Die große Neujahrsansprache im Affenstall

© Alf Glocker

„Liebe Bürger und Bürgerinnen, träumen Sie sich keine Elefanten, tanzen Sie mit den Mäusen auf dem Tisch, wenn die Katze aus dem Haus ist. Machen Sie sich Illusionen – denken Sie nicht! Und wenn, dann höchstens mit! Mein Vorschlag: Ich sage vor und Sie sprechen alle nach…ich bin klein, mein Herz ist rein, kann niemand hinein, außer ich, als Betrügerlein!

Alle haben doch nun genug Bananen bekommen. Die Republik ist versorgt und die Ratten verbreiten, nein, nein, nicht die Pest, sie bereiten uns Wohlstand, mit Abstand, ohne Aufstand – und wenn, dann steht jeden Tag ein Dummer auf…ach, was sag ich?! Einer? Es sind Millionen, die sich von mir verscheißern lassen – und von meinen Kollegen.

Wir sind ein gutes Team! Nichts ist uns fremd – da kann kommen was oder wer will, da kann etwas fremd sein, wie es fremder nicht mehr geht…wir machen es schon für Sie passend. Und was tun Sie? Sie nehmen jetzt einmal die Demokratie selbst in die Hand und fressen alles was auf den Tisch kommt, respektive uns aus der Hand. Das passt dann schon!

Ich habe mich Ihrer angenommen! Ich werde ihnen meine Hege und Pflege angedeihen lassen, Sie hätscheln und tätscheln, sie einlullen, Ihr Gehirn waschen, denn ich bin einer der mit allen Abwassern gewaschen ist. Das möchte ich Ihnen nur einmal näherbringen… Ich bin sozusagen, ihr Oberaffe, der im Oberaffenhaus haust und dem’s vor gar nichts graust.

Wie Sie längst wissen, oder zumindest längst wissen sollten, hangle ich mich von Diät zu Diät, spiele Ihnen einen Streich nach dem anderen, manchmal auch sieben auf einmal – weshalb ich auch mühelos als tapferes Schneiderlein durchginge. Dabei bin ich alles andere als tapfer: Für eine halbvolle Bananenschale würde ich sogar meine eigene Mutter verkaufen!

Das lassen Sie sich bitte gesagt sein und zweifeln Sie auch bitte niemals daran, daß ich eigentlich gar nicht weiß was ich anrichte, wenn ich wieder mal so salbungsvollen Schmonsens daherrede, der vielleicht eines Affen würdig ist, aber sonst niemandem zur Ehre gereicht! Affen brauchen keine Ehre! Die können wir getrost den Kamelen überlassen, die geifern besser.

Machen Sie sich, liebe Mitaffen nichts aus irgendwas, uns kann nichts passieren, solange mir alle brav auf die Bäume nachhüpfen…und zwar bis drei. Denn wer dann noch nicht ganz oben ist, der muss mit Wildschweinen rechnen. Die sind nämlich überall und überall auf unser Wohl scharf wie Nachbars Lumpi, oder Großvaters spitzes Küchenmesser.

Lassen wir es gut sein! Lassen wir einfach alles gut sein – nichst könnte uns besser stehen als das Gutseinlassen. Worauf Sie einen lassen können…denn zu uns passt einfach auch alles. Alles gehört zu unserem Lande! Seien sie sich dessen gewiss. Ob Sie, liebe Affenbande allerdings noch zu uns gehören, das entscheidet, im Zweifelsfall, das Banangericht!

Sämtliche Raubtiere haben es gekauft, damit wir endlich ein Einsehen in die Absichten haben, die durch schlechte Aussichten entstanden sind und täglich neu entstehen – und zwar immer mehr. Glauben Sie mir, daß ich absolut nichts zu sagen habe, obwohl Sie mich doch reden hören? Reingefallen! Ich bin nichts weiter als ein Lautsprecher…

Mein Text wurde in der Welt-Zoozentrale für Sie vorbereitet, von Psycho-Affen überprüft und von Gier-Affen genehmigt. Was sie jetzt also zu hören glauben ist das Ergebnis eines gewaltigen Affentheaters, dessen Hauptsitz im Nirgendwo liegt, keinem intakten Gehirn entsprungen ist und eigentlich auf den Müll gehört. Machen Sie’s gut, gut, gut, gut, gut, gut…

Ende der Durchsage. Die Schüssel hat einen Sprung – die Übertragung muss unterbrochen werden. Der amtliche Affenfunk ist damit beschäftigt den Schaden zu beheben, womit allerdings nicht der Dachschaden gemeint ist. Denn auch der passt vorzüglich zu uns, ist uns nicht fremd, bereichert uns enorm und findet seinen Ausdruck in idiotisch verdrehten Allgemeinplätzen“.


© Alf Glocker


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