Wenn alles „übrigbliebe“

© Alf Glocker

Wir essen, wir trinken, wir reißen das Unkraut aus – oh, Verzeihung, das „Beikraut“ natürlich! Aber die Eier köpfen wir schon, obwohl sie „Eier“ genannt werden dürfen. Natürlich trinken wir die Milch fremder Mütter, der Kühe nämlich, die sie gar nicht für uns vorgesehen haben. Sie haben sie für ihre Kälber produziert, die wir aber dann gegessen haben, bevor sie an die Milch kamen. Bliebt wenigstens zu hoffen, daß sie nicht geschächtet wurden…

Ja, so haben wir überlebt! Was aber wäre gewesen und geworden, wenn wir das Unkraut nicht ausgerissen hätten, gerissen wie wir sind?! Na, dann wäre die ganze Welt ein einziges Unkrautfeld! Ja, na sowas! Und wenn wir die Eier nicht geköpft, sondern ausgebrütet hätten? Klar: Dann würden die Hühner, dicht an dicht stehen und wir würden an ihren Federn ersticken…dann doch lieber in die Hühnerbraterei!

Übrigens ist das eigentlich mit allem so: Wenn sich durch die Natur nichts „reguliert“, dann geht alles daneben, bzw. ins Chaos über. Nein? Doch! Pflanzen verdrängen sich gegenseitig, Tiere fressen Tiere, Menschen fressen Pflanzen und Tiere, sie verunreinigen die Ozeane, die Landmassen, die Städte, die Seelen anderer Menschen und Tiere, sie breiten sich aus und breiten sich aus – und sie köpfen einander!

Aber Menschen sind ja auch gar kein Unk… Verzeihung Beikraut, keine Kälber, keine Eier und natürlich auch keine Krokodile, Walrösser, Esel, Kamele, Elefanten, Löwen und Tiger, Schlangen und doch alles gleichzeitig. Sagen und meinen tun sie allerdings von sich nur das Beste…also wenn ihnen das erlaubt wurde. Was das Un… äh Beikraut ja auch täte, wenn es den Rosen verboten wäre sich schön zu finden!

Hühner legen und legen Eier, Löwen fressen und fressen Gnus, Schlangen vergiften und vergiften ihre Opfer, aber wenn alle dabei überleben würden, dann wäre die Erde, über und über mit all dem Unrat (wenn etwas zu viel wird, dann ist es Unrat) bedeckt, wie sie es in dem berühmten Gleichnis vom Schachbrett wäre, bei dem die Reiskörner immer von Feld zu Feld verdoppelt würden. Aber hat sich das ein Schwachsinniger ausgedacht?!

Hatte Gott einen hysterischen Anfall, als er dem Löwen das Gebiss und der Schlange das Gift gab? War er betrunken, als er das Unkraut in die Hände des Gärtners gab, der schöne und nützliche Dinge anpflanzen möchte? Nein, aber er war geistig ein wenig abwesend als die Menschen – wenigstens ganz bestimme Verrückte unter ihnen – zu glauben und herum zu posaunen anfingen, das ginge sie alles nichts an!

Der Mensch braucht nicht ausgerissen oder geköpft zu werden – er zügelt sich und seine Ausbreitung, er beherrscht sich selbst mit dem Verstand, er regelt sämtliche Verhältnisse durch eine weise Gerechtigkeit, die selbstverständlich miteinschließt, daß das Gute und Brauchbare vom Giftigen und Unheilbringenden getrennt werden darf. Das weiß der Mensch, das vernunftbegabte Wesen ganz einfach…! ?

Quatsch mit Soße!! Gerade weil sich der Mensch – also wenigstens eine ganz bestimmte Sorte Mensch – von allem ausnimmt und meint es sei plötzlich alles gleich, das Kraut und das Bei...äh, nein, doch eben das Unkraut, der dumme Esel und der schöne Färberfrosch, geht alles in die Binsen! Wir, die lieben Menschen, unterliegen keinerlei natürlichen Gesetzen, wir sind sowas von obertoll, daß es tatsächlich nicht mehr auszuhalten ist.

