Hinter dem Berg ohne Zwerg

© Alf Glocker

Ebenso wie man die Affen nicht davon abhalten kann einen Mords-Zirkus zu veranstalten, kann man auch kein Kamel durch ein Nadelöhr zwängen, oder einen intriganten Menschen dazu bringen, es auch einmal mit der Ehrlichkeit zu versuchen, denn die Affen sind davon überzeugt es gäbe gar keinen Zirkus, das Kamel kennt Nadel und Ariadnefaden nicht und der intrigante Mensch ist durch nichts davon zu überzeugen, daß er unehrlich ist. Er möchte nur kein Opfer von Intrigen werden und deshalb entwirft er von sich ein Unschuldsbild, mit den Sprenkeln der Gesellschaftspolitik auf, seinem Dafürhalten nach, „höherem Niveau versehen!

Es ist eben nicht leicht sich Anerkennung zu verschaffen. Dem Ehrlichen ist das nicht selten ganz und gar unmöglich. Während der ansonsten talentfreie Welthasser jederzeit noch Techniken anwenden kann, die zwar jeder Beschreibung, nicht aber seinem Emporkommen spotten. Da haben die Affen Hochkonjunktur, wenn es um zirkusreife Darbietungen in Sachen „Übertölpelung Gutgläubiger“ geht. Da gehen nicht nur Kamele durch jedes noch so kleine Nadelöhr, da passen sogar ausgewachsene Elefanten mühelos durch. Da werden aus ihnen Mäuse gemacht und umgekehrt! Ganz nach belieben!

Und hat man sich erst einmal an die Spitze der Gesellschaft gelogen und betrogen, dann ist der Rest ein Kinderspiel! Kinder sind grausam und Grausamkeit scheint gottgewollt zu sein, wenn man mitansieht, was für unausgegorene Kreaturen (mit menschlichen Maßstäben gemessen) in die höchsten Ämter gelangen, dem Faden gemeiner Listen folgend, um das Schicksal der Zeiten zu erfüllen. Da ist von Parteivorsitzenden, von Feldherrn und von Religionsführern die Rede, die im Grunde nichts weiter waren und sind, als unreife Früchtchen einer Gattung, die sich leider viel zu oft vom Affen nur das fehlende Fell unterscheidet!

Freilich muss man noch anfügen, daß weder Kamele, noch Elefanten, noch Affen über die Kunst der Intrige verfügen. Sogar der arme Minotaurus war nur ein Opfer seiner Bestimmung...obwohl menschenähnlich, war er doch nur ein einfacher Vielfraß, der dem Zufall vertrauen musste, um seiner Verköstigung habhaft zu werden. Ihn erschlug schließlich ein Held, ein Idealbild der angewandten Ehrlichkeit auf Erden. Doch leider ist es im richtigen Leben, abseits der Sagen und Legenden, genau andersherum. Da wird alles erschlagen, was sich nicht den Gepflogenheiten anpassen kann.

Und wie sehen die „Gepflogenheiten“ aus? Nun – der „feine Mensch“ gerät nicht durch ehrliche Worte und Gesten an die Macht. Er muss, wenigstens zu Anfang seiner Karriere, total für sich behalten was er erstrebt, sonst klappt es bestimmt nicht. Wer sagt was er denkt, nur weil das richtig ist, der geht sang- und klanglos unter! Die aber lange hinterm Berg halten mit ihren wahren Ansichten, denen winkt so etwas wie das Glück...ihnen kann es gelingen die Massen mit hohlen Phrasen und verdeckt bösen Absichten zu überzeugen, die gerade mal wieder für gut gehalten werden.

Später dann, in Amt und Würden, kann der Erfolgreiche die „Sau rauslassen“, sich zeigen wie er ist. Und hoffentlich ist er dann nur ein Schelm gewesen, dem es gelang eine Meute latenter Verbrecher zu täuschen, weil er im Grunde immer das Gute wollte und noch will. Andernfalls ist die Geschichte reicher um einen Despoten, der über Wohl und Wehe und vor allem über die Leichen seiner Untertanen, seiner Wähler geht. Niemand wird ihn mehr aufhalten können, niemand, außer sein eigener Wahn, an dem er eines Tages scheitern wird, wenn vorher die ganze Welt zu Bruch gegangen ist.

*

Die sichtbare Unschuld

Die Unschuld des Bösen ist offensichtlich -
ach ist sie doch nicht wie's uns scheint!
Widmen wir uns ihr zuversichtlich...
sie hat es doch auch nur bestens gemeint!

Auch wenn was kaputt geht, durch Taten,
die große Teile der Landschaft vernichten.
Man kann uns nur ständig noch dazu raten,
ihr nur das Beste gern anzudichten.

Wir hören doch dauernd, daß sie versteht
sich für das Wohl der Zeit zu verwenden...
Verachtet Kassandra, die darum fleht
das Unheil zu meiden, mit sauberen Händen.

Die Unschuld des Bösen vergießt unser Blut!
Sie hat verdeckt andere Pläne des Grauens.
Und sie vertauscht die Begriffe, denn gut,
das sei,sagt sie, nur die Art des Beschauens.


© Alf Glocker


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