Alles was wir tun wird in irgendeiner Art und Weise von anderen Menschen aufgenommen und automatisch bewertet. Oft ist die Meinung anderer für uns und unsere Entwicklung wichtig, doch was ist, wenn uns diese Gewissheit beginnt in unserer Freiheit einzuschränken? Den Gedanken und Gefühlen sind in jeglicher Hinsicht keine bewussten Grenzen gesetzt, den Taten hingegen schon.
Tun wir nicht viel zu wenig und sind viel zu selten wir selbst, weil wir wissen, dass wir kritisch begutachtet werden? Warum besteht überhaupt dieser Wunsch und gleichzeitig auch Zwang, von anderen positiv wahrgenommen zu werden? Ich denke, dass man sich in dieser Hinsicht selbst im Wege steht und man selbst sein größter Kritiker ist.
Grundlegend ist dieser Wunsch nicht verwerflich und auch hilfreich, schließlich ist man nicht nur Individuum, sondern auch Teil einer Gesellschaft, eines sozialen Gefüges mit den unterschiedlichsten Beziehungen.
Doch gibt es eigentlich wahrhaftige Objektivität?
Jeder Mensch hat Gefühle, Erfahrungen und Gedanken, die alles, was wir aufnehmen automatisch einordnen und somit auch beeinflussen.
Es ist immer ein und der selbe Ablauf: Wir nehmen etwas wahr, wir reflektieren diese Wahrnehmung unterbewusst und beginnen somit, diese auch zu bewerten, da wir sie in unser Schema von gedanklichen Konstrukten aufnehmen, die niemals objektiv sind. Der Mensch ist ein Subjekt und somit auch dazu verurteilt, subjektiv wahrzunehmen, zu bewerten.
Beispielsweise können Leute, die uns unbekannt sind, etwas von sich preisgeben und man selbst ist nicht positiv aber auch nicht negativ dem gegenüber eingestellt. Doch genau die gleiche Ausgangssituation mit einer uns bekannten Person, lässt dieses Beispiel grundlegend verändern. Wir haben eine Meinung zu der Person, die unsere Bewertung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann, je nachdem, wie wir zu ihr eingestellt sind.
Bei fast allem was wir tun oder tun möchten, denken wir zunächst darüber nach, was für eine Wirkung dies auf andere unter Umständen haben kann. Dabei hat jeder eine andere Vorstellung, welche Reaktion anderer, als wünschenswert oder eher als verletzend betrachtet werden.
So stellt sich jeder im Laufe seines Lebens die Frage, wie man gesehen werden möchte und auch, wo man sich selbst sieht. Beide Dinge müssen nicht unbedingt miteinander übereinstimmen und sind schließlich auch von den Menschen abhängig, die auf unsere Taten reagieren. Bei einigen kann man sich sicher sein, dass die Intention und das Ausgangsgefühl, im eigenen Sinne als 'richtig' aufgenommen werden, bei anderen allerdings, blockiert einen ein gewisses Schamgefühl.
Ist Unzufriedenheit mit sich selbst Produkt gescheiterter Versuche, für andere eine Perfektion zu verkörpern oder seine eigene Perfektion zu finden? Das Problem ist, dass man nicht nur der eigenen Selbstkritik ausgeliefert ist, sondern auch der Kritik anderer, die oft sehr niederträchtig und verständnislos formuliert werden kann, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass man von dieser Kritik in direkter Konfrontation erfährt. Oft kann man sie durch einfache Mimik und Gestik erahnen.
Wenn man seine Gedanken, Taten, seine Art aufzutreten oder zu reden als negativ einstuft, oder man von anderen ausgehende negative Schwingungen spürt, so führt dies automatisch dazu, dass wir uns und unseren Charakter überdenken. Aus dieser Gegebenheit wachsen wir und man kann sie allerdings auch gleichzeitig als eine Art Schutzmechanismus bezeichnen, da wir in fast allem was wir tun auf Zustimmung und Anerkennung hoffen.
Die eigene Anerkennung an sich selbst ist in dieser Hinsicht am wichtigsten und kann die anderer sogar übertreffen, aber nur, sobald man mit sich selbst im Reinen ist und sich selbst versteht. Dazu braucht man ein ebenso großes Maß an Empathievermögen wie dann, wenn man versucht in andere hineinzublicken, um ihnen Ratschläge zu geben oder Reaktionen zu verarbeiten.
Das Verständnis und die Liebe, beziehungsweise Akzeptanz uns selbst gegenüber ist mit das wichtigste dafür, dass man lernt, mit negativen Resonanzen und Erfahrungen umzugehen. Man sucht die Fehler nicht immer zwangsläufig bei sich und ist nicht so angreifbar. Natürlich ist es kein schönes Gefühl, auf Abneigung oder Unverständnis zu treffen, jedoch beginnt man auch, das Fehlverhalten anderer zu hinterfragen und nicht bloß das eigene.
Man ist sich selbst im Klaren darüber, dass nicht alle Menschen in ihrer Denkweise gleich sind. Es gibt viele, die ähnlich denken, sich somit sympathisch sind und gemeinsame Interessen haben, allerdings gibt es unter dieser Masse an Individuen natürlich auch Charaktere, mit denen man keine einzige Gemeinsamkeit in sich findet.
So kommen unter anderem auch Gefühle wie Missgunst und Hass zustande. Auslöser dafür ist meiner Meinung nach vor allem Neid und Unverständnis.
So gibt es zum Beispiel Menschen, die einem Künstler und seinen Werken Ansehen hegen und das was er tut, als Kunst bezeichnen und genauso gibt es jene, die alles, was damit zu tun hat, als 'völligen Quatsch' betiteln. Das liegt nicht minder daran, dass jeder ein unterschiedliches Verständnis für Kunst hat, Affinitäten auf anderen Gebieten liegen und man einander in manchen Hinsichten in keinem Punkt übereinstimmt.
Dieses 'Phänomen' findet man jedoch nicht nur in dem Bereich unterschiedlicher Interessen, sondern auch bei Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften.
Manchmal sind einem die Taten anderer unbegreiflich, für diejenigen allerdings ist es 'völlig normal'. Manche treffen immer wieder auf Zustimmung und man selbst hält das für 'völligen Quatsch'.
Dass wir Menschen eher oberflächliche Wesen mit Vorurteilen, im positiven als auch im negativen Sinne, sind, hängt unter anderem auch damit zusammen, was ich zu Anfangs meines Textes beschrieben habe.
Man kann nicht immer mit völliger Objektivität handeln oder bewerten, wobei das Wort Bewertung ja schon als eine Art Urteil für sich steht.
Oberflächlichkeit bedeutet nicht zwangsläufig das Reduzieren auf Äußerlichkeiten, sondern auch die eingeschränkte Sichtweite auf die Welt, die wiederum daher kommt, dass wir als Individuum Produkt von Erfahrungen und unserer Erziehung sind und uns somit von klein auf, ein immer komplexer werdendes Wertesystem aufbauen, mit dem wir uns in vielerlei Hinsicht auch schützen, andererseits ist es ebenso möglich, dass wir dadurch voreingenommen sind und manchen neuen Situationen im Leben nicht so offen gegenüber stehen können.
Einem fällt es schließlich oft auch schwer, sich neuen Herausforderungen zu stellen, beziehungsweise meidet diese bewusst und direkt, da man die Einstellung hat, dem nicht gewachsen zu sein. Doch woher weiß man das, wenn man es nicht ausprobiert? Doch es hindert uns eine negative Erfahrung.
Das lässt sich allerdings in jegliche Situationen im Leben übertragen. Nicht nur auf Herausforderungen, sondern auch auf das Zugehen auf Menschen, auf Desinteresse gegenüber vielen Dingen, Unlust, und vieles mehr.
Wir haben einfach ein so eingeschränktes Weltbild, was nicht mit den Worten In-/Toleranz oder Ablehnung gleichzusetzen ist, sondern wir sind voreingenommen oder etwas positiver ausgedrückt einfach skeptisch, was nicht minder an Traditionen und Gewohnheiten liegt und Unbekanntes zunächst im wahrsten Sinne des Wortes als befremdlich und irgendwo auch beunruhigend neu angesehen wird.


© cluimana


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Beschreibung des Autors zu "Selbstfindung und Wahrnehmung"

Ich habe diesen Text geschrieben, um meine Gedanken bezüglich des Themas "Selbstfindung und Wahrnehmung" zu ordnen. Generell ist mir das Schreiben eine Hilfe dabei, mich mir selbst zu offenbaren und lässt mich begreifen, was sich in meinem Kopf abspielt.
Ich würde mich freuen über Kritik und Anregungen oder Kommentare zu dem Thema, beziehungsweise meiner Art, die Dinge zu beschreiben!
Vielen Dank fürs Lesen und einen schönen Tag oder Abend noch! :)




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