Er stand plötzlich da, mitten im Raum, ein einzelner Spiegel. Relativ eindrucksvoll und groß, dennoch wusste ich nicht was er da sollte. Irgendwie bin ich unter dem Umhang falsch abgebogen und plötzlich war ich in einem leeren Raum mit nur diesem Spiegel. Aber es kommt noch besser, als ich um den Spiegel herum ging und in ihn sah, lächelten mich meine Eltern an. Könnt ihr euch das vorstellen? Sie sahen so lebendig aus, ich konnte kaum meinen Blick trennen, es war…. Wie eine Art Sucht, sie zu sehen, fast wie in Echt gegenüber von ihnen zu stehen und sie einfach nur anzuschauen und beim lächeln zu beobachten. Ja Hermine, ich weiß, dass das unmöglich sein kann, kam ich Hermine zuvor als ich ihren ungläubigen Blick sah. Aber wenn ichs dir doch sage, sie sahen so echt aus. Ich hab mich so geborgen gefühlt…, sicher und zufrieden, als wäre es nie anders gewesen, als wären sie nie weg gewesen, ich wolle nicht mehr weg, nie mehr.


Wenn man jemanden kennenlernt, ist das erst mal das schönste Gefühl dieser Welt. Zeit mit dieser Person zu verbringen macht einen glücklich und sorgt dafür die eigenen Probleme und schwierigen Alltagssituationen und Stress der künftig auf einen zukommt, zu vergessen. Dennoch ist es auch eine Art Sucht, beispielsweise wenn der Partner nicht viel Zeit hat und sehr beschäftigt ist. Einerseits versteht man ja das sie sehr beschäftigt ist und freut sich auch dafür, dass ihr Leben so gut läuft. Dennoch will man mehr Zeit mit dieser Person verbringen. Aus dieser Situation entsteht dann ein Gefühl des Unwohlseins. Man möchte die Person sehen, Zeit mit ihr verbringen, allerdings geht es nicht, das macht einen fertig. Stellen sie sich ein Pärchen vor, was seit 2 Monaten mehr oder weniger regelmäßig Zeit miteinander verbringt. Die Zeit die sie zusammen haben und verbringen, ist der Wahnsinn, trotzdem sehen sie sich teilweiße nur einmal die Woche, was ihn ziemlich fertig macht. Daraus resultiert ein starkes Gefühl der Sehnsucht, in den Zeiten in denen sie sich nicht sehen. Ihn macht das ziemlich fertig und sein Alltag wird davon beeinträchtigt. Oft fühlt er sich schlecht oder einfach nur mies. Er will sie einfach nur sehen und niemand anderen. Trotzdem geht es nicht, da gewisse Dinge einfach höhere Priorität haben, wie zum Beispiel Schule. Noch dazu kommt, dass sie in 2 Monaten für ein Jahr ins Ausland geht und deswegen mehrmals die Woche arbeiten geht und das diese zwei Monaten nicht nur für ihn die letzte Zeit ist, in der er sie sehen kann, sondern auch für alle anderen von ihren Freunden. Das sorgt dafür, dass sie noch weniger Zeit hat und indirekt auch dafür, dass das Sehnsuchtsgefühl in ihm noch größer wird. Er kann nichts dagegen tun und es macht ihn einfach fertig. Selbst will er sich das nicht eingestehen, dass er so „leicht“ beeinflusst werden kann. Er will sich gar nicht vorstellen, wie der Abschied geschweige denn, die Zeit in der sie in Bali ist, wird. Er versucht das Gefühl der Sehnsucht zu bekämpfen, beispielsweise in dem er viel mehr Sport macht als sonst und sich so über Wasser hält. Aber nach den zwei Stunden im Fitnessstudio, ist das Gefühl wieder da, das Gefühl sie einfach sehen zu wollen und ihr einfach nur beim Schlafen oder Lernen zuzuschauen. Völlig egal, einfach Zeit mit ihr zu verbringen. Natürlich will er nicht, dass sie ihre Freunde vernachlässigt, nur um Ihn mehr zu sehen, dennoch kann er nichts für seine Gefühle. Auch die Tatsache, dass es seine erste richtige Freundin ist und er davor eher der Typ One Night Stand war, macht es nicht einfacher zu akzeptieren, was Gefühle mit jemandem machen können. Niemals hätte er gedacht, dass ihn ein Mädchen so in der Hand haben kann, da doch sonst immer er, der war, der die Mädchen in der Hand hatte.


