In dem ersten Weinen der Kinder liegt eine Bitte, so wie man aber die Vorsicht außer Acht läßt, verwandelt sie sich in einen Befehl. Haben sie sich anfänglich nur beistehen lassen, so wollen sie sich schließlich bedienen lassen. So entsteht grade aus ihrer Schwäche, der zunächst das Abhängigkeitsgefühl entspringt, später die Vorstellung des Befehlens und Herrschens. Da jedoch diese Vorstellung weniger durch ihre Bedürfnisse als durch unsere Dienstleistungen hervorgerufen wird, so beginnen sich hier die moralischen Wirkungen zu zeigen, deren unmittelbare Ursache keineswegs in der Natur zu suchen ist, und man sieht ein, weshalb es schon in diesem frühesten Lebensalter von Wichtigkeit ist, der geheimen Absicht nachzuforschen, welche die Kinder zu einer Geberde oder einem Schrei veranlaßt.


© Jean-Jacques Rousseau


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Beschreibung des Autors zu "Machtmissbrauch des Kindes"

Quelle:
Emil oder Ueber die Erziehung: Erster Band

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Kommentare zu "Machtmissbrauch des Kindes"

Re: Machtmissbrauch des Kindes

Autor: ulli nass   Datum: 27.02.2014 23:10 Uhr

Kommentar: nicht besonders kluge Gedanken einer problematischen Figur.da lobe ich mir doch Condorcet, Voltaire ...
ulli nass

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