116. Schritt


Ob ich eine Comicfigur bin oder nicht ist nicht ganz leicht zu ermitteln. Wenn ich mich näher betrachte, verspüre ich so einen eigentümlichen Reiz im Zwerchfell, der mich meist nur dann überkommt, wenn ich einem seltsamen Gnom begegne. Obwohl ich das absolut ablehne, empfinde ich mich ganz deutlich als einen Grund in Gelächter auszubrechen.

Schwierig dabei ist es für mich, daß ich es bin, über den ich gleich lachen muss. Viel lieber hätte ich doch über einen anderen gelacht, aber da hat man sich einen Augenblick lang nicht in der Gewalt, erkennt nicht sofort um wen es sich da handelt, daß der vor mir Stehende ja ein Spiegelbild ist – und schon ist es passiert!

Dann vertrete ich einen Gott: ich sehe mir zu wie blöd ich mich grade benehme und kann nicht mehr an mich halten. Manchmal genügt auch schon eine bloße Erinnerung um mich zu idiotischen Kommentaren hinreißen zu lassen. Kommentaren wie „Oh, isser hintfallt, der Bubi?!“ Oder auch: „Ja, wen hammer denn da wieder, der aussieht wie ein begossenes Pudelchen?!“

Dabei stelle ich mir vor, daß solche Götter wie ich gerade einen vertreten habe, großen Spaß beim Zuschauen haben müssen. Da kommt, im Lauf der Jahre schon einiges amüsante zusammen. Ich muss zugeben, wenn es mir mal, so als Gott versteht sich, langweilig werden würde, dann würde ich sicher auch so etwas Unbeholfenes wie mich basteln. Das würde mir bestimmt die Zeit angenehm vertreiben.

Bevor jedoch der echte Comic von uns Menschen erfunden wurde, da haben sich die Witzfiguren noch richtig verletzt, an Leib und Seele. Da konnten sich die Götter noch so richtig am Werdegang eines ihrer Lebewesen erbauen, bis es dann endlich, eines schönen Tages tatsächlich nicht mehr aufstehen konnte, weil es irgendetwas de facto zerschmettert hatte. Dann mussten sie sich, zu ihrer Spaßbefriedigung, an dessen Nachkommen halten.

Ob die Götter nun gerade hauptsächlich mich beobachten, ob es da noch andere Tollpatsche gibt, die für Götter erfrischende Fehler begehen, oder ob sie heutzutage vielleicht doch lieber gleich Donald Duck lesen, ist mir unbekannt. Mir genügt es aber schon mich höchstselbst andauernd bei Idiotien ertappen zu müssen und hoffe inständig, daß mir keiner dabei zusieht – auch kein Gott – ob ich nun eine Art Comicfigur bin oder nicht.

Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

© Alf Glocker


© Alf Glocker


2 Lesern gefällt dieser Text.



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

Autor: axel c. englert   Datum: 08.05.2015 19:17 Uhr

Kommentar: Comic - Fgur scheint ganz okay!
(Obwohl - wenn ich auf Krause seh'...)

LG Axel

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

Autor: possum   Datum: 09.05.2015 8:42 Uhr

Kommentar: ........Danke dir lieb! ........ LG!

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.05.2015 10:36 Uhr

Kommentar: Ich danke Euch!

LG Alf

Kommentar schreiben zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.