Ich bin Speditionskaufmann. Einhundertfuffzig Mitarbeiter rollen tagtäglich für meine Firma den Käse zum Bahnhof und tragen Eulen nach Athen.

Nun soll ich eine Neuerfindung auf dem Automarkt liefern. Ein Prototyp eines „Heilig`s Blechle“ soll von schönen Schwabenländle zum Arsch der Welt geliefert werden. Dr. Winkel, der Arsch der Welt, hat schon Vorkasse geleistet und ich lache mir ins geballte Fäustchen.

Aber... ein chinesisches Sprichwort sagt: Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!

Das heilige Blechle aus dem schönen Schwabenländle fährt tatsächlich nicht! Ein Barbier aus Sevilla, ohne Abschluss, hat unautorisiert den Motor frisiert. Jetzt fährt das Automobile nicht mehr und ich muss erstmal diesen Karren aus dem Dreck ziehen.

Der Arsch der Welt denkt, ihm fliegt das Blech weg. Das heilige Blechle trifft einfach nicht bei ihm ein. Mein Kunde, der Herr Dr. Winkels verklagt mich, wegen Betruges. Sein Winkeladvokat wirft mir vor, mein Geschäftsgebahren sei schlechte Augenwischerei. Nun, dann brauche ich eben einen Mitarbeiter, der in Zukunft professionelle Augenwischerei betreibt. Ich schreibe einen erfahrenen Augenwischer aus.

Wir werden das heilige Blechle zum Arsch der Welt schieben müssen. Da ich das genauso wenig alleine kann, wie das Gewicht der Welt auf meinen Schultern tragen, beschließe ich, eine Autoschieberbande zu gründen.

Der Mike macht mal schnell von drüben rüber und meine Sekretärin kocht ihm einen leckeren Einheitsbrei. Weil der Mike, der sieht ganz ausgehungert aus. Kein Wunder. Musste der arme Mike doch ein halbes Leben lang für Honnys Lampenladen schuften und immer hat er seinen dürren Wendehals über die Mauer gereckt. Nachdem Würfel, Groschen und Mauer endlich gefallen sind, habe ich Mike dann alsbald eine neue Heimat gegeben in meinem Transitunternehmen. Jetzt geht mir Mike treu zur Hand. Wenn ichs nich besser wüsste, würde ich meinen, dass Mike der Besserwessi ist. Oder nur einfach der bessere Wessi.

Kollege Barthels holt noch schnell den Most (weil Hopfen und Malz schon verloren sind) und gemeinsam betrinken wir uns mit altem Wein aus neuen Schläuchen, während wir darüber nachsinnen, wie wir Winkels Advokat einen auswischen können. Barthels ist ein patenter Kerl und der Richtige, wenns um Schiebung geht. Barthels hat schon so manches Kamel durchs Nadelöhr geschoben, jede Menge Katzen im Sack verkauft. Für bare Münze! Auch Schmidts Katze und Schrödingers Katze. Er ist ein ausgezeichneter Schütze, der mit Kanonen auf Spatzen schießen kann. Mit echtem Schrot und Korn. Außerdem betreibt er ein Bombengeschäft.

Zwei liebreizende, junge Damen werden bei mir vorstellig; Eine gewisse Anna Bolika und die schöne Koko Lores. Koko Lores ist Nackttänzerin. Ihre Spezialität sind Drahtseilakte. Als ich Koko, nackt wie Gott sie schuf, auf dem Drahtseil tanzen sehe, kommt es mir! Wir locken diesen Arsch der Welt in die Venusfalle und dann hängen wir ihn und das Sextape an die große Glocke. Wir müssen also Dr. Winkel filmen, wenn Koko gerade beim Sex die Grätsche macht und Dr. Winkel ihr dabei gnädigerweise den Gnadenstoß gibt. Wir können ihn dann mit dem Sextape erpressen und er wird denken, er ist im falschen Film. Wir ziehen dem Arsch der Welt das letzte Hemd aus, das keine Taschen hat. Bald ist der der Schneekönig aus Schnee von Gestern.

Aber ich brauche dazu noch die Zweitbesetzung und jemanden, der die Casting-Couch ins Oberstübchen schleppt.

Ich lade Anna Bolika zum Bewerbungsgespräch. Bei einer schönen Tasse Blümchenkaffee und Mutterkuchen besprechen wir, wie wir dem Arsch der Welt ein X für ein U vormachen werden. Diese Anna ist nicht ohne. In einer „Nackt und Nebel“ Aktion nehme ich sie mit „einmal mit alles“ . Wir werden körperlich. Anna hat es faustdick hinter den Ohren und fasst mir an die eigene Nase. Wir lassen den Bär steppen und den Pabst im Kettenhemd boxen und dann gießen wir noch ein wenig Öl ins Feuer. Anna pfeift endlich aus dem letzten Loch, während icke schon die Nachtigall trappsen höre.

Letztlich bin ich von Annas anatomischen Grundzügen beeindruckt. Sie ist zwar eine blöde Gans, aber wenigstens eine, die goldene Eier legt. Sie will sich noch irgendwo schnell frisch machen. Ich glaube ja, dass sie nicht ganz sauber ist. Heimlich sehe ich ihr zu, wie sie sich auf dem Damenklo mit dem Klammersack pudert.

Mein verdrehter Rechtsverdreher meint, auf die beiden jungen Damen müsste man vorsichthalber ein Auge werfen. Gesagt, getan. Natürlich werfe ich nicht mein eigenes Auge, sondern reiße das meines Wachmanns heraus und werfe es nach den Ladies. Muss er halt in Zukunft mit einem Holzauge wachsam sein.

Stolz wie Blücher oder Baron Münchhausen komme ich an den Haaren herbei gezogen und -

Ich binde meinem neuen Bärendienstler einen berliner Bären auf und schicke ihn zum Arsch der Welt, der sowieso schon aus dem letzten Loch pfeifft. Dr. Winkel ist am Arsch. Dr. Winkels ist ein elender Makulaturist. Das twittern schon die Spätzchen von den Dächern. Leider konnte ich ihm ja nicht mit dem heiligen Blechle in die Parade fahren. Ich setze mir stolz die Schiebermütze auf und schiebe Dr. Winkels den schwarzen Peter rüber – in einem trojanischen Pferd verpackt, das ich von hinten aufzäume. Ich gebe ihm Pustekuchen zu fressen! Hoffen wir mal, dass die Lieferung ankommt.

Aber jetzt schlafe ich erstmal bis in die Puppen, die ich vorher noch tanzen lasse. Mal sehen, ob ich morgen in die Puschen komme.

Aber da kräht kein Hahn im Korb danach.


© Hartmut Holger Kraske


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Kommentare zu "DER FABELHAFTE AUGENWISCHER"

Re: DER FABELHAFTE AUGENWISCHER

Autor: Michael Dierl   Datum: 03.04.2021 22:00 Uhr

Kommentar: :-) Tja, so ist das echte Leben!!! Hart und gemein! Total realistisch geschrieben. Nix für Greenhörner! Ich würde sagen Text erst ab 21 Jahre lesen!

LG Michael

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