Eine Frau tritt überraschend vor einem Theaterpublikum vor der eigentlichen Vorstellung auf.

"Gestatten, mein Name ist Tod und sie?"

"Guten Tag!"
"Tod mein Name und sie?"
"Ich sehe ihre verwunderten Gesichter. Keine Angst! Heute nehme ich niemand mit. Sie sind alles gesund und kein Unglück naht in nächster Zeit, sodass sie mich beanspruchen müssten.
Ich habe also frei! Das ist auch mal schön! Und die Gelegenheit wollte ich mal nutzen, mich einem theaterinteressierten Publikum vorzustellen, das sich etwas über den Tod ansehen möchte und obendrein noch so gesund ist. Das ist doch eine hervorragende Möglichkeit, mich unverbindlich vorzustellen, finden sie nicht?"

"Oder sind sie verwundert, dass ich in Gestalt einer Frau komme? Es heißt ja DER Tod. Wissen sie, ich kann in jeder Form kommen. Als Mann ,als Frau, sogar als Tier. Als altes Wesen und junges oder als ein... Nichts. Heute habe ich mich entschieden als Frau mittleren Alters zu erscheinen. Das wirkt doch so schön harmlos, finden sie nicht? Ich will sie ja nicht erschrecken, aber auch ernst genommen werden. Selbst in meiner Freizeit-sie verstehen? Mein Alter habe ich dem Durchschnittsalter des heutigen Publikums angepasst. Sie sehen, ich bin auch anpassungsfähig(kichert) und mein Aussehen ist mir doch auch gut gelungen...Weder besonders hässlich, noch besonders schön. Aber auf keinen Fall durchschnittlich - das bin ich als Tod nun wirklich nicht!"

"Hässlich oder schön kann das Sterben sein, nicht ich! Das will ich hier doch mal klar stellen! Ich werde oft verwechselt mit dem Sterben. Was ich wirklich nicht für gut heiße! Immerhin bin ich die ERLÖSUNG! Gut, der ein oder andere Mensch bekommt das nicht so mit. Da geht das Sterben so ratzfatz. Von jetzt auf gleich und ohne Leid davor. Diese sind dann besonders verwundert, dass ich plötzlich auftauche, so aus dem Nichts, in ihren Augen und manchmal gibt es auch wirklich lange Diskussionen mit ihnen, weil sie es nicht glauben können, dass ich auf einmal da bin. Gerade eben noch Auto gefahren und wumm bin ich da. Das Mittagessen vorbereitet oder die Betten gemacht und wumm, bin ich da, Schnell noch ein Leinchen hochgezogen und wumm, bin ich da. Meine Güte, da hab ich wirklich Überzeugungsarbeit zu leisten, das kann ich ihnen sagen".
"Da hab ich es einfacher bei Menschen nach Leid und Qual. Da gibt es keine Debatten und ich werde angenommen. Meine Erlösung wird da sehr geschätzt und man heißt mich willkommen.
Wissen Sie, ich bin gut. Immer diese Angst vor mir zu haben ist vollkommen unbegründet! Vor dem Sterben kann ich ja verstehen, würde mir sicher auch so gehen. Die Art und Weise macht es ja aus. Aber vor mir? Warum eigentlich vor mir? Und immer diese Negativierung! Ich werde dunkel und düster dargestellt und hässlich dazu! Ob in der Literatur, in der Kunst oder Musik! Dabei bin ich doch Erlösung! Ein guter Begleiter ins Jenseits! Man sollte mich feiern und heiter sein. Weiß und bunt, nicht schwarz und grau!"
"Haben SIE Angst vor dem Schlafen? Oder sie? Oder sie?"
"Sehen sie! Der Schlaf ist mein Bruder! Oder Schwester. Oder nennen sie es, wie sie wollen! Wir sind geschlechtslos!" Ich nenne ihn der Einfachheit halber heute Bruder, wenn sie damit einverstanden sind. Das kennen sie aus der Literatur.
Also meinem Bruder begegnen sie meist vollkommen angstfrei und das nur, weil sie wissen, dass sie beim Aufwachen noch genau da sind, wo sie vor meinem Bruder auch waren! Wenn nicht, dann ist das eher eine pathologische Sache . Aber heute habe ich frei und dann rede ich nicht über Krankheiten.
Sie sind also meist angstfrei bei meinem Bruder und haben Angst vor mir, nur weil sie nicht wissen, wo sie landen werden.
"Meinen sie, diese Angst haben sie auch vor der Geburt gehabt?
Angst ist ein Instinkt und es braucht keine geistige Reife hierfür. Vor der Geburt wussten sie ja auch nicht, was danach kommt. Ihre Welt war der Mutterleib.
Sie waren vor der Geburt schon da gewesen und sind es nach mir auch. Das ist alles! Verstehen sie? Energie ist unzerstörbar! Selbst bei den energielosesten unter ihnen!
So, ich muss jetzt wieder weiter. Irgendwann werden wir uns wiedersehen, nach dem Sterben und dann werden sie mir sicher Recht geben! Denn der Tod lügt nicht.
Noch eine schöne Zeit bis dahin!"

Verbeugung


© Lee


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Beschreibung des Autors zu "Der Tod ist eine freundliche Frau"

Ich hatte diesen Text geschrieben, als wir in unserer Theatergruppe Theaterszenen unter dem Titel Mordslust einübten und diese auch später aufführten.Ich überraschte damit das Publikum vor der eig. Aufführung




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