„Com to the Cabaret, ojam!“, höre ich noch, dann bin ich zwischen den Masken verschwunden. Ich trage selbst eine, habe aber keine Absichten...ich versuche nur jemanden darzustellen, damit ich intrigenresistent aussehe: Achtung, ich bin ein selbstbewusster Mensch – wer sich mit mir anlegt muss mit einer Gegenlist rechnen! Dann muss ich lachen!

Aber ich lache unhörbar, nicht aus mir heraus, sondern in mich hinein, dorthin, wo die Geister des Universums versammelt sind, um mich auszulachen. Denn ich bin gerade einer ihrer Intrigen (der Selbsterkenntnis) zum Opfer gefallen! Sie intrigieren nämlich am allerliebsten! Natürlich nur, weil sie mich lieben...

Wenn sie mich nicht lieben würden hätten sie längst das Interesse an mir verloren und würden, wie die Mücken, um ein anderes Abendlicht, unter einem anderen Baum tanzen. Aber mein (Stamm)Baum gefällt ihnen am besten! Da kann man nichts machen, außer ein Opfer der Intrigen zu werden.

Zu beweisen wäre, wer nun der Dümmste ist und wer mit seiner Ehrlichkeit am wenigsten anfangen kann, der ist dann am Ende der letzte Sieger. Er darf sich fortpflanzen. Die übrigen gehen an ihrer Weisheit zugrunde, die größer ist als das Universum selbst, denn sie haben sich emanzipiert – sie müssen nichts weiter mehr wissen!

Wer die Begabung zu intrigieren hat, der schwebt eine Hand breit über den Dingen, den Menschen, den Tieren, den Pflanzen...er darf sie ausreißen, umbringen, erniedrigen, oder eben, und vor allem, zu seinem persönlichen Vorteil nutzen, verarbeiten, etc. Ihm wird alles verziehen, weil man seine Schuld nicht erkennt.

Denn die Kunst der Intrige ist es unschuldig zu sein! Verbrechen aller Art müssen geradezu, der Spielregeln wegen, begangen werden, aber nur um die Schuld dann jemandem zuweisen zu können, der gerade im Weg ist. Denn der Weg des Intriganten, in eine angenehme Zukunft der geistigen Überlegenheit durch List, muss stets offen bleiben.

Nicht Begabungen anderer Art sind vorrangig ausschlaggebend im Leben, sondern einzig und allein die Fähigkeit Intrigen spinnen zu können. Wer das kann, der spinnt sozusagen Stroh zu Gold! Auch das Stroh in seinem Kopf, wenn er sonst nichts weiter als intrigieren kann. Das bringt den Geschäftsmann zum Erfolg und den Gaukler dazu Diktator werden zu können.

Folgen wir also willig, nein leidenschaftlich, ihrer Spur, ergründen wir ihren tieferen Sinn, der zwar ein Un-Sinn ist, im Sinne von unbrauchbar für alle wirklichen Ergebnisse, der uns aber aufsteigen lässt in Höhen, die mit dem was wir wirklich sind nicht mehr das Geringste zu tun haben. Wichtig ist nur, daß man auf uns hereinfällt!

Die Regeln sind einfach – das Spielbrett befindet sich vor dem Kopf, die Figuren sind alle Menschen außer uns selbst (das beinhaltet unbegrenzte Möglichkeiten) und die Würfel sind aus dem Glück des Tüchtigen gemacht! Mit der Zeit werden wir sie vergolden können, wir müssen nur ganz fest an uns glauben!

*

Spinn dich aus und spinn mich ein

Spinn mich in Intrigen ein,
ich will gern dein Opfer sein,
denn Intrigen sind galant -
mit dem Kopf nicht durch die Wand...

sondern außen rum, mit List,
weil das viel, viel klüger ist,
als ganz ehrlich zu versauern -
unter Drachen und Kentauern.

Mach mich glücklich, oder nicht,
Intrigen haben kein Gewicht,
sie vollzieh'n sich ungesehen -
und schon ist's um mich geschehen!


© Alf Glocker


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