In der einen Sekunde spüren wir die Freude des Lebens, in der nächsten nur die Sehnsucht nach dem vergangenen Moment. In Form eines Windhauches zieht die Zeit an uns vorbei. Es ist uns nicht vergönnt, etwas zu greifen und zu behalten. Verzweifelt, klammern wir uns an unsere Liebsten. Vergissmeinnicht. Was ist wenn doch?

Der Gedanke daran ist zu schmerzhaft. Vergessen in einer Welt, in der es um Beachtung geht. Wir sind in der Heimat, aber haben Fernweh. Sind wir in der Fern, haben wir Heimweh. Es ist uns nicht bewusst, was unser Herz will. Wir kennen es nicht. Wir haben aufgehört, mit ihm zu reden. Man könnte uns für verrückt halten.

Gefühle schaden uns mehr, als dass sie uns zeigen, wir leben. Wir können sie nicht interpretieren. Getrieben von Angst und Wut, Neid und Hass, ersticken wir unser Glück im Keim.

Wir schweben in der Leere, von Tag zu Tag, Woche zu Woche, Monat zu Monat. Es bleibt der Hoffnungsschimmer. Eines Tages wird jemand kommen, der uns aus der Tristesse des Lebens befreit. Der das Leben, lebenswert macht. Jemand der uns hilft, uns lieb zugewinnen.

Niemand erscheint. Auch Jahre später warten wir. Die Momente fliegen. Die Zeit fließt. Unaufhaltsam. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Immer dabei gewesen, aber nie da gewesen. Eine Art Schwermut zieht sich über das Leben. Träume verblassen am Horizont.

Eines Tages spüren wir den Todeshauch. Unser Antlitz erlischt und verblasst wie unsere tiefsten Träume. Wir suchen verzweifelt nach Geborgenheit. Finden in den tiefen unserer Reue und unserer Bedauern die letzte Geborgenheit, die wir finden können.
Im sterben liegend wird uns bewusst, welche Träume wir nicht gelebt haben. Die Zeit, die uns geschenkt wurde, verschwendet. Im letzten Kapitel unseres Lebens begeben wir uns an den Ort, an dem wir die meisten Träume, Sehnsüchte und Ideen finden, die niemals Erfüllung fanden.

Was wäre, wenn wir den Moment achten? Aufhören danach zu greifen, um zu begreifen, dass dort nichts zu greifen ist. Genießen. Leben. Machen wir unsere liebsten zu einem Teil von uns, egal, an welchem Fleck wir uns befinden. Wir verbinden.

Was wäre, wenn wir auf unser Herz hören würden? Hören, was es uns sagt. Im Stillen. Die Zeit vergessen. Unsere Wünsche achten und unsere Träume verfolgen. Unser Glück empfinden und Gefühle wahrnehmen. Ob erfüllend oder schmerzhaft. Erfahrung sammeln.

Was wäre, wenn wir uns überall Zuhause fühlen? Unser Zuhause ist dort, wo wir sind. Unser Zuhause ist dort, wo unsere Liebsten sind. Unsere Liebsten, sind immer bei uns.

Was wäre, wenn die Leere der Fülle weicht? Wir Nachts nicht mehr schlafen können, weil die Ekstase uns treibt. Wir morgens nicht warten können aufzustehen, weil die Lust uns treibt. Sehnsüchte, die Erfüllung finden. Geborgenheit, die wir in uns selbst finden. Hoffnungsschimmer, der anfängt zu einem Regen zu werden. Der Regen, der auf uns niederrieselt. Er wird Realität und bleibt doch Traum.

Was wäre, wenn der Todeshauch uns trifft und wir leer und doch erfüllt sind? Die Träume wahr geworden sind. Das Leben ein Buch mit tausend Seiten war. Jeder Tag die Chance hatte, ein Theaterstück zu werden. Wir die Menschen sind, die ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte nicht begraben, sonder gelebt haben.

Was wäre wenn. Das frage ich Dich. Man verschenkt keine Geschenke.


© Deniz Deke


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Beschreibung des Autors zu "Lebenslust"

Ein kleines Essay über das Leben.

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Kommentare zu "Lebenslust"

Re: Lebenslust

Autor: Kirschbaum   Datum: 05.11.2016 23:00 Uhr

Kommentar: Dieser Text ist wirklich wunder wunderschön. Und so wahr und weise.... .

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