Bredenberg ließ mitteilen, dass auch für ihn nun die Sommerzeit offiziell begonnen habe. Er, Bredenberg, wisse, dass die Eröffnung der Sommerzeit eine von Amts wegen eingerichtete Maßnahme sei, um allen Mitbürgern, so auch Bredenberg, jeden Zweifel zu nehmen, dass es wieder einmal vorwärts gegangen sei, und sei es nur mit der Jahreszeit.

Bredenberg, so ließ er wissen, sei sich der Verantwortung bewusst gewesen und habe pünktlich in der Nacht von Samstag auf Sonntag die in seiner Wohnung und in seinem Fahrzeug befindlichen Uhren exakt um eine Stunde vorgestellt und damit, wie seine Zeitgenossen, auch nach außen dokumentiert, dass Vorwärtsschreiten, Zügigkeit und Überspringen Zeichen und Signale seien, die niemanden heutzutage mehr unberührt lassen könnten.

Bredenberg ließ weiterhin mitteilen, dass es ihm wie vielen anderen durchaus bewusst sei, dass der Anbruch der Sommerzeit auf dem Verwaltungswege keineswegs ein einklagbares Recht bereitstelle, ein dem Worte nach entsprechendes Klima, wie es in Poesie und Lyrik dem Worte "Sommer" oft zugeordnet würde, zu verlangen. Bredenberg, so ließ er weiter informieren, wisse nur zu gut, dass auch nach Verkündigung der Sommerzeit hin und wieder mit Regenfällen, Hagelschauern, ja sogar mit einzelnen Schneefällen und Frosteinbrüchen zu rechnen sei.

Im großen Ganzen aber, so ließ Bredenberg verlauten, könne man darauf vertrauen, dass der Winter als klimatischer Faktor mit seinen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gewerbe, auf Handel und Wandel eine gute Stunde zurückliege.

Bredenberg, so hieß es weiter, werde aus der Tatsache des Anbruchs einer neuen Zeitrechnung auch persönliche Konsequenzen ziehen und darüber nachdenken, welche seiner üblichen Tätigkeiten er nunmehr bei Tageslicht verrichten oder gar außerhalb räumlicher Einengungen verlagern könne. Hier, so ließ Bredenberg wissen, habe er schon gewisse Vorstellungen, die er aber erst zu einem späteren Zeitpunkt offiziell bekannt gebe.

Bredenberg schloss seine Ausführungen mit dem Dank an die für diese Maßnahme verantwortlichen Entscheidungs- und Verwaltungsstellen und ließ bekunden, dass er allen Zeitgenossen einen wunderschönen Sommer wünsche, der nunmehr offiziell in Angriff genommen werden könne.


© Rolf Kirsch


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