Betrachte das Leben und dir wird manches klar. Aber wenn es dir klar geworden ist, dann musst du auch damit klarkommen! Denn das Lichtlein, welches dir aufgegangen ist, kann manchmal so erschreckend blendend auf dich wirken wie frische geputzte Raubtierzähne… Und wer tröstet dich dann? Eine weitere Einsicht? Der Spruch „So ist das Leben?“ Oder eine an den Haaren herbeigezogene Binsenweisheit aus der Halbwelt minderbemittelter Scheinphilosophen? Such dir was aus!

Denn du hast vermutliche erkannt, daß du dir nichts aussuchen kannst – ebenso wie übrigens niemand auf der großen, kleinen, weiten, engen, runden Erde, die stets dabei ist Kreise zu quadratieren, oder Ketten zu schmieden. Nahrungsketten zum Beispiel. Weiche den Sprechblasen überkandidelter Quatschköpfe aus und mach dir deinen Reim selbst auf das Unreimbare, in der Wüste des Seins, die doch so paradiesisch ist.

Sei wie eine Fliege, die, auf dem Weg zur Sonne, in einem Spinnennetz landet, um ihrem Auftrag gerecht zu werden! Alles ist schön. Die Natur ist „hart aber gerecht“. Gott ist barmherzig. Du aber bist ein Esel wenn du anfängst zu glauben was du hörst. Bring alles für dich in den Einklang der Vernunft (die nicht von jemand anderem stammen sollte und die auch selbstverständlich keinem Glauben entspringt) – und du wirst anfangen zu existieren.

Nütze die kleine Zeitspanne die du hast. Im besten Fall kann sie am Anfang aussehen wie eine, nicht enden wollende, Perlenschnur und am Ende wie ein viel zu schnell vergangener Traum – wenn du aber „Pech“ hast bist du schon nach wenigen Augenblicken, nach wenigen Wochen, Monaten, oder Jahren mit allem fertig, was du zu leisten hattest. Vielleicht hast du dann für einen Gedenkstein gelebt – für den des unbekannten Soldaten?

Das ist viel! Obwohl vergleichsweise weniger als Rilkes Panther, der wenigstens in einem Gedicht verewigt wurde. Er wusste gar nicht was Literatur ist und wurde trotzdem zu einer ihrer größten Errungenschaften. Die Mutter eines Mörders hatte da sicherlich sehr viel mehr vom Leben. Sie gab ihre Liebe, ihre Leidenschaft und ihre Hingabe an die Aufzucht eines absurden Menschenwesens. In die Geschichte ging sie jedoch nur indirekt ein.

Ihr erging es übrigens ganz ähnlich wie den unzähligen Opfern der Pandemien, die endlich Denker auf den Plan riefen, die schließlich entdeckten welches Kraut wogegen gewachsen ist. Dafür musste die Zeit aber wirklich sehr viele Mitwirkende aufbieten, deren anschauliches Siechtum zur Lösung dieser makabren Aufgabe beitrug. „So nimm denn meine Hände“, mag da mancher voll Demut sagen wollen…doch das könnte humorlos sein.

In „Wirklichkeit“ ist es aber ganz, ganz, ganz anders! Da wollen schmucke Uniformen erst mal getragen werden, weiße und schwarze Kittel, Ganzkörperverhüllungen, da wollen Folterinstrumente ausprobiert werden, damit sich spätere, endlich vielleicht menschliche, Generationen darüber aufregen können, wie grausam, oder wie blöde ihre Vorfahren gewesen sind. Das Dasein ist bunt – und es möchte halt, auf Biegen und Brechen, irgendwie durchlebt werden.

Geh doch einfach mit! Oder be-DENKE! Sei nicht nur ein betäubter Komparse, ein verrückter Hauptdarsteller, ein mit MACHER, in den späteren Seiten der grundsätzlich gefälschten Geschichtsbücher…sei ein Mensch! Dir wird das natürlich schwierig erscheinen, weil du nicht nur jeden Tag vor einer neuen Erkenntnis stehst, sondern auch unaufhörlich vor deiner Hilflosigkeit, denn du bist klein und möchtest Großes vollbringen.

Ändere einen winzigen Teil am Ablauf, am Vollzug des Gesamturteils über uns, über dich und du wirst ein Wunder vollbringen! Aber wenn du das nicht kannst, dann sei mindestens eines: Frei genug, das unbeeinflusst zu beurteilen was alles in Bewegung bringt. Du wirst es bereuen, aber es macht dich einzigartig und immerhin unabhängig genug nicht wegdiskutieren zu wollen was tatsächlich geschieht. Einen Blumentopf kannst du damit zwar nicht gewinnen, doch du kannst eines sein: WAHRHAFTIG!


© Alf Glocker


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