Ich bin eine Fachperson aus dem Sozialwesen die mit sogenannten Menschen mit einer psychischen Störung arbeitet. Das beschreibt vereinfacht erklärt, eine Person, welche während Ihrer psychischen Lebensbewältigung - meist von offiziellen oder selbsternannten Vertretern der Gesellschaft - gestört wurde. Und der Störenfried bleibt nun hartnäckig vor Ort bis die betroffene Person wieder normal bzw. ungestört wird. (Ein bisschen als würde man neben jemanden warten und sich weigern zu gehen, bevor er nicht alleine ist)
Manchmal bezieht sich die Störung auch auf einen Prozess (meist im Gehirn bzw. im Stoffwechsel), welcher vorübergehend oder anhaltend seine eigentliche Funktion nicht erfüllen kann; was zu erheblichem Leiden des Betroffen und/oder seines Umfeldes führt. Für diese Situationen bin ich aufrichtig dankbar für unsere Gesundheitsversorgung und weit entwickelten, wirksamen Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten.
Ich glaube aber es ist oft ein bisschen von Beidem. Und für erstere Störung fühle ich mich mitverantwortlich. Es ist erheblich einfacher, bei meinem Gegenüber dysfunktionale Denk- und Handlungsmuster auszumachen, als bei mir selbst. Ich kann mich glücklich schätzen, dass mich meine Sozialisation weitgehend gesellschaftlich akzeptierte Prozesse zur Selbstregulierung gelehrt hat; Sport, Kartoffelchips, Sex und Machtillusionen gepaart mit teilweise narzisstischer Selbstverliebtheit. Das gibt mir jedoch kein Recht mich über meinen Mitmenschen zu erheben, dessen Werdegang eine Regulierung über Nikotin, Gewalt, Selbsthass oder infantile Hilflosigkeit hervorgebracht hat. Beides sind in erster Linie austauschbare Lösungsstrategien welche sich für den jeweiligen Lebenskontext offenbar bewährt haben.
Verstehen Sie mich bitte richtig. Ich bin nicht für eine alles geht, alles ist erlaubt Gesellschaft. (Immanuel Kant sagt treffend; dass die Freiheit des Einzelnen nur soweit gehen darf, dass sie die Freiheit des Nächsten nicht einschränkt) Doch ich plädiere für etwas mehr Toleranz seitens derjenigen, welche bislang in ihren Köpfen (noch) ungestört treiben wie's ihnen beliebt gegenüber denen, die gestört worden sind und manchmal einfach wieder in Ruhe gelassen werden möchten.
Ich befürchte, wir erschweren den Betroffenen den Wiedereinstieg in unsere Gesellschaft erheblich, wenn wir uns von Ihnen abgrenzen. Denn die eigentlichen Unterschiede sind oft minimal, doch weil es einigen von uns gelingt unsere Prozesse unauffällig und gesellschaftskonform abzuwickeln, werden wir dabei nicht gestört.
Gefühlsduseleien
Ein Tag brachte Enttäuschungen.
Gescheiterte Versuche,
warfen kalten Schnee auf die Gedanken.
Träume sprangen aus den Wolken,
sie brachen sich beinahe das Genick,
doch sie [ ... ]