Mein Leben in Isolation

Zunächst einmal, dies ist keine schöne Geschichte über Liebe mit einem Happy End. Es kommt auch kein Hauch Fantasy oder Sience Fiktion darin vor. Dieses Buch ist Realität. Meine Realität.
Ich bin kein Fan von Kontakte knüpfen oder ähnlichem. Vielleicht ja doch nur ich habe es nie erlebt. Ich lebe generell nicht wirklich. Körperlich bin ich anwesend nur seelisch nicht. Ich weiß klingt jetzt psychisch gestört oder so aber ich fühle mich seltsam wenn ich andere Leute ansehe wie sie miteinander reden, so als ob gar nicht da wäre. Ich weiß nicht wie es weiter geht. Langsam fange ich an zu glauben ich hätte keine eigene Identität mehr oder hatte sie nie und meine Schweigsamkeit wird ewiglich mit Schüchternheit abgetan. Das denke ich schon länger, so seit der sechsten Klasse, jetzt bin ich in der neunten. Nun könnte man denken „Ach die ist erst 14 das ist nur eine Phase“. Kann sein, ich denke dem ist nicht so. Ich wollte sogar mal zum Psychiater weil ich dachte vielleicht wird es dann leichter, besser. Doch meine Eltern haben mich nicht ernst genommen, so wie immer. Meine Mutter behauptet mich besser zu kennen als ich mich selbst. Dabei wollte ich einfach nur wissen was mit mir falsch ist. Alle scheinen mitten im Leben zu stehen und ich steh daneben und weiß nicht mal ob ich überhaupt wirklich da bin. Allgemein ist das sehr schwierig zu erklären aber mittlerweile denke ich das, dass vielleicht ja auch normal ist und ich mir nur mehr Gedanken über das Leben machen als andere Menschen. Kann ja durchaus sein. Irgendwie hört sich das hier wie mein Abschiedsbrief an Familie und Freunde an. So sollte es eigentlich nicht klingen. Trotzdem, während ich das hier schreibe fliesen mir salzige Tränen die Wangen runter. Ich weine selten. Selbst als mein Opa gestorben ist habe ich nicht geweint. Erst drei oder 4 Tage später, aber auch nur höchstens 10 Sekunden. Vielleicht ein Schutzmechanismus von mir. Ich weiß man soll seinen Gefühlen freien Lauf lassen, doch ich kann das nicht. Mein häufigstes Gefühl ist entweder vollkommene Leere oder Eifersucht. Auf alle möglichen Menschen. Ich komme mir gerade sehr egoistisch vor weil ich nur über mich rede. Meine Freunde kommen mir auch weit entfernt vor, also seelisch. Einmal habe ich ihnen davon erzählt das sich die Welt und alles um mich herum seltsam unreal anfühlt. Von einer Freundin davon habe ich mich sogar leicht verstanden gefühlt als sie sagte es ginge ihr auch manchmal so. Doch ich bezweifle das sie es wirklich versteht. Sich von seinem Leben isoliert zu fühlen können denke ich wenige Menschen nachempfinden. Die Zeit vergeht meiner Meinung nach auch viel zu schnell. Mir ist besonders aufgefallen das wenn andere Leute mir eine Frage stellen ich wesentlich länger brauche als andere. Meine Mutter findet dass unhöflich das ich nicht direkt antworte. Ich hab gar nicht erst richtig versucht zu erklären, dass ich anders bin und die Zeit schneller vergeht. Mein Leben rauscht an mir vorbei und ich habe Angst, dass ich deswegen mal ernsthafte Probleme bekomme. Ich möchte normal sein. Nicht so viel nachdenken wäre da sicherlich sehr hilfreich. Aber wie man dem Text entnehmen kann funktioniert das natürlich nicht…


© Kerstin


2 Lesern gefällt dieser Text.






Kommentare zu "Mein Leben in Isolation"

Re: Mein Leben in Isolation

Autor: noé   Datum: 23.10.2014 21:16 Uhr

Kommentar: Ich bin sehr skeptisch an diesen herangegangen. Aber ich habe ihn sehr interessiert bis zum Schluss gelesen.
Entweder ist das eine fundierte Selbst-Reflektion oder aber eine verdammt sensible Phantasie.
Auf alle Fälle einfach gut!
noé

Re: Mein Leben in Isolation

Autor: noé   Datum: 23.10.2014 21:16 Uhr

Kommentar: An diesen Text - wollte ich natürlich schreiben ...

Re: Mein Leben in Isolation

Autor: Kerstin   Datum: 23.10.2014 21:22 Uhr

Kommentar: Danke für diesen super Kommentar. Ich fühle mich sehr geschmeichelt :)

LG Kerstin

Re: Mein Leben in Isolation

Autor: Uwe   Datum: 24.10.2014 6:11 Uhr

Kommentar: Liebe Kerstin,
glaub mir, ich kenne so viele Mädels deines Alters, die genau deine Empfindungen und Schwierigkeiten - HATTEN, und jetzt strahlen wie die Morgensonnen! Das von dir Erlebte ist für sensible Frauenzimmer durchaus "normal", auch du kommst da raus aus der Nummer dieses dumpfen Hauses. Einen entscheidenden Schritt aus der hintersten Eck´ deines Schneckenhausversteck´ hast du getan, du reflektierst, vergleichst, wertest (und leider wertest du dich manchmal dabei ab). Und schreibst! Gut so! Und über Eltern hat sogar der alte Sigmund Freud (als Vater) geschrieben (jetzt von mir nicht wörtlich): Sie sind besonders gut für die Kinder - als schlechtes Beispiel benannt zu werden.
Lach darüber.
Lieber Gruß
Uwe

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