Treuster Begleiter

TREUSTER BEGLEITER

Sie läuft am Fluss entlang. Es ist früh am Morgen. Noch ist es kühl. Der Wind streichelt ihre Haut, voller Mitleid.
So, im Angesicht der Kälte Farben scheinen ihre Gedanken sich blickfixiert im Takt der Schatten zu bewegen. Ein Baum, dann nicht mehr. Ein Baum, und erneut ertrübt sich ihre Sicht im nicht bewusst definiertem Bereich. Ein Bereich der verschwommen und passiv ist, nicht wahrgenommen, und dennoch anwesend. Sie läuft immmernoch am Fluss entlang. Die Sonne erbarmt sich, sich verschlafen über den Horizont zu beugen, hebt die Arme in einer Geste, sie freundlich in diese einzuschliessen.
Trotz all der Helligkeit und Blau sehe ich, sie fühlt die Wärme dieser Einladung .
Der Tau zieht sie aus, fordert sie auf in ihm zu baden.
Sie ist nackt und entblösst. Sie ist nackt im Licht.
So nackt, wie sie auf ehrlichs't Weise die Natur geschaffen hat.
Nackt ist sie, nackt vor ihr und mir.
Sie läuft immernoch am Fluss entlang. Dessen Begleitung sei ihr für immer Freund , auch wenn nur als verblassende Erinnerung , wie ich.
Sie lief am Fluss entlang, versunken in Gedanken.

"Versinke ich in mir? Oder versinkt die Welt in sich? Sag du es mir, treuster Begleiter , denn du hast die Rolle des Beobachters."

Sie schläft, schon wieder, aber es ist gut. denn sie ist nie da, nie schläft sie wirklich und wenn sie dann da ist, ist sie nur wenig answesend. Sie liegt auf dem Bett und ich sehe das es ihr nicht gut geht,
sie tut mir Leid, wie sie da liegt in ihrem Chaos , zwischen Büchern , Weinflaschen, Buntstiften und getragener Unterwäsche .
Ich weis noch nicht genau ob mich dieser Anblick fasziniert oder anwiedert.
Sie ist bunt, und so auch alles um sie herum. Bunt ist nicht gleich schön, bunt ist einfach nur bunt.
Und dennoch umarmen sie ihre Farben, und sie lässt sich ein auf diese tröstende Hülle. Da weint sie, so bitterlich, so einsam ist sie, das ich ebenso weine, ich erinnere mich nicht einmal daran wie es war nicht weinen zu müssen.
Ihre stille Trauer lässt dennoch den ganzen Raum vibrieren, und ihre erstickten Schreie lassen sogar den Himmel Wasser über den Mutterschoß vergießen.
Ich beobachte sie schon lange, ich würde ihr so gerne sagen das sie nicht alleine ist.

Draussen geben die Blätter ein Konzert, ein wildes crescendo, kurz getobt und dann verstummt, wie sie. Ständig wiederholt es sich, das Spiel. Kündigt von Wärme und von Lebenslust, getarnt in Leichtigkeit und Unschuld.
Der Apfelbaum den ich von hier beobachten darf wälzt sich, streckt die Arme gierig in Richtung Sonne, hier bin ich allein mit ihr.
Tiefe, Trauer, Fall, niemals werden ihre Farben wieder froh.
Gewohnheit, Beständigkeit, ergibt sich niemals mehr wie sie ständiger Begleiter war, untreu, ungezähmt.
Ihre Maserung verdunkelt sich.
Dieses Trauerspiel ist unerträglich sowohl für sie, als auch für mich. Früher oder später verliert auch unser Apfelbaum das letzte Blatt.
Dein Schmerz in leises Weinen hat sie ertränkt, kein Wunder wird noch zu uns blicken.
Vernunft und Zuneigung, beide haben sie ausgediehnt. Zusammen haben wir versagt und uns zur Freundschaft, Schuld gemacht.

Ihr Wesen gleicht zurzeit jener leeren Hülle dessen Dasein sie schon lange fürchtete. Es ist die Darstellung einer Emotionslosigkeit dessen Namen ihre Seele trägt.
Sie merkt nun, ihr Untergang ist des Nicht-Fühlens gleich. Verdrängen ist jedoch genauso unwohl und schmerzhaft wie der Realität Stoss der sie täglich daran erinnert Mensch zu sein.
Ein Mensch entstanden aus Erwartungen die nicht ihr Eigen sind.
Den Ursprung ihrer Wahrnehmung als sei es ihre eigene, ihr angeeignet.
"Also wer bin ich wirklich? Eie ist es möglich zu definieren, wenn man von einer Basis ausgeht, einer definierten Basis ."


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Beschreibung des Autors zu "Treuster Begleiter"

Beobachtungen aus der Sicht eines Stoff-Tieres

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