Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten  109. Schritt

© Alf Glocker

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

109. Schritt

Ich habe mich durch die Zeiten gehofft – und ich habe alles erreicht: die Leistung, die Qualität, den Misserfolg! Ist das nicht wunder-wunderschön!? Wenn ich gewusst hätte, daß das eine das andere bedingt, dann hätte ich erst gar nicht gehofft, sondern gleich gehandelt. Ich hätte mich mit todbringenden Geschäften in der Nahrungsmittelindustrie beschäftigt, oder Aktien einer luftverpestenden Firma erworben, ich hätte Menschenhandel betrie-ben, oder mich bei einer der zahlreichen Betrugsgesellschaften hochgearbeitet, die alles prognostizieren, alles, außer der Wahrheit.
Vielleicht hätte ich ja sogar künstlerisch gearbeitet – selbstverständlich niemals auf einem Gebiet, das aussagekräftig auf Sachverhalte hinweist, welche von bewusst lebenden Menschen erkannt werden wollen.

Ich hätte ganz einfach leeren Mist gebaut, an dem Lügner und Ver-brecher keinen Anstoß nehmen können. Ich hätte niemanden offen oder versteckt denunziert und so keinen Widerstand, Furcht oder die Abscheu von Leuten erregt, die etwas (vor sich) zu verbergen haben. Dies jedoch sind Überlegungen, die einzig einer anstellen kann, der sich im Unrecht befindet! Sonst könnte man ja hergehen und alles kritisieren …

Es ist, bei Gott, nicht wichtig, daß es Wohlstand gibt,
es ist nur wichtig, daß wir Päpste haben,
Mullahs, Mönche, Lamas, Muezzine –
Und was mit Mühen stets herbeigeliebt,
das soll in Kriegen sich und Tod bewähren,
denn dies alleine sind die Himmelsgaben,
das ist die riesengroße Weltmaschine,
in der es gilt zu streben, nach Mammon oder Ehren!

So wird gewohnt, daß es den Schweinen graust,
herumgetrampelt auf der schnöden Menschlichkeit,
und nur vergessen, was die Träume sagen.
Der (Un)Sinn, der in diesem Treiben haust,
gibt uns derweil sein heil’ges Trost-Geleit,
für das wir schlichtweg einfach alles wagen!

Da ist Gebrüll, da sind die offnen Wunden,
da ist das Marschgepäck, in eine Zukunft, die
nichts erfüllt, was Menschen wirklich brauchen.
Und doch hat der Depp derweil sein Glück gefunden –
er weiß, er findet es sonst nirgends, nie.
Er kann nur froh und willig ins Inferno tauchen!

Das ist der Anhaltspunkt für abertausend Jahre,
das ist der Zirkus Maximus der Welt –
hier liegt für alle Wesen die Bestimmung!
Der Einzelne darbt, von der Wiege bis zur Bahre!
Nur dafür sind die Pflicht, der Glaube auch, berechtigt.
Wir sind für nichts als Blödsinn, idiotisch aufgestellt,
auf diesem Erdenrund und in des Rückens Krümmung!
Fürs schöne Leben sind wir leider nicht ermächtigt!

So spricht der Geist der Zeit(en). Und er hat immer recht, weil er nicht widerlegt werden darf. Das ist ein ehernes Gesetz, denn einzig die ach so holde Geistlichkeit ist hohl genug, den Zeitgeist zu beschwören! Was aber ist mit den Gedanken? Die wären eigentlich an sich vollkommen ungefährlich.

Gefährlich ist es aber für ihre Fans, idiotischen Systemen bzw. Idioten ausgeliefert zu sein, ohne selbst Macht zu haben! Dann ist man nämlich der größte Idiot! Wer sich mit einer verblödeten, oder sagen wir lieber falsch informierten Mehrheit auseinandersetzen muss und nicht einmal Telekinese kann, der ist verratzt! Gegen große Massen können ein denkendes Individuum nur noch übernatürliche Kräfte vor unsäglichem Schaden bewahren – wenn man einmal ganz sachlich bleibt.

Ansonsten darf man hoffen, wie man möchte. Einer Wendung zum Guten wird man schlicht nicht begegnen, die muss man schon selber machen! Ganz leicht ist das, wenn man raffiniert und angepasst ist. Da kann man sich der vorhandenen Mittel bedienen, und innerhalb anerkannter Mittel kleine oder relativ große Ziele erreichen. Gepaart mit einer respektablen Kaltschnäuzigkeit, klappt das auch meistens recht gut (Ursache und Wirkung). Sollte man aber einfach nur ein kreatives Gespür für die Wahrheit haben, dann ist es sehr angeraten, sich vorzusehen. Ursache und Wirkung fallen in dem Fall weg – Hoffnungen hin oder her!


© Alf Glocker


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