Achtung, Achtung – und hier noch eine Meldung aus dem Eckfunk: Ich schlage die Zeit tot, grün und blau schlage ich sie, tot, töter, am tötesten, auf los geht’s los und zwar nach hinten, wo sowieso keiner steht, außer mir. Denn vorne sind alle nur hellschwarz, nicht ganz gebacken!
Ich halluziniere zum wiederholtesten Mal, ich drehe mich im Kreis wie ein Derwisch, ich bin mir gewogen und für zu gewichtig befunden, ich stelle mir ein Attest aus – auf heiter bis hysterisch lachend, und ich veranlasse mich, selbst ein anderer zu sein: Keiner!
Das glaubt mir kein Mensch! Ich sehe bloß unangemessen rot, werden sie sagen, die Grell-Orangen und die Blass-Grauen, der hat doch einen Hochvogel, aber nicht in Schwarz-Rot-Gold, sondern in Schwach-Lila. Hält der sich für einen letzten Versuch?
Natürlich könnte ich damit klarkommen, ich bräuchte mich doch lediglich auszupressen wie eine zitronengelbe Zitrone, deren Saft leicht klebrig ist und nicht etwa saftgrün, wie der Name bereits sagt – und schon wäre alles obergeilgut. Aber dafür fehlt mir der Samthandschuh dieser Augenaufschläge, die mich in einen Strudel aus eisbunten Kreuzblumen versetzen, die ich voller (Ab-)Scheu anbeten kann.
„Zittere nicht, die Welt kann dich mal“, flüstert mir ein glitschiger Aal aus dem rauschenden Bach zu und ich spitze elektrisiert meine Eselsohren. Darüber geht beige die Lustsonne auf. Sie bräunt alles, was niet- und nagelfest ist. Auch ich muss jetzt lüsteln! Deshalb geh ich auf Exerzitien. Dort will ich lernen, ungehorsam zu sein, im Staubereich bevorstehender Untaten. Die gesamte Zukunft winkt champagnerfarben und strahlt.
Bevor ich ins Bett falle, fällt mir der Himmel auf den Kopf – unhörbar, ganz langsam, krampft er sich zusammen, zuerst sturmtosend, dann sich auflösend in ein Nichts aus leerblasigem Schillerdunst. Das habe ich aber nur geträumt, denn ich weiß ja, solange ich warte, bis ich durchsichtig werde, kann mir nichts passieren. Dann ist alles in allem Banane.
Doch da sind: Farben, Farben, überall Farben! Die ganze Palette. Farben des Lichts, Farben der Fantasie, Farben der Haut. Es ist ein einziger Rausch. Es ist ein einziger Riesenrausch und ich befinde mich täglich in ihm, solange der Himmel noch welkt.
Besorgniserregend ist das nicht, wohl aber behandlungsbedürftig. Was jetzt noch helfen könnte, wäre ein Anfall von Blindheit, von Farbenblindheit, dann würde alles gleich sein, nicht nur es mir. Ich wäre ein Nichts unter vielen, so sehr, wie ich es immer schon war, bloß diesmal eben aus freien Stücken. Ich müsste mich nicht andau-ernd nach weniger Abwechslung sehnen, ich hätte sie!
Da fällt mir ein – welche Farbe hat eigentlich der Ekel? Ist er rostblau oder kirschgrün? Ich vermute, seine Tönung liegt irgendwo zwischen langeweileschal und unnötigschrill. Ich denke, ohne Verdeutlichungsdrang werde ich da erheblich weiterkommen, in Richtung warme Lagune im Fantasieland, wo es ohne Belang ist, was welche Farbe zu haben braucht, um unauffindbar zu sein.
Kommentar:Die Diplomarbeit in Sachen einer analytischen Farbbetrachtungskomik ist Dir gelungen! :-))))))))))))
Zum Bild! Schöne Farben die zusammen harmonieren. Filigrane Formen die insich verschlungen. Einfach klasse! Sowas kann ich leider nicht aber egal - niemand kann alles!
lg Michael
Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 170. Schritt
Gefühlsduseleien
Ein Tag brachte Enttäuschungen.
Gescheiterte Versuche,
warfen kalten Schnee auf die Gedanken.
Träume sprangen aus den Wolken,
sie brachen sich beinahe das Genick,
doch sie [ ... ]
Sie merken es nicht, wenn die Welt untergeht –
Sie fahren momentan Porsche und Ferrari.
Sie sind in ihren Irrtümern ganz aufgebläht…
Ihre Trommeln nennen sie frech [ ... ]