Wohlstandsverwahrlosung

Wohlstandsverwahrlosung

Ein schockierender Umfrage-Befund ergab sich kürzlich zur Übergriffigkeit und Geschlechtermoral unserer jungen Männer zwischen 18 und 35 Jahren ( da sind die Eltern zwischen Anfang 40 und Mitte 50)
'Eine Ohrfeige geht schonmal in einer Partnerschaft (34%).Eine Mehrheit sieht die Frau am liebsten am heimischen Herd. Sichtbare Gleichgeschlechtlichkeit lehnen 48% ab. Und mit einer Frau, die schon mehrere Sexualpartner hatte,möchte etwa die Hälfte keine Beziehung eingehen.'

Scheinbar unbemerkt gab es offensichtlich eine dramatische Rolle rückwärts.Die Aufklärung,der Abbau von Rollenklischees und von männlichem Dominanzverhalten schienen doch längst Realität.Die Werbung verkaufte uns den liebevollen jungen Mann erfolgreich als Normvariante.
All dies erweist sich nun teilweise als Trugbild.Es sind nicht (nur) mediterrane oder nordafrikanische junge Macho-Männer, es sind eindeutig auch unsere Wohlstands-Bübchen, die nahezu unbemerkt in unsere modernen digitalen Welt eine Kehrtwende vollzogen.
Das kann uns letztlich nur Spiegel einer Gesellschaft sein, die unter dem Druck der vielen neuzeitlichen Probleme und bei steter Vergrößerung der sozialen Schere irgendwie . . . ihre Maske verliert. Eine Schande ist es auf jeden Fall und guter Rat ist teuer.
Der Befund steht im Zusammenhang mit äußerst wichtigen unbeantworteten Fragen : warum hat die AfD gerade fast 20% Umfrage-Wähler ? Warum gibt es ein völlig überzogenes(von Hass geprägtes) Bashing der Grünen? Woher die Sehnsucht nach einem Gestern (das doch stets nostalgisch verklärt wird) nach einfachen Lösungen? Woher diese typische deutsche Fixierung auf Besitzstandswahrung und Ablehnung von Veränderung?

Die Umfrageergebnisse zeigen leider einen deutlichen Trend zur Polarisierung,auch wenn die Mehrheit der Bundesbürger noch überzeugend demokratisch auf dem Fundament von Grundgesetz und europäischer Ethik steht.
Im alten Schema von recht/links muss man leider eine deutliche Bewegung nach rechts konstatieren.
Wenn Menschenwürde,Gleichberechtigung,sexuelle Selbstbestimmung,Solidarität,Inklusion,Offenheit und Freiheit (nicht die neoliberale) nicht mit Überzeugung verteidigt werden, wird es uns nicht gelingen, die gigantischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zu bewältigen.

© ulli nass

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