Dort wo sich die Musen küssen ist das Ideenreich. Aber sie küssen sich ja nicht nur selbst – ihre riesigen Münder kommen von dort aus auf dich zu, denn sie wollen dir etwas vorgeben. Sie reden mit Engelszungen auf dich ein, sie drehen dir die Worte damit im Mund um, wenn sie sinngemäß falsch geraten sind und sie hauchen dir dabei den Odem den richtigen Lebens ein.

Manche stoßen die Musen zurück und sagen: „Ich brauche euch nicht, denn ich habe ein Nachschlagewerk in den grauen Gängen meines grauen Geistes und das genügt mir – ihr suggeriert mir vielleicht nur Verrücktheiten, die mich aus der Bahn werfen...das könnte ich nicht gebrauchen!“ Ein Missbrauch durch Musen kommt sozusagen selten zustande, dafür ist das Ignorantentum viel zu groß.

Der König im Ideenreich ist ein gewaltiger Eisbär! Er herrscht von den nicht schmelzenden Eisbergen der Unbeeinflussbarkeit über den Lavastrom ehrlicher Leidenschaften, aus denen die Musen ihre nie versiegenden Feuerkräfte beziehen. Sie singen das Lied der Schöpfung: „Komm und spiel' mit uns, in den Wellen der Zeit und sorge dich nicht über deren Ebbe und Flut! So bist du dir selbst und damit uns überlassen...

Nichts geht ohne den Einfluss der Küsse, denen du ausgesetzt bist, wenn du dich von den Musen „missbrauchen“ lässt und wenn du der Wahrheit nicht trotzen willst, die in den Küssen der Musen verborgen liegt. Sie allein ist ewig und geht nach deinem Tod an den nächsten Würdigen weiter, der bereit ist, sich mit virtuellen Gütern bezahlen zu lassen. Denn was dir bevorsteht ist nicht materiell!

Geh in die Weite um zu sammeln: Küsse zu sammeln, die in ihrer Häufigkeit mehr werden, je mehr du dich dem Geist öffnen kannst und je mehr du dich verschließt vor der Lüge. Blicke aus der Zukunft auf dich herab, Geküsster, dann wird es dir gelingen, eine zu entwerfen, die frei ist und reinlich – rein gehalten vom Abraum der Fantasielosigkeit.

Denn die reale Welt ist trist, wenn sie von selbsternannten „Realisten“ umgetrieben wird, die alles verkennen was aus dem Rahmen fällt. Küsse haben aber keinen Rahmen, sie strecken sich nach der Lust, nicht nach der Mordlust unlustiger Verfahrensweisen, die so ungesund sind wie Rattengift. Mach dich bereit, das Ideenreich ist groß.

Es ist das größte aller Reiche, kein Weltreich kann sich mit ihm messen, denn es kennt keine Grenzen, es überschreitet alle irdischen Demarkationslinien und es schert sich nicht um den Popanz ihrer aufgedonnerten Herrlichkeit, unter dem Mäntelchen anerkannter Absurditäten. Gehe ins Licht, entzünde dich, unter den Musenküssen für die Erektion deiner Fähigkeiten. Dann bist du wer!

Und vergiss nicht den Mund aufzumachen! Was aus ihm geflogen kommt, sollte nicht vorher von einer betrügerischen oder bestochenen Amtsperson abgemessen worden sein, sondern allein in der Virtualität unendlicher Unwirklichkeiten gewachsen sein, damit es fruchtbar werde, hier auf dem Sand, der verbaut ist und völlig vom Wahnsinn zersiedelt: von den Irrtümern der Zeit. Nur Küsse können uns da noch helfen.

Musenküsse

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Musenküsse"

Re: Musenküsse

Autor: Alf Glocker   Datum: 10.12.2016 17:38 Uhr

Kommentar: Vielen Dank lieber Wldeck

LG Alf

Re: Musenküsse

Autor: Alf Glocker   Datum: 10.12.2016 17:44 Uhr

Kommentar: ich reiche noch ein A nach...sorry!

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