Das ist Pablo, Pablo wurde ursprünglich in Uganda geboren. Allerdings mussten er und seine Mutter von dort fliehen. Essen gab es dort nur sehr begrenzt und nach dem Tod des Vaters konnten sie sich die erforderliche Medizin, die Pablo aufgrund seiner Krankheit benötigte, nicht mehr leisten. Bei der Überfahrt übers Mittelmeer, kam Sturm auf und irgendwann in der Nacht, konnte Pablo seine Mutter nicht mehr sehen. Das Schlauchboot, in dem sie mitfuhren, war sehr marode, der Motor war noch aus den 90ern und genau so hat er auch geklungen. Auch die Tatsache, dass dauernd Wasser ins Schlauchboot gelaufen ist und sämtliche Mitfahrer damit beschäftigt waren es mit alten Plastiktöpfen wieder auszuschöpfen, machte die Überfahrt nicht grade sicherer. Die Rufe von Pablo nach seiner Mutter gingen im tosenden Lärm der Wellen unter und irgendwann ging Pablo, durch einen Schlag auf den Hinterkopf, der durch die Hektik und die Dunkelheit gekommen sein muss, zu Boden. Erst an Land kam er wieder zu Bewusstsein. Von den Menschen, die mit ihm die Überfahrt begonnen haben, war nur noch ein Bruchteil am Leben. Die meisten lagen bewusstlos am Strand. Nur der Mann, den sie für die Fahrt bezahlt haben, war am Schlauchboot zu werke. Von seiner Mutter konnte Pablo nach wie vor nichts sehen. Nun was macht ein 14 jähriger alleine ohne Eltern in einem völlig fremden Land. Heute arbeitet Pablo in einer Wäscherei, er hat eine kleine Wohnung am Stadtrand, genug Geld um einigermaßen über die Runden zu kommen. Doch was er nicht hat ist eine Familie oder geschweige denn Freunde. Die Wochenende und Feierabende verbringt Pablo alleine zu Hause oder freiwillig beim Überstunden machen. Er weiß nicht ob er glücklich oder traurig sein soll. Seine ganze Familie hat dafür gespart ihm und seiner Mutter diese Überfahrt zu finanzieren, auf das er hier ein besseres Leben führen kann. In Deutschland, wo jedem alles offen steht. Trotz dem deutschen Pass, den er jetzt sein 4 Jahren hat, wird er hier in der Gesellschaft nicht akzeptiert. Er hat keine Freunde, keine Familie und niemandem mit dem er reden kann. Wenn er in Bars oder Clubs geht, wird er schräg angeschaut oder einfach völlig ignoriert. Er wurde auch schon verprügelt, als er die Sprache noch nicht so gut konnte. Eine Gruppe jugendliche hat ihn angesprochen, als er nicht antworten konnte bzw. nicht mal verstanden hat, was sie sagten, rempelten sie ihn zu Boden und verprügelten ihn. Seit er in Deutschland ist, sehnt er sich nach nichts mehr als nach einer Familie oder Freunden. Oft hat er sich schon gewünscht, einfach wieder nach Uganda zurückkehren zu können. Mag sein, dass er da ein deutliches schlechteres Leben geführt hat, aber wenigstens hatte er da Menschen den er vertrauen konnte oder mit denen er einfach Zeit verbringen konnte. Pablos Alltag ist sehr einseitig, der Job ist nichts Besonderes, seine Abende und sein Privatleben sehr einsam, er versteht nicht warum er so behandelt wurde, in einem Land, dass für alle gleichen Chancen haben soll. Schon oft hat er darüber nachgedacht es einfach zu beenden, einfach von jetzt auf gleich alle Probleme weg, seine Mutter wiederzusehen, endlich wieder jemandem zu haben mit dem eine Beziehung hat, nicht mehr nur von Tag zu Tag leben, sondern wieder einen Sinn zu haben. Der einzige Grund, warum er es noch nicht beendet hat, ist seine Familie in Uganda, die alles aufgegeben hat, um ihm hier ein bessere Leben bieten zu können.

