Ich hatte mal einen Freund. Er lebte drüben, in der Nougattei – das liegt gegenüber von Mar-Zippan. Der mochte keine faulen Kürbisse. Damit könne man keinen Staat machen, sagte er trocken – mit den nackten Füßen im Sabber der Weißschafe stehend, die um uns herumblökten.

Immer wieder lachte er sich eins oder zwei, bei den Weltnachrichten. Er fragte sich nämlich, wie er mir gestand, aus welcher Welt die denn seien. Ich antwortete ihm damals, weil ich es auch nicht viel besser wusste: „Von Teddybärchen und Alice, aus dem Verwunderungsland“. Dann lachten wir beide mehrere vor uns hin.

Wir hielten uns dabei unsere vergleichsweise fetten Bäuche, wie die anderen aus den Fruchtbarkeitsländern immer sagen, aber nicht gegenseitig, den des anderen, sondern jeder den seinen. Hände gehören immer dahin, wo sie am besten hin passen und unsere wären einfach zu schräg für unseresgleichen gewesen.

Die Nacht begann, als die Phallwinde aus dem Himmel, ah, ja, kamen, und wir gaben uns ein Wort. Es hieß „Quatsch“ und es schwor uns ein, darauf, alles fallen zu lassen, wenn uns ein Armleuchter begegnet. Der kann delabern was er möchte, lästerten wir. Wir hatten eben viel Spaß und ich denke an ihn noch oft zurück – heute, wo er verschwunden ist.

Wohin, das weiß kein Mensch, eher schon ein Unmensch, wenn's recht ist. Ich persönlich glaube, er ist übergelaufen. Nicht zum Feind, denke ich, sondern wie ein Fass. Der letzte Tropfen war einfach zu viel für ihn. Aber nicht der von dem guten Whisky, sondern der der Frechheit, die ihm zuteil wurde.

Hatte er einen Dachs geweckt? War er Tillmann Säulenspiegel begegnet? Oder hatten ihm die Schildbürger ein Spiel gestrichen? Alles spricht dafür, daß er „erlegen“ ist. Dem Knie-Virus vermute ich. Denn eine Zeit lang habe ich von ihm noch Botschaften aus seinem Jenseits erhalten: allesamt züchtige Fotografien von einer knienden Person.

Sie kniete vor einem einem Tyrannosaurus neandertalensis! Vermutlich wollte sie ihm die Stiefel küssen. Ob das allerdings mein Freund gewesen ist, auf den Bildern oder nicht, konnte ich nicht herausfinden. Ich glaube aber eher es war jemand ganz anderes, oder es geschah aus Sicherheitsgründen.

Der ungesuchte Freund

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der ungesuchte Freund"

Re: Der ungesuchte Freund

Autor: axel c. englert   Datum: 27.03.2016 11:30 Uhr

Kommentar: Viel Witz und Phantasie -
So was schadet nie!

LG Axel

Re: Der ungesuchte Freund

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.03.2016 18:31 Uhr

Kommentar: Vielen Dank, lieber Axel
LG Alf

Re: Der ungesuchte Freund

Autor: possum   Datum: 28.03.2016 0:34 Uhr

Kommentar: Bleib du dein ... unser ... Künstler in der Welt lieber Alf! LG!

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