Anpassung ist die Stärke der Schwachen. Sie schwimmen mit dem Strom, verhalten sich so, wie man es von ihnen erwartet und keiner würde je denken, dass sie eigentlich jemand ganz anderes sind. Sie haben einfach nur nicht den Mut dazu zustehen, wer sie sind. Jeder Mensch ist anders, deswegen ist es schlichtweg nicht möglich, einen Strom zu finden, der allen Menschen gerecht wird. Die meisten, die mit dem Strom schwimmen, wären eigentlich gerne ganz anders, aber oftmals haben sie nicht die Möglichkeit dazu, sei es wegen der Erziehung, wegen den Erwartungen der Gesellschaft an sie, oder wegen ihren persönlichen Ängsten. Natürlich, heutzutage legen viele Eltern Wert darauf, dass ihre Kinder Selbstbewusstsein haben und sich selbst durchsetzen können anstatt sich anzupassen, trotzdem tun dies die wenigsten. Spätestens wenn Kinder zur Schule gehen und dem Konkurrenzdruck ausgesetzt sind geht das vergleichen los. „Wieso kannst du nicht so gut malen wie die Anderen?“ Fragen wie diese, stellen viele Eltern ihre Kinder und weil Kinder ihren Eltern eben gefallen wollen, strengen sie sich nun an, dass sie besser malen können, egal ob es ihnen Spaß macht oder nicht. Die Lehrer sind da nicht gerade anders, sie erwarten auch, dass sich die Schüler den Regeln beugen, seien es die Schulregeln oder spezielle Rechenregeln. Wenn ein Schüler es anders macht als der Lehrer, ist es falsch, denn nur er weiß wie man es richtigmacht. Hier werden Kinder sowie Jugendliche wieder in ein vorgegebenes Rollenmuster gesteckt und haben keine Möglichkeit sich frei zu entfalten. Nach der Schulzeit hört dies jedoch nicht auf. Bei der Berufswahl heißt es von den Eltern: „mit dem Abitur muss man studieren und keine Handwerksausbildung machen!“ oder „Du darfst nicht weiter auf die Schule gehen, der Hauptschulabschluss reicht um eine Ausbildung zu machen, und zu mehr bist du eh nicht geeignet“. Dabei übersehen Eltern oftmals die Interessen und Fähigkeiten ihrer eigenen Kinder, sondern schauen nach dem, was ihnen am besten passt. Sei es die Handwerkerfamilie, die will, dass ihr handwerklich vollkommen unbegabter Sohn den alteingesessenen Familienbetrieb übernimmt, oder der Akademikerhaushalt, der sich zu gut dafür ist, sein Kind nur eine einfache Ausbildung machen zu lassen. Fernab vom Schul- und Berufsleben sieht es nicht anders aus, wenn du nicht bist wie die anderen dann wirst du nicht akzeptierst, also passt du dich an. Dabei fängt es bei ganz einfachen Dingen an wie zum Beispiel einem extravaganten Kleidungsstil, einem Mädchen das Fußball spielt, einem Junge der Puppen mag oder bei der Sexualität. Bist du anders, wirst du ausgelacht. Bist du anders, brauchst du ein ganz dickes Fell. Passt du dich an, bist du schwach. Diejenigen, die anders sind, sie können so viel sein, aber vor allem sie selbst. Sie verstecken sich nicht hinter Modetrends oder gesellschaftlichen Erwartungen. Ja, sie können eine komische gar seltsame Frisur tragen. Ja, sie können genau den Kleidungsstil tragen, den sie möchten. Und ja, sie können sogar das selbe Geschlecht lieben. Sie tun dies nicht, weil sie können, nein absolut nicht. Sie tun es weil sie es wollen. Sie tun es weil es sie glücklich macht. Sie tun es weil sei den Mut dazu haben. Mut zu dem zu stehen was sie sind, wer sie sind, egal was die anderen sagen. Sie kommen auch nicht immer damit klar, wenn andere sie auslachen, weil sie anders sind, aber sie gehen immer weiter, denn sie haben ihren Weg gewählt. Ja, sie schwimmen gegen den Strom, sie sind anders, aber sie sind sie selbst. Wer möchte auch schon eine Kopie von jemandem anderem sein? Den Mut dazu, keine Kopie zu sein, der fehlt den meisten und so sind die Straßen dieser Gesellschaft voll von grauen, geklonten Gestalten die alle denselben Weg gehen, und man sieht nur hin und wieder einzelne bunte Punkte die einen anderen Weg einschlagen. Diese bunten Punkte, diese anderen Menschen, diese Mutigen, sie sind es, die in unserer Gesellschaft viel zu wenig vorhanden sind. In vergangenen Tagen bestand die Jugend hauptsächlich aus ihnen, sie hielten unsere Gesellschaft frisch und brachten Veränderungen. Heutzutage akzeptieren die Jugendlichen ihr Leben wie es ist egal was ihre Träume, Wünsche oder Hoffnungen sind. Sie vergessen sie, und damit sich selbst. Sie sorgen so dafür, dass wir lauter junge Greise haben, die wollen, dass alles so bleibt wie es ist, denn so war es in ihrer Welt schon immer. Sie wehren sich nicht gegen alteingesessene Traditionen, sie akzeptieren sie. Sie verstecken sich hinter der gesellschaftlichen Norm, denn sie sind schwach. Sie trauen sich nicht, sie selbst zu sein, aus Angst vor den Konsequenzen. Sie haben nicht nur Angst, nein, eigentlich sind sie stark. Tag für Tag verstecken sie ihr wahres Ich. Tag für Tag kämpfen sie gegen sich selbst an. Tag für Tag passen sie sich unserer Gesellschaft perfekt an, ohne aufzufallen. Sie tun dies, um nicht anders zu sein, um nicht gegen den Strom zu schwimmen. Dabei hätten sie es gar nicht nötig, denn jeder Mensch ist anders, keiner ist er selbst wenn er mit dem Strom schwimmt, und sei die Kleinigkeit, die er verändert noch so klein. Würde jeder er selbst sein, wäre unsere Straße voll von bunten Punkten, anstatt grauen Gestalten. Sei du selbst, und sorge so dafür, dass auch andere sie selbst sein können. Wir sind schwach, wenn wir mit dem Strom schwimmen, aber wenn wir zusammen gegen ihn ankämpfen und jeder er selbst ist, ja dann sind wir stark. Denn dann, halten wir zusammen, akzeptieren wir uns gegenseitig und uns selber so wie wir sind. Dann muss es die Stärke der Schwachen, die Anpassung nicht geben, denn dann ist jeder angepasst, wenn er so ist wie er nun Mal ist. Man muss nicht alleine gegen den Strom schwimmen, man kann es gemeinsam und dabei seinen eigenen Weg gehen.


© Linda Petschko


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Kommentare zu "Gegen den Strom Schwimmen"

Re: Gegen den Strom Schwimmen

Autor: Sandro N   Datum: 03.02.2018 18:15 Uhr

Kommentar: Liebe Linda,
Dein Text ist sehr motivierend.
Vor allem die letzten Zeilen.
Den Trend in meiner Altersgruppe, den du in deinem Werk beschreibst, habe ich auch schon oft bemerkt.
Und das ist wirklich schade.
Umso wichtiger, dass jemand darüber schreibt.
Diesen Text habe ich sehr gern gelesen.
Gruß, Sandro

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