seinen Charakter … das Medium für die neuen, nichtexistenten Gesuchten, deren Schuld auch wieder erst mit ihrem Auftreten in der Realität vorübergehend erlischt.

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 183. Schritt

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© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 183. Schritt"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 183. Schritt

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 06.02.2022 11:28 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
Text mit Pfiff, freches Bild. Fällt auf.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 183. Schritt

Autor: Sonja Soller   Datum: 06.02.2022 12:03 Uhr

Kommentar: Interessanter Text, ein echter Glocker!!!!!

Herzliche Sonntagsgrüße aus dem mit Regen überschütteten Norden, Sonja

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 183. Schritt

Autor: Angélique Duvier   Datum: 06.02.2022 14:03 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,

Wieder einmal ein absoluter Treffer!

L.G.

Angélique

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 183. Schritt

Autor: Alf Glocker   Datum: 06.02.2022 14:54 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!

Liebe Grüße
Alf

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