Die ganze Schulzeit beschwert man sich, man hätte ja so wenig Zeit um alles Mögliche zu unternehmen, Freunde zu treffen, Leute kennenzulernen oder einfach nur Netflix zu schauen. Man wünscht sich nichts sehnlicher als ein paar Stunde Freizeit am Tag, die man nicht mit Lernen oder Hausaufgaben verbringen muss. Dann finally, man hat es geschafft, die Schule ist rum, im Optimalfall mit einem mehr oder weniger guten Abitur in der Tasche, freut man sich dann auf die ganze freie Zeit, die man jetzt bis zum Studium oder Ausbildung zur Verfügung hat. Wahnsinn, was macht man nur mit soviel Zeit. Die ersten Tage gehen schnell vorbei, man geht viel Feiern, die Abschlussfeiern stehen noch an, alle sind noch motiviert an den See zu gehen oder anderweitig Zeit rumzubringen. Aber was dann. Nach ein zwei Wochen nichts tun, wird es dann schon allmählich langweilig. Jeden Tag Saufen ist zwar eine Idee, jedoch keine die einen auf längere Zeit zufrieden stellt geschweige denn weiterbringt. Trotzdem wird sich, aufgrund massiven Hobbyschwund, mindestens dreimal die Woche achtarmig einen reingeorgelt. Mit Hobbyschwund ist das dauerhafte Lernen im Hinterkopf gemeint, welches nach dem bestandenen Abitur einfach wegfällt. Puff, komplettes Gehirn leer. Alles was man die letzten Jahre gelernt hat, kann man sich jetzt getrost über die nächsten Wochen bis zum Studium wegsaufen. Denn was solls ich hab ja jetzt Abitur. „Dat kann miar koina mehr nemme“ Schon irgendwie komisch. Die ganze Schulzeit wünschen wir uns nichts sehnlicher als endlich fertig zu sein mit dem Abitur, es endlich rumzuhaben, Freizeit zu haben. Dann haben wirs fertig und die Leute gehen anstatt gehörig die Freizeit zu nutzen, lieber Arbeiten. Als hätten sie da nicht noch ihr ganzes Leben für Zeit. Fast schon so als würden sie es gar nicht erwarten können wieder irgendwas zu machen, irgendwas im Kopf zu haben außer wie viel der vodka bei der Tanke wohl kostet, wenn ichs mal wieder verhauen ab zum Sonntagssuff Alkohol zu kaufen. Irgendwie ironisch, dass Menschen immer das wollen was sie grade nicht haben.
Die Sehnsucht nach mehr verändert Menschen. Der Wille Erfolg zu erlangen und erfolgreich zu werden, die Sehnsucht es weit zu bringen, kann Menschen in den Wahnsinn treiben. Es sorgt für Veränderung, für Verschiebung der Prioritäten, beispielsweise der Vorzug von Geschäftlichem gegenüber Privatem, das immer längere Arbeiten, dass Vernachlässigen von Freunden und Familie. Der Wille nach Erfolg ist grundlegend erstmal nichts schlechtes, es sorgt für Motivation bei betroffenen Menschen, es muss nur unter Kontrolle gehalten werden, denn wie der Name schon sagt auch die Sehnsucht oder der Wille ist eine Art Sucht, die nicht einfach unterschätzt werden sollte.

Ich hab verstanden, dass es in einem Leben erheblich wichtigere Sachen gibt, als das was sein könnte. Sich selbst gefangen zu halten in einem Zustand des „Was sein könnte“, bringt einen auf Dauer nicht weiter. Es ist gut Ziele zu haben, die man sich erfüllen möchte, auf die man hinarbeiten will und für die man kämpfen will. Aber ein dahinleben in Traumzuständen, bringt einen nicht voran. Den Fokus sollte immer auf dem Hier und jetzt liegen und nicht auf dem was in Zukunft sein könnte oder unter gewissen Umständen passieren kann.


© Jonah Meyer


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