Ich habe euch schon einmal erzählt, dass die Liebe viele Facetten hat. Und heute möchte ich auf eine Ebene eingehen, die mir sehr am Herzen liegt.
Schon in den 10 Geboten wurde darauf hingewiesen, dass es eine gute Tat ist, seinen Nächsten zu lieben, denn Nächstenliebe ist etwas sehr Wichtiges.
Mir geht es heute nicht explizit um die jüngere Generation, sondern um die älteren Menschen, die die meiste Zeit ihres Lebens schon erfolgreich (üb-)erlebt haben.

Ich war eben zusammen mit meinem Hund einkaufen. Einmal in der Woche parkt bei uns ein Wagen im Dorf, wo man gebratenes Hühnchen, Bratwurst, Pommes etc. kaufen kann. Mein Hund und ich haben es uns zum Ritual gemacht, diesen Stand zu besuchen.
Seit ein paar Wochen treffen wir dabei immer einen nicht mehr ganz jungen Mann mit seinen zwei Chihuahuas. Er redet mit mir immer über seine Hunde, während wir auf unser Essen warten. Heute habe ich ihn mir mal ein bisschen genauer angesehen, und ich konnte nicht sagen, ob er einer dieser arbeitslosen „Penner“ war, die sich hier häufiger im Dorf rumtreiben, oder doch tatsächlich ein Rentner, da er doch älter auf mich wirkte, aber oft betonte, dass er nicht so viel Geld zur Verfügung hätte. In unserem Gespräch heute ließ er nebenbei fallen, dass er in einer Rentnerwohnung lebe.
Und da funkte eine Synapse in meinem Gehirn.

Was ist aus unserer Gesellschaft geworden, wenn wir nicht einmal mehr einen Rentner, der sein ganzes Leben hart gearbeitet hatte und nun von dem migrigen Geld lebte, was wir als „Rente“ bezeichnen, von einem Menschen, der sich auf der Straße rumtreibt, weil er es nicht einsieht, sich einen vernünftigen Job oder, bei Problemen, die dies verhindern, Hilfe zu suchen? Wo genau ist da die Nächstenliebe zur älteren Generation?
Meine Mutter hat vor einiger Zeit einen Brief von der Rentenversicherung bekommen; ein lahmer Wisch, der über diese und jene möglichen Konditionen informierte. Doch eins war interessant: Als Rentner „darf“ man sich zu seiner gesetzlichen Rente bis zu 525 Euro im Monat freiwillig in Form eines Minijobs dazuverdienen. Ich lachte bitterlich.
Wir können das nun auf die „lächerliche Regierung“, die „verlogene Politik“ oder die „raffgierigen Ausländer“ schieben. Doch seien wir mal ehrlich: Eigentlich sind doch wir die Schuldigen.

Von vielen Leuten weiß ich, dass wenn sie an das Leben denken, zuerst an sich denken. Nicht „Wie wird das Leben für uns Menschen auf der Erde aussehen?“, sondern „Wie wird mein Leben aussehen?“.
Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch das gute Recht dieser Person. Aber irgendwann sollten die Gedanken weiter wandern, über das eigene Ego hinaus. Wenn ein jeder von uns einen gewissen Grad an Nächstenliebe sowohl zur älteren als auch zur jüngeren Generation zeigt, können wir vielleicht eine bessere Zukunft gestalten.

Ich möchte mich das nächste Mal, wenn ich einen älteren Menschen sehe, nicht mehr mit dieser Frage befassen müssen.
Gerne würde ich diese Menschen mit einem verschmitzten Grinsen in den Fußgängerzonen herumlaufen oder sitzen sehen und lachend von einem Abenteuer erzählen hören, dass sie als Kind oder junger Erwachsener erlebt haben. Uns ist es doch nur möglich, in genau dieser Welt zu leben, in der wir gerade existieren, weil unsere Vorgänger irgendwas richtig gemacht haben. Und wollen wir diesen Menschen nicht ein bisschen was dafür zurückgeben?


© a.k.heidmann


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