Darf ich mich vorstellen? Ich komme von jenseits des Vorstellbaren – ich bin also nicht vorstellbar. Deshalb darf ich mich wohl auch nicht vorstellen. Dann werde ich mein Vorstellen zurückstellen, auf einen anderen Vorstellungstermin, am dem alles nicht Vorstellbare vorstellbar wird. Das ist aber nicht heute und nicht morgen, das ist nirgendwann! Wenn wir es erreicht haben ist alles vorstellbar, auch ich darf mich dann vorstellen...aber als was?

Vorstellbar für mich wäre, ich würde mich ganz einfach als Mensch vorstellen. Voraussetzung dafür ist, daß sich Menschen zwar alles vorstellen dürfen, nicht aber alles Vorstellbare praktizieren können. Denn selbst wenn alles vorstellbar würde müsste man sich logischerweise die dazu notwendigen Einschränkungen gleich mit vorstellen. Wer sich z. B. Vorstellen könnte, seine Mutter grundlos zu erschlagen, der müsste zwangsläufig eingeschränkt werden. Das ist durchaus vorstellbar – auch jetzt schon!

Das Gleiche gilt selbstverständlich nicht nur für Mütter und Großmütter, sondern auch für Töchter und Enkelinnen, für Schwestern, für Geliebte und Ungeliebte. Nicht alles was vorstellbar ist – wie, unter anderem irgendwann ich – ist auch einer Vorstellung wert. Es gibt vieles, das man erst gar nicht vorstellen sollte, weder sich, noch jemand anderem. Das ist durchaus oder sogar unbedingt vorstellbar.

Wenn ich mich also, zugegeben, etwas verfrüht vorstellen dürfte, dann würde ich sagen: „Stellt euch doch bitte etwas anderes vor, als etwa Dinge, die ihr vielleicht ganz gerne tun würdet, obwohl eure Vorstellungen unvorstellbar sind!“ Ihr müsst euch ja nicht unbedingt damit befassen, ob Missbrauch oder Misshandlungen ausschließlich vorstellbar sind. Selbst wenn sie es wären, wären sie deshalb noch lange nicht machbar...und zwar selbst dann nicht, wenn es womöglich Bücher gäbe, in denen empfohlen wird, was man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann, wenn man über eine gewisse Vorstellungskraft verfügt. Fantasie ist nicht gleich Fantasie!

Natürlich könnte man jetzt hergehen und sagen: „Ich meine meine Fantasie völlig ernst und deshalb handelt es sich dabei nicht um eine Variante möglicher Vorstellungen, sondern um ein Gesetz!“ Dies aber ist für einen Menschen mit intakten Gehirnwindungen nicht vorstellbar! Vorstellbar ist auch nicht, daß Menschen mit und Menschen ohne intakte Gehirnwindungen gleichermaßen für eine soziale Gemeinschaft vorstellbar sind.

Auch in einem Land wie etwa der Zukunft muss es durchaus noch Unterscheide in der Bewertung des Vorstellbaren geben. Erkennbar, ob etwas unvorstellbar ist oder nicht, ist da vielleicht ein Urteilsvermögen, das unabhängig von der reinen Vorstellungskraft, also vom Bereich eines unabhängigen Einschätzungsvermögen aus, agiert. Dabei müsste es sich um eine Instanz handeln, die sich nicht von Vorstellungen blenden lässt. Hierbei könnte nun wiederum ich eine blendende Vorstellung des Vorstellbaren abgeben, womit ich automatisch selbst vorstellbar wäre. Aber davon sind wir noch weit entfernt!

Weit entfernte Vorstellungen

© Alf Glocker


© Alf Glocker


3 Lesern gefällt dieser Text.


Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Weit entfernte Vorstellungen"

Re: Weit entfernte Vorstellungen

Autor: Ralf Risse   Datum: 21.01.2017 10:01 Uhr

Kommentar: Die MORAL und das Gewissen müssen es wohl richten,
ein Federkiel, mit roter Tinte, das Resümee erdichten ...

LG Ralf

Re: Weit entfernte Vorstellungen

Autor: Alf Glocker   Datum: 21.01.2017 11:52 Uhr

Kommentar: so ist es!

LG Alf

Re: Weit entfernte Vorstellungen

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.01.2017 8:52 Uhr

Kommentar: ja, leider...
LG Alf

Kommentar schreiben zu "Weit entfernte Vorstellungen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.