Mir haben vergessen – also wieder nur diese bestimmte Sorte Mensch (ca. 8% der Weltbevölkerung) – daß sogar Affen Unterschiede machen. Die Bonobos z.B. die keine Schimpansen auf ihrem Territorium dulden wollen weil sie ganz genau wissen, daß diese, im Vergleich zu ihnen giftiges Beikraut sind. Und sogar die einfachsten aller organisierten Lebewesen, die Ameisen, schützen ihren Staat, wenn sich Fremdarmeen nähern!

Sie alle wollen überleben, sie wollen ihre Erfolge feiern, indem sie ihre, eigens für sie entworfene und gebaute Welt für sich und ihren Nachwuchs sichern. Dabei kommen immer noch genug Exemplare, Individuen, Mitglieder, um! Wer allerdings noch dümmer als dumm ist, der beseitigt sich, ungeachtet aller seiner Leistungen und sauer erworbenen Errungenschaften selbst und denkt darüber auch noch „positiv“! Nein, wirklich…


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Wenn alles „übrigbliebe“"

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: IchWillKeinenNamen   Datum: 09.08.2021 8:56 Uhr

Kommentar: Das ist ja eklig..

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Michael Dierl   Datum: 09.08.2021 10:01 Uhr

Kommentar: Zum Glück verrottet NOCH alles außer menschengemachter Scheißdreck, wie Plastik. Das wird uns auch das Genik brechen wenn Wasser so stinkt, dass man es nicht mal richen kann, geschweige es dann noch saufen. Wer schon mal eine PE-Flasche Mineralwasser längere Zeit in der Sonne hat stehen lassen, der kann nach ca. einer Woche das Plastik rausschmecken. Selbst jemand mit Geschmacksverirrung merkt, hoppla da ist was nicht koscher. Es reicht schon daran zu riechen und weil überall diese Zeug im Vormarsch ist, ja im Vormarsch, so wie ein echter Feind nur ohne Knarre, dann wird's bald so stinken und zwar überall auf den Planeten. Schon mal Geruchsmasken horten mit Vielchenduft oder Gewürzduft. Achjaaa....das kann der Mensch ja klasse. Dort wo's stink sich was um die Nase hauen und schon stinkt's nicht mehr. Man kennt die Kunst des Kaschierens. Auch in der Medizin wird nur getrixt. Für jedes Wehweh gibt's die Pille anstatt mal zu schauen wo der Schuh drückt! Wollen wir mal des Menschens Melancholie nicht stören. Maleancholieren wir mal weiter so und stellen uns dumm!

Sorry für den viel zu langen Text!!!:-/

lg Michael

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 09.08.2021 10:39 Uhr

Kommentar: Kluge Gedanken, lieber Alf,
aber leider sind viel zu wenig Menschen klug. Dein Super-Bild passt zu deinen klugen Gedanken.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor:   Datum: 09.08.2021 12:47 Uhr

Kommentar: Der Mensch, Krone der Schöpfung (angeblich), sitzt am Ende der Nahrungskette und verspeist so ziemlich alles, ohne dass es ihm selbst an den Kragen geht. Beikräuter/Unkraut gibt es auch in menschlicher Gestalt, die wissen es aber nicht …

Super geschrieben (wie gewohnt) !

Lg Herbert

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.08.2021 15:08 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!

LieGrü
Alf

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Soléa   Datum: 09.08.2021 18:03 Uhr

Kommentar: Wären die 8% Bonobos,
ihre Verbreitung wäre noch mehr als groß …

Liebe Grüße
Soléa

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.08.2021 19:28 Uhr

Kommentar: Genau - das würde völlig reichen!

Liebe Grüße
Alf

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Jens Lucka   Datum: 09.08.2021 20:28 Uhr

Kommentar: Ich glaube nicht, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Sein Gehirn scheint einen in Serie gebauten Programmfehler zu haben der sehr ansteckend sein muss, jedoch zum Glück nicht auf Alle übergreift.
Ein sehr treffender Text lieber Alf.
Gruß, Jens.

Re: Wenn alles „übrigbliebe“

Autor: Alf Glocker   Datum: 10.08.2021 6:12 Uhr

Kommentar: Ui, das ist sehr treffend beschrieben, lieber Jens.
Ja, so langsam glaube ich auch an diesen Fehler!

Gruß
Alf

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