Erwacht bin ich in einer Wiege (wie kurios)! Kurioser aber war noch, daß außen herum lauter Dämonen standen, die mich abgöttisch liebten! Ich versuchte sofort nach Hause zu finden. Und gleich nachdem ich der Wiege entkommen war, machte ich mich auf den Weg. Ich lief schnell hinaus und suchte nach einer Richtung, aber sobald ich eine einschlug, wurde ich umstellt und man schrie mich an: "Dort geht es nirgendwo hin!"

Ich streckte mich und dehnte mich, um den Dämonen ins Gesicht sehen zu können, denn von unten betrachtet erschreckten sie mich noch mehr, als auf Augenhöhe. Aber plötzlich war überall um mich Stacheldraht gespannt – ich konnte nur noch kriechend vorwärtskommen. Die Dämonen lachten sich eins und waren mit mir und der Welt zufrieden. Aber warum schlugen sie dann auf mich ein? Überall wo ich vorbei kroch zischten Ruten durch die Luft.

Nachdem ich auf die Spieße aber nicht warten wollte, beschloss ich in die Breite zu gehen. Endlich war ich dick genug, um selbst Dämonen Furcht einjagen zu können, weshalb auch urplötzlich der Stacheldraht wieder verschwand. Verwirrt bemerkte ich jetzt jedoch, daß mich ein anderes Phänomen eingeholt hatte: ich spannte nun selbst einen Draht um mich herum! Die Zeit des Kriechens und des geschlagen Werdens hatte ihr Spuren hinterlassen – in meinem Kopf. Deshalb schottete ich mich völlig ab.

Nun hörte ich auf einmal fürchterlich schrille Töne. Die Dämonen vergossen heiße Tränen um mich. Ich sei ihnen verloren gegangen, weil ich nicht kriechen wollte, jammerten sie. Und nun sei ich auch noch so wehrhaft geworden, daß nicht mal mehr eine Frau an mich herankäme. Ich musste lachen, denn an die Frauen hatte ich Beißzangen verteilt – doch keine wollte sie gebrauchen. Es sah überall so aus, als hätten sie schon eine. Das versetzte mich in Panik – und ich mich in Bewegung!

Dabei bemerkte ich, daß ich mich – in der neuen Traumphase – in einem Glashaus befand. Zuerst dachte ich ja, ich dürfte niemals mit Steinen werfen, doch als ich es unvorsichtigerweise doch einmal versuchte, wurde mir klar, daß es ein Haus aus Panzerglas war! Durch die reflektierenden Scheiben sah ich ein wunderschönes Tal mit blühenden Obstbäumen. "Das ist es!" rief ich entzückt,"da wollte ich immer schon hin!" Und so nahm ich Anlauf und zerstörte mit meiner ganzen Wucht mein gläsernes Gefängnis. Das dachte ich wenigstens.

Aber ich stand nur vor einer neuen Scheibe! Wieder und wieder nahm ich Anlauf, ich zerstörte Scheibe um Scheibe, wobei ich feststellte, daß sie immer dicker wurden. Da aber auch ich immer dicker wurde, vergrößerte sich meine Wucht, im gleichen Maß wie die Scheiben dicker wurden...bis ich es endlich doch geschafft hatte. Vor mir stand eine Frau mit Beißzange und fragte mich, wo denn der Draht geblieben sei, dann hielt sie mich plötzlich mit eisernem Griff umschlossen. Vor mir lag das wunderschöne Tal mit den blühenden Obstgärten!

Trotz der eisernen Umarmung, oder gerade wegen ihr, näherte ich mich meinem Ziel Schrittchen für Schrittchen – und dann hatte ich es endlich geschafft! Ich kam an ein riesiges Gartentor und drückte die schwere Klinke nach unten. Es quietschte, das Tor bewegte sich in den Angeln, aber in dem Augenblick, als ich das Tal betreten wollte, entfernte es sich von mir wie eine Fatamorgana in der Wüste. Wie von Sinnen strebte ich weiter und wie von Sinnen entfernte sich das Tal von mir, im gleichen Maß meines Strebens!

Ich musste wohl eine schier unendlich lange Strecke gegangen sein, als mir bewusst wurde, daß alles was ich tat nur einem Prinzip folgte: dem Hinhalteprinzip. Es schien offensichtlich gar kein Tal zu geben in dem ich ankommen konnte (halluzinierte ich?). Oder alle meine Fortbewegungsarten, die ich an den Tag gelegt hatte, waren unbrauchbar gewesen. Da schwanden die Kräfte aus meinem Köper und eine bleierne Müdigkeit machte sich breit. Ich sank, wo ich gerade stand zu Boden. Sofort schlief ich ein und erst als ich eingeschlafen war bemerkte ich: daß es sich um gar keinen Traum gehandelt hatte.

Ich hatte einmal einen ganz seltsamen Traum

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Ich hatte einmal einen ganz seltsamen Traum"

Re: Ich hatte einmal einen ganz seltsamen Traum

Autor: axel c. englert   Datum: 26.05.2016 12:16 Uhr

Kommentar: Starkes Traum-Bild hier kreiert -
Dazu mit Farben produziert!

LG Axel

Re: Ich hatte einmal einen ganz seltsamen Traum

Autor: Deine Schwiegermutter   Datum: 26.05.2016 21:32 Uhr

Kommentar: Da ist alles drin was Philosophie in dicken Wälzern zu erklären versucht,
aber der Realität oft hinterher läuft...



LG. Waldeck

Re: Ich hatte einmal einen ganz seltsamen Traum

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.05.2016 9:07 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!

LG, Alf

Re: Ich hatte einmal einen ganz seltsamen Traum

Autor: possum   Datum: 28.05.2016 6:02 Uhr

Kommentar: DANKE herzig! LG